Horath - Thalfang: Keine Liebesheirat

In der Geschichte der Gemeinde Horath ist das Jahr 1970 von großer Bedeutung. Damals wechselte der Ort offiziell zur Verbandsgemeinde Thalfang. Mit großer Mehrheit wären die Einwohner gern weiter nach Neumagen-Dhron aufs Rathaus gegangen. Der Unmut war damals groß. 40 Jahre später ist davon nichts mehr zu spüren.

 Der Traktor aus dem Jahr 1959 von Manfred Rentmeister aus Horath trägt noch das alte Kennzeichen für Bernkastel-Kues aus der Zeit, als Horath zu Neumagen gehörte. TV-Foto: Klaus Kimmling

Der Traktor aus dem Jahr 1959 von Manfred Rentmeister aus Horath trägt noch das alte Kennzeichen für Bernkastel-Kues aus der Zeit, als Horath zu Neumagen gehörte. TV-Foto: Klaus Kimmling

Horath. Die geplante Gebietsreform sorgt derzeit für reichlich Gesprächsstoff. Doch grundsätzlich sind strukturelle Veränderungen wie diese für die Region nichts Neues. 1970 gab es bereits eine Kommunalreform. Die Ämter wurden von Verbandsgemeinden (VG) abgelöst. Die neuen Einheiten sollten mindestens 7500 Einwohner haben. Das bisherige Amt Thalfang war mit 5800 zu klein. Weitere Dörfer sollten hinzukommen. Eines von ihnen war Horath. Das war für die damals rund 400 Einwohner eine Zäsur, hatten sie sich doch zuvor lange Richtung Mosel orientiert. 150 Jahre hatte der Ort zum Amt Neumagen gehört. Unter den Einwohnern sorgte die Neuregelung für großen Unmut. Denn die meisten waren damit nicht einverstanden.

97 Prozent der Bürger sprachen sich gegen die Umstrukturierung aus, ist in der Chronik des Ortes nachzulesen. In einer Denkschrift baten sie, "die Gemeinde davor zu bewahren", dass sie einer anderen VG zugeordnet werden. Sie wandten sich sogar mit einer Resolution an den Petitionsausschuss des Landtags.

Klage vor Gericht zunächst erfolgreich



Horaths Altbürgermeister Helmut Schuh, ein entschiedener Gegner der vom Land verordneten Lösung, will sich zu den damaligen Geschehnissen nicht mehr äußern.

Allerdings erinnert sich Walter Freis, der damalige Bürgermeister der Verbandsgemeinde Thalfang, im Gespräch mit dem TV. Er habe damals Verständnis für den Protest der Horather gehabt. Die Bindungen zur Mosel seien stark gewesen. Der heute 85-Jährige war damals wie heute allerdings überzeugt, dass es sinnvoll sei, die Orte auf den Hunsrückhöhen zu einer einheitlichen Struktur zusammenzufassen.

Diese Auffassung vertrat Freis auch vor Gericht. Denn die Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron klagte im Sinne der Horather vor dem Verfassungsgerichtshof in Koblenz gegen die Zuordnung in den Hochwald - zunächst übrigens erfolgreich. Das Gesetz hatte einen Formfehler, stellten die Richter im Juli 1971 fest. Die Konsequenz aus dem Urteil: Vorübergehend gehörte Horath wieder zur VG Neumagen-Dhron. Johannes Everz, der mittlerweile verstorbene damalige Bürgermeister der VG Neumagen-Dhron, hatte nach dem Urteil umgehend die Horather Akten zurückgefordert, erinnert sich Freis.

In Horath war die Begeisterung groß. Doch man freute sich zu früh. Die Landesregierung habe nicht lange gefackelt und schnell ein fehlerfreies Gesetz erlassen, erzählt Freis. Der neue Entwurf wurde am 17. Januar 1972 vom damaligen Ministerpräsidenten Helmut Kohl unterzeichnet. Das Gesetz trat rückwirkend zum 7. November 1970 in Kraft. Danach wurden die Horather Akten zurück nach Thalfang transportiert.

Die frühere Zugehörigkeit zu Neumagen-Dhron spielt nach Einschätzung von Ortsbürgermeister Egon Adams im Bewusstsein der Horather heute kaum noch eine Rolle: "Die Leute sind nicht mehr so an die Mosel orientiert wie früher."

Inzwischen steht die nächste Gebietsreform vor der Tür. Bis 2013 soll die Verbandsgemeinde Thalfang einen Partner gefunden haben. Wohin die Horather heute tendieren? Adams geht davon aus, dass es sie eher nach Morbach als nach Hermeskeil zieht (siehe auch TV-Umfrage). Mit beiden Kommunen führen Kommunalpolitiker der Verbandsgemeinde Thalfang Gespräche. Die Tendenz ergibt sich laut Adams schon aus der räumlichen Nähe. Der Gemeinderat hat zu dem Thema noch keinen Beschluss gefasst. Man wolle die Verhandlungen mit den möglichen Fusionspartnern abwarten. Extra Die Verbandsgemeinde Thalfang besteht seit dem 7. November 1970. Im Rahmen der damaligen Gebietsreform kamen neben Horath und Gräfendhron, um das ebenfalls erfolglos prozessiert wurde, Merschbach, Büdlich, Breit und Heidenburg hinzu. Merschbach stammte aus der VG Morbach, die 1974 zur Einheitsgemeinde wurde. Büdlich, Breit und Heidenburg wurden aus Klüsserath abgezogen, die im Zusammenhang mit der Reform aufgelöst wurde. (iro)

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