Sechs Orte wollen weg von Thalfang

Thalfang · Die Verbandsgemeinde Thalfang hat bis 2019 Zeit für die Partnersuche. Doch längst ist Hektik ausgebrochen. Es gab erneut ein Votum über die Ausgliederung von Orten. Es gehe zu wie in einem aufgeschreckten Hühnerhaufen, sagt ein Ortsbürgermeister.

Thalfang. Die vom Land initiierte Kommunalreform sorgt in vielen Orten für Diskussionen. Kompliziert wird die Sache langsam in der Verbandsgemeinde Thalfang, obwohl die Frist für die Partnersuche bis 2019 verlängert worden ist. Am 8. Mai dieses Jahres hat der VG-Rat nach Bürgerbefragungen und Beschlüssen der Ortsgemeinden den Ausgliederungsanträgen von Neunkirchen und Malborn (beide nach Hermeskeil) und Heidenburg (nach Schweich) zugestimmt (der TV berichtete).Kommunalreform



Drei weitere Orte sind dazu gekommen. Büdlich und Breit wollen zur VG Schweich, Gräfendhron zieht es zur Einheitsgemeinde Morbach. Für den VG-Rat ist bei seiner Entscheidung klar: Diese Orte müssen genauso behandelt werden, wie das Trio, über das im Mai beschlossen wurde. Gleich bleibt auch die Forderung, dass das Land und die Wunschkommunen für einen finanziellen Ausgleich sorgen müssen.
Damit aber noch nicht genug der Forderungen. Die Gemeinderäte Talling und Berglicht sowie das Land haben den VG-Rat und die Verwaltung aufgefordert, ein Gesamtkonzept zu erstellen.
"Mir kommt das alles vor wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen", sagt der Tallinger Ortsbürgermeister Erich Thösen. Und im VG-Rat heißt es unter anderem: Diese Diskussion macht überhaupt keinen Sinn. Es ist egal, wie abgestimmt wird. Das Ergebnis findet sowieso keine Berücksichtigung. Werner Breit (FDP) drückt es am deutlichsten aus: "Das Innenministerium wird sich mit den Anträgen gar nicht beschäftigen", sagt er.
Das stimme nicht, teilt Christoph Gehring, Pressesprecher des Innenministeriums, mit. "Wir nehmen das auf und auch ernst. Es gibt aber ein Gesetz, an das wir uns halten müssen." Eine Änderung könne nur in Erwägung gezogen werden, wenn etwas sensationell Neues geschehe. Im Grundsatz gelte weiter. Verbandsgemeinden sollen nur als Einheit und innerhalb der Kreisgrenzen wechseln. In den Gesprächen mit den Wunschkommunen der Orte gibt es nach Auskunft von Bürgermeister Marc Hüllenkremer (parteilos) keine Erkenntnisse. "Schweich hat sich bisher nicht geäußert, jemanden zu nehmen. Die VG will erst auf das Land warten. Und das Land sagt, es warte bis nach der Kommunalwahl im Jahr 2014", erläutert er. Relativ neu ist der Wunsch der Ortsgemeinde Gräfendhron nach einem Wechsel zur Einheitsgemeinde (EG) Morbach. Die Besonderheit: Gräfendhron müsste seine Eigenständigkeit aufgeben, denn die EG besteht nur aus Ortsbezirken. "Wir haben keine Chance, selbst stark zu bleiben. Uns steht das Wasser bis zum Hals", sagt Ortsbürgermeister Günther Steinmetz. Es habe bereits Gespräche gegeben, sagt Morbachs Bürgermeister Andreas Hackethal. "Es würde passen" glaubt er.
Wichtig, auch für andere Interessenten sei, dass sie sich zur Struktur der EG bekennen.Meinung

Ein unverantwortliches Spiel
Der Tallinger Ortsbürgermeister hat mit seinem Vergleich völlig recht. Das Treiben in der Verbandsgemeinde Thalfang gleicht dem in einem aufgeschreckten Hühnerhaufen: Alle laufen wild durcheinander und gackern. Und es ist niemand da, der für Ruhe und Besonnenheit sorgen könnte. Dabei ist die VG in einer komfortablen Lage. Weil kein Nachbar die hoch verschuldete Kommune in ihrer Gesamtheit aufnehmen will, hat das Land ihr Zeit bis 2019 gegeben. Diesen Wunsch hat es anderen Verbandsgemeinden im Kreis Bernkastel-Wittlich abgeschlagen, was Unmut hervorgerufen hat. Und was machen die Thalfanger? Einige kochen ihr eigenes Süppchen, andere wollen ein Gesamtkonzept. Der VG-Rat hat dem Ausgliederungsantrag von sechs Orten bereits zugestimmt. Der Zerfall der Verbandsgemeinde hat also längst begonnen. Es ist unverantwortlich und unverständlich, dass dieses Spiel noch bis zum Jahr 2019 andauern soll. c.beckmann@volksfreund.de

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