Warum in die Ferne schweifen....

Was sind das für Zei- ten! Dass Eheleute fremdgehen, scheint ja heutzutage das Normalste auf der Welt zu sein. Was man da so alles hört.... Aber heutzutage gehn die Paare ja schon bei der Trauung fremd.

Der Seitensprung gilt zumindest in Morbach allerdings mehr dem Standesbeamten als dem Partner fürs Leben. Statt wie es sich gehört, sich vor dem Pastor und im Rathaus das Ja-Wort zu geben, muss es ein ganz besonderes Ambiente sein. Als ob ein demnächst zum Abriss freigegebenes Rathaus, dass keine 40 Jahre alt geworden ist, nicht besonders genug wäre! Nein, da muss es die Wildenburg bei Kempfeld sein. So ganz neu ist die schließlich auch nicht mehr. Beim zweiten Versuch könnte ich's ja verstehen. Wer möchte schon vom Standesbeamten mit den Worten "Sie schon wieder!", begrüßt werden. Jenseits der Gemeindegrenzen besteht diese Gefahr ja nicht. Für die meisten