Hunsrückhaus: Kein Geld, kein Personal und noch immer kein Programm für 2017

Erbeskopf · Das Hunsrückhaus ist das Tor zum Nationalpark. Im Gegensatz zu den Vorjahren fehlt derzeit aber das Veranstaltungsprogramm für nächstes Jahr. Nach dem letzten Seminar in diesem Jahr: "Leben mit dem Hund" ist Schluss. Hausleiterin Almuth Brandstetter ist nicht erreichbar. Marc Hüllenkremer, Bürgermeister der VG Thalfang und Vorsitzender des Zweckverbands, kündigt Personlaveränderungen an.

Hunsrückhaus: Kein Geld, kein Personal und noch immer kein Programm für 2017
Foto: klaus kimmling (m_huns )

Erbeskopf. Nicole Helbig aus Trier hat schon mehrmals Seminare im Hunsrückhaus am Erbeskopf besucht. Die Schmuck-Designerin ist selbstständig und ist immer am kreativen Austausch interessiert. Und so wollte sie sich einen Überblick über das Programm des nächsten Jahres verschaffen.

Aber es gibt noch keines. "Normalerweise findet man das Programm für das nächste Jahr um diese Jahreszeit schon im Internet. Aber da ist noch gar kein Termin eingetragen", sagt Helbig. Sie griff kurzerhand zum Telefon und erkundigte sich. Aber auch im Hunsrückhaus konnte man ihr nicht weiterhelfen. Es gebe noch kein Programm, und es sei noch nichts geklärt, was nächstes Jahr geboten werde, hieß es. "Das kann doch nicht sein, jetzt wo das Hunsrückhaus auch zum Nationalpark gehört", wundert sich Helbig.

Das Hunsrückhaus wurde vor 16 Jahren als Umweltbildungsstätte am Erbeskopf gebaut. Im Jahr 2015 kamen allein 30 000 Besucher, es wurden 130 Veranstaltungen - von der Kräuterwanderung bis zum Korbflechten angeboten. Zudem wurde in diesem Jahr das Angebot ausgeweitet auf Themen wie "Work Life Balance" oder "Kraftort Wald", wie Hausleiterin Almuth Brandstetter dem TV gegenüber erläuterte (TV vom 19. Januar). Der Träger des Hunsrückhauses ist der Zweckverband Erbeskopf, dem der Landkreis, die VG Thalfang, die Einheitsgemeinde Morbach und die Ortsgemeinden Malborn, Hilscheid, Thalfang, Gräfendhron und Deuselbach angehören.Hohe Erneuerungskosten


Der Zweckverband, dem neben dem Hunsrückhaus auch das Wintersportzentrum angehören, hat Schulden in Höhe von 1,357 Millionen Euro. Nach der Schaffung des ersten Nationalparks in Rheinland-Pfalz will das Land das Hunsrückhaus als eines von drei Eingangstoren des Nationalparks Hunsrück-Hochwald ausbauen. Dazu sind hohe Investitionen nötig, denn neben einer Erneuerung des Ausstellungsbereichs muss auch das Haus selbst renoviert werden.

Allein für die Erneuerung der Ausstellung rechnete Brandstetter mit Kosten von bis zu einer Million Euro (TV vom 22. Juli). Auf eine TV-Nachfrage gab es vom Hunsrückhaus keine weiteren Informationen: Hausleiterin Almuth Brandstetter war nicht zu erreichen. Sie sei in Urlaub, hieß es.
Marc Hüllenkremer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Thalfang, erklärt dem TV gegenüber den Stand der Dinge.

Dabei erinnert er an die Kooperationsvereinbarung, die der Zweckverband und das Land im Juni unterzeichnet haben, womit die Natur- und Umweltbildung am Erbeskopf auf eine "neue und zukunftsweisende Grundlage" gestellt werden. Das Hunsrückhaus werde Tor zum Nationalpark und bringe "ideale Voraussetzungen" mit. So sei der Standort überregional bekannt und eingeführt. Das Hunsrückhaus sei eine anerkannte Umweltbildungsstätte. Mit der Kooperationsvereinbarung soll diese Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren auf eine neue Grundlage gestellt werden, so Hüllenkremer weiter.Land beteiligt sich


Das Land Rheinland-Pfalz beteilige sich mit jährlich bis zu 150 000 Euro daran. Im Rahmen jener Kooperationsvereinbarung ginge es nun darum, "diese Bemühungen mit denen der anderen Akteure zusammenzuführen, Synergieeffekte zu schaffen und neue Initiativen auf den Weg zu bringen." Diese Vereinbarung stelle "die Krönung der an diesem Standort vom Zweckverband seit Jahrzehnten betriebenen Natur- und Umweltbildung" dar. Das Angebot in der Natur- und Umweltbildung soll daher im Zuge dieser Kooperation wesentlich erweitert werden. Hüllenkremer: "Dazu wurden die Öffnungszeiten des Hauses erweitert. Darüber hinaus streben wir an, das Hunsrückhaus über die Mindest-Öffnungszeiten hinaus in der Saison und an Wochenenden offen zu halten."
Auch in Zukunft soll es in Abstimmung mit dem Nationalparkamt entsprechend der Kooperationsvereinbarung Sonderveranstaltungen wie beispielsweise Märkte, kulturelle Angebote oder nationalparkkonforme Sport-Events geben. Was das Personal betrifft, sagt Hüllenkremer: "Vor diesem Hintergrund wird entsprechend den veränderten Anforderungen das Personalkonzept angepasst. So suchen wir per Stellenausschreibung für den Counter eine Vollzeitkraft sowie zwei Halbtagskräfte. Zu den Personalangelegenheiten einzelner Personen werde ich mich nicht äußern." Trotz alledem: Es gibt immer noch kein Programm für 2017. Die letzte Veranstaltung in diesem Jahr ist für den 15. Dezember terminiert: Ein Seminar zum Thema "Leben mit Hund".Meinung

Die Zeit drängt für nächstes Jahr
Das mutet schon seltsam an: Das Land will sich beim Hunsrückhaus beteiligen und damit den verschuldeten Zweckverband unterstützen. Als Tor zum Nationalpark soll das Haus ein Aushängeschild für ein umweltbewusstes Rheinland-Pfalz werden. Aber nun fehlt immer noch das Programm für nächstes Jahr. Die regelmäßigen Besucher dieses fest in der Region verankerten Bildungszentrums fragen sich völlig zurecht, was eigentlich los ist. Zumal sie, bei der vollmundigen Ansage, durchaus auch noch etwas mehr erwarten könnten. Nun drängt die Zeit, denn sowohl Besucher aus der Region als auch Touristen planen ja ihren Urlaub nicht von heute auf morgen. hp.linz@volksfreund.de

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