Bei Blau sah er Rot

Mein Hermann hatte in den vergangenen Tagen richtig schlechte Laune. Genauer gesagt seit dem Tag, als er in der Zeitung las, dass es mit der blauen Laufbahn rund um das künftige Kunstrasen-Grün in Morbach nichts wird.

Sehnsüchtig hatte er vor zwei Jahren vor der Glotze gesessen und fast jedes WM-Spiel verfolgt, natürlich auch das Finale im Olympia-Stadion. Einen Hauch dieses Glanzes ab demnächst im Morbacher Stadion zu erleben, diese Vorstellung löste bei ihm Glücksgefühle aus, die wir Frauen ohne Y-Chromosom kaum nachvollziehen können. Grün und gelb hat er sich geärgert, weil's nun doch beim hundsgewöhnlichen Rot bleibt. Den Spott konnte ich mir dabei nicht verkneifen: "Blau ist doch ein Zustand und keine Farbe", sagte ich ihm noch bei der Zeitungslektüre. Wenn Blicke töten könnten... Aber mein Hermann steht mit seinen Gefühlen nicht allein. In der Morbacher Sportlerwelt trägt man Trauerflor - in Blau versteht sich. Der Turnverein hat aus Vorfreude seine Internet-Seite tiefblau eingefärbt. Und aus lauter Solidarität ist sogar beim Morbacher Sportverein die blaue Bahn im Netz verewigt. Sie ist zu teuer? An 28 000 Euro soll das Alleinstellungsmerkmal gescheitert sein? Und das in der Gemeinde, in der künftig das höchste Windrad der Welt steht und in deren Verkehrskreisel das buntestes "M" der Welt zu sehen ist? Wer's glaubt? Ich jedenfalls nicht. Und eine Idee habe ich auch schon, wer dahinter steckt. Das ist bestimmt "unser Mann in Berlin". Ihr wisst schon, der einflussreichste Hinterbänkler, den der Bundestag je gesehen hat: der fiktive Abgeordnete Jakob Maria Mierscheid. Bei der Nachricht, dass ausgerechnet in der Sportstätte seines Heimatortes die Traditionsfarbe seiner Partei abgeschafft werden sollte, da sah Mierscheid Rot und machte seinen ganzen Einfluss geltend, um dies zu verhindern. Das glaubt jedenfalls eure

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