Eine Region feiert ihren Nationalpark

Erbeskopf · Viele tausend Menschen haben drei Tage lang an den Eröffnungsfeierlichkeiten für den neuen Nationalpark Hunsrück-Hochwald teilgenommen. Sie informierten sich, genossen kulturelle Veranstaltungen, wanderten und kletterten.

Eine Region feiert ihren Nationalpark
Foto: Friedemann Vetter
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Rund 3000 Menschen haben am Samstag bei der Eröffnung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald die Natur genossen und sich ausgiebig an mehr als 40 Ständen auf dem weitläufigen Areal am Fuße des Erbeskopfs über das neue Schutzgebiet und die Angebote der Region informiert: Die Ranger gaben Auskünfte über Veranstaltungen, Naturschutzverbände informierten über Flora und Fauna in der Region, an den Ständen der Regionalmarken wie Ebbes von hei! und SooNahe konnten Köstlichkeiten aus der Region probiert werden, die Mitarbeiter von Landesforsten luden die jungen Besucher zu Bewegungsspielen ein.

Zuvor nahmen rund 1000 geladene Gäste - zahlreiche Vertreter von Politik, Wirtschaft, Verbänden und Landesforsten - an den offiziellen Feierlichkeiten teil.

Der Frauenchor Intermezzo aus dem Hunsrück bot gleich zweimal eine Kostprobe seines Könnens. Neben "Oh happy day" ließen sie auch ein Vaterunser auf Suaheli erklingen.

Ein multireligiöser Gottesdienst, mit Repräsentaten der katholischen, evangelischen, jüdischen und muslimischen Glaubensgemeinschaften gehörte ebenso zum Programm wie eine Modenschau von Studierenden der Hochschule Trier (Fachrichtung Modedesign), die moderne, regionale Trachten aus dem Hunsrück zeigten. Sie waren als Erstsemesterprojekt der Fachrichtung Modedesign entwickelt worden. Der Wirtschaftsministerin Eveline Lemke gefielen die Entwürfe so gut, dass sie den ganzen Tag eines der Modellkleider trug. Feierlich wurde ein Grundstein enthüllt.

Der Moderator Gilly Alfeo führte locker-humorig durch das Programm. Kein Wunder, ist das Allround-Talent doch Mitglied beim Improvisationstheater Springmaus.

Doch er war nicht allein gekommen. Das Bonner Ensemble setzte sich zur Gaudi von rund 650 Zuschauern bei seinem Auftritt am Samstagabend spontan auf Zuruf aus dem Publikum mit unterschiedlichen Aspekten des Nationalparks auseinander. Da ging es um Nashörner in den einheimischen Wäldern, das Verhältnis zwischen den Menschen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland sowie heimische Dialekte.

Einen Teil der Vorstellung haben die Künstler Harald Egidi gewidmet. Ein kurzes Interview mit dem Nationalpark-Chef ("Wenn die Fläche die nächsten 30 Jahre sich selbst überlassen bleibt, was machst Du dann hier überhaupt?") verwandelten sie in eine Erzählung über dessen Lebensgeschichte um. Apropos Theater: Christian Miedreich und Friederike Majerczyk vom Trierer Theater porträtierten mit dem Stück "Gretchen ff" von Lutz Hübner in einer Szene aus Goethes Faust die verschiedensten Typen von Schauspielern und Regisseuren.

150 Personen waren zur Vernissage der neuen Ausstellung "Natur-Kultur: Im Hunsrück zu Hause" mit Künstlern aus der gesamten Nationalparkregion gekommen. Sie ist bis zum 28. Juni im Hunsrückhaus zu sehen. 54 Künstler haben ihre Exponate zur Verfügung gestellt.

Die Künstlervereinigung Atelier Straße aus Idar-Oberstein hat ein dreitägiges Symposium inklusive Wettbewerb organisiert, an dem sich 14 Künstler beteiligt haben.

Die Heidenburgerin Petra Amarpreet Picko-Thies hat mit ihrer Holzskulptur Venus gewonnen. .Doch viele Menschen wollten einfach raus in die Natur. Zum Beispiel mit Buchautor Michael Vieten. Er führte die Gäste mit einer Lesewanderung durch die Mysterien des Hunsrücks. Seine Geschichte "Der letzte Wolf des Hochwalds" spielt im Revier zwischen dem Erbeskopf und Deuselbach.

