Hunsrückbahn gibt‘s nicht zum Schnäppchenpreis

MORBACH/FRANKFURT. Ob und wann am Morbacher Bahnhof wieder Züge fahren, das ist noch immer völlig offen. Während die Landesregierung plant, die Strecke wegen der Anbindung des Flugplatzes Frankfurt-Hahn teilweise zu reaktivieren, will die Bahn sie verkaufen oder stilllegen. Bis heute können Interessenten im Internet ein konkretes Angebot der DB Netz AG einholen. Fünf Interessenten haben sich bis gestern gemeldet.

Heutzutage bekommt man im Internet nahezu alles: von der elektrischen Zahnbürste bis hin zur Urlaubsreise in der Südsee. Auch die Hunsrückbahn-Strecke von Stromberg nach Morbach ist derzeit im Internet ausgeschrieben. Doch ein "Schnäppchen" wird die 64 Kilometer lange Strecke wohl nicht: Die Deutsche Bahn rechnet mit 862 000 Euro Investitionen, die nötig wären, um Sicherheitsmängeln abzuhelfen. In den kommenden fünf Jahren müssten weitere sieben Millionen Euro investiert werden. Auf der Strecke nach Morbach gibt es seit 1976 keinen regelmäßigen Personen-Nahverkehr mehr. Der Güterverkehr wurde wegen zu geringer Nachfrage vor drei Jahren eingestellt. Um den weiteren Betrieb streiten die Deutsche Bahn und das Eisenbahnbundesamt (der TV berichtete). Für eine Reaktivierung der Gleise bis nach Morbach gibt es derzeit wenig Aussichten. Die in Mainz geplante Reaktivierung berücksichtigt nur die Strecke bis zum Flughafen Frankfurt-Hahn. Abgenutzte Gleise, instabiler Schotter und marode Brückenbauwerke bereiten Probleme. "Wasser, das in Stützmauern eindringt, kann viel kaputtmachen", erläutert Cornelia Rauchenberger, Pressesprecherin der Deutschen Bahn in Frankfurt. Wurzeln von Bäumen und Sträuchern hätten die Statik zudem beschädigt. Die Frist, um ein konkretes Angebot der DB einzuholen, läuft heute ab. Derzeit weiß DB-Sprecherin Cornelia Rauchenberger von fünf Interessenten, mit denen die Bahn Gespräche führen will. Einer davon ist die RP Eisenbahn (RPE) in Wachenheim, die die Strecke in der Vergangenheit von der Bahn gepachtet und in Eigenregie betrieben hatte. Unter deren Federführung hatten in der Vergangenheit auch Ausflugsfahrten nach Morbach stattgefunden. Doch RPE-Geschäftsführer Norbert von Schivanovits klingt im Gespräch mit dem TV nicht optimistisch. Interessant wäre ein solches Verkaufsangebot bei einem symbolischen Kaufpreis "von einem Euro". Doch die Bahn stellt sich offenbar mehrere Millionen Euro vor, die sich zu den Sanierungskosten hinzuaddieren würden. Das Wachenheimer Unternehmen würde für den Kalktransport der BASF nach Ludwigshafen gern die komplette Strecke bis Langenlonsheim erwerben. Doch diesen Teilabschnitt will die Bahn selbst weiterbetreiben. Kommt kein Verkauf zustande, will die Bahn die Strecke stilllegen. Die DB Netz AG fürchtet, dass die Investitionen verloren seien, wenn es später nicht zu einem Streckenausbau zum Flughafen Frankfurt-Hahn komme. Das Verkehrsministerium hält dagegen laut Pressesprecherin Dörte Büchel an seinen Ausbauplänen fest. Einen konkreten Zeitpunkt für den Ausbau könne sie nicht benennen, da im Zuge der Reaktivierung rund die Hälfte der 80 Bahnübergänge neu gestaltet werden müssten und dabei Rechtsverfahren nicht auszuschließen seien.

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