Schanze frei in Bischofsdhron

Mein Hermann ist ja eigentlich nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen. Aber in dieser Woche ging das ganz schnell. Ein Blick in die Zeitung, und er ging hoch wie ein HB-Männchen. "Da ist eine Riesen-Sportveranstaltung bei uns im Hunsrück, und ich weiß von nichts", schimpfte er beim Frühstück wie ein Rohrspatz.

Als er gar keine Ruhe gab, blickte ich ihm über die Schultern und las es auch: "Skispringen in Bischofsdhron". Sollte diese Sensation komplett an uns vorbeigegangen sein? Wohl kaum. Ich las weiter und fand schnell die Lösung: Es war ein Schreibfehler und musste sicher Bischofshofen heißen. Schnell beruhigte sich mein temperamentvoller Passiv-Skifahrer wieder. Aber ich schloss kurz die Augen und stellte mir vor, es wäre tatsächlich so…Majuuusebetta, die Vier-Schanzen-Tournee in Bischofsdhron. Die Ski-Asse Neumayer, Morgenstern, Ahonen und wie sie alle heißen, nicht nur bei uns am heimischen Bildschirm, sondern live im Hunsbuckel. Sagenhaft! Mein Hermann würde glatt ausflippen. Der würde sich gleich ein paar Tage freiholen, um nicht die kleinste Kleinigkeit zu verpassen. Und unsere Melli erst. Die würde sicher keine Ruhe gegeben, bis sie nicht von jedem einzelnen Skispringer ein Autogramm hätte. In der Kommunalpolitik würde das neue Groß-Ereignis für einige Turbulenzen sorgen. Im Morbacher Rathaus hebt man ab und kündigt die Zusammenarbeit im Zweckverband Erbes kopf. Der Schulterschluss zwischen Morbach und Thalfang wäre dahin. Allerdings bräuchte man im 800-Einwohner-Dorf an der Dhron auch eine Menge Schneekanonen. Zumindest die vom Erbeskopf könnte Schneemacher Klaus Hepp dem benachbarten Skizirkus ja zuschanzen. Im Gegenzug würden ihn die Dhreena zum neuen Tournee-Chef machen. Über zurückgehende Übernachtungszahlen müsste man nicht mehr lange lamentieren. Hotels würden wie Pilze aus dem Boden schießen. Das Tourismus-Büro würde nicht ins Morbacher Rathaus, sondern ins Bischofdhroner Gemeindehaus verlegt. Und das benötigte Wasser für den Kunstschnee? Ob die Dhron das hergibt? Da müsste man sich mit den Nachbargemeinden an der Mosel gut stellen, was sich in der Tat anbietet. Bei diesen Riesenschanzen landen die Sportler ohnehin fast im Tal. Doch vor der "Fusion" der beiden Kommunen Morbach und Bernkastel-Kues, die in Mainz sicher hocherfreut zur Kenntnis genommen würde, öffnete ich die Augen und landete unsanft wieder in der Wirklichkeit. Ganz schön inspirierend, so ein Schreibfehler, meint eure

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