Kempfeld: Ende gut, alles gut: Bei der offiziellen Eröffnung der Wolfsblut-Wolfslandschaft, der neusten Attraktion im Wildfreigehege Wildenburg, war dann doch noch ein - fast - echter Wolf zu sehen. Wolfsexperte Jos de Bruin hatte einen Wolfsmischling aus seiner Auffangstation in Sonsbeck bei Duisburg mitgebracht. Er wird auch im Wildpark bleiben, um bei der Erziehung der drei erst am Samstagmorgen eingetroffenen Welpen zu helfen. De Bruin kümmert sich vor allem um behördlich beschlagnahmte Tiere. Der Niederländer gehört zum Wolfsteam auf der Wildenburg. Ein Dutzend Helfer um Tierpflegerin Luise Reis kümmern sich rund um die Uhr um die Winzlinge, die alle zwei Stunden gefüttert und gesäubert werden müssen. Klar, dass die Welpen noch nicht der Öffentlichkeit präsentiert werden können. Es wird noch ein paar Monate dauern, bis die Wolfskinder durch das Gehege toben werden.

Otzenhausen: Sechs Kilometer ab der Köhlerhütte in Neuhütten Richtung Züscher Hammer und dann am Stausee Nonnweiler entlang. Diese Route wählte die Leiterin der Tourist-Information Hermeskeil, Claudia Fuchs, mit mehr als 100 Wanderfreunden, die sich das Keltenfest am Fuße des Ringswalls nicht entgehen lassen wollten. Die Verbandsgemeinde war Mitveranstalter. Am Fuße des Keltischen Ringwalls, dem künftigen saarländischen Tor zum Nationalpark, konnten die Teilnehmer keltisches Leben miterlebt werden. Naturschutzverbände stellten sich vor. Die Geschäftsführerin des Naturparks Saar-Hunsrück, Gudrun Rau, versichert: "Unser Park wird bestehen bleiben, denn er ist Bestandteil des Nationalparks." Es gab viel Musik und einen ökumenischen Gottesdienst.

Börfink: Zeitweilig lange Schlangen vor den Essens- und Getränkeständen, vor allem aber viele enttäuschte Gesichter im Hinblick auf den Hauptanziehungspunkt des Standorts. Denn mit den alle 20 angebotenen Führungen durch den früheren Natobunker Erwin bei Börfink konnte der Andrang nicht einmal ansatzweise aufgefangen werden. Bereits um 10.30 Uhr waren alle Führungen ausgebucht. Und am Ende des Tages standen mehr als 2000 Namen auf einer Warteliste, die man ausgelegt hatte. Der in den Jahren 1960 bis 1963 gebaute Bunker war Mitte der 70er-Jahre zum Natobunker ausgebaut worden. Im Kriegsfall wäre hier die Kommandozentrale des westlichen Bündnisses gewesen. Inzwischen nutzt eine IT-Firma die Anlage für ein Rechenzentrum. Sie erklärte sich trotz aufwendiger Brandschutz- und Sicherheitsbestimmungen bereit, den ehemaligen Bunker für einen Tag zu öffnen.

Allenbach. Allenbach feierte gleich doppelt: die Eröffnung des Nationalparks und seinen 750. Geburtstag. Die Hauptstraße entlang und auf dem Festplatz standen gut 100 Fahrzeuge der Schlepperfreunde, vom Gogomobil bis zum Traktor und Bulldog. Die Langweiler hatten einen kleinen Holzkohlenmeiler angezündet, Jonas Herrmann schnitzte mit einer Motorsäge Tiere aus Holz, die Mittelaltergruppe Lorraine Médiévale bot Bogenschießen an, der Landfrauenverein Hochwald Grünkernsuppe. Auch die Gemeinde Morbach präsentierte sich. Die Liste ließe sich beliebig weiterführen: Orts- und Verbandsgemeinde hatten ein umfangreiches Programm zusammengestellt. Die Gruppe "Lorraine Médiévale" stellte das Leben im mittelalterlichen Lothringen aus dem 13. und 14. Jahrhundert nach. hpl/cst/doth/sc

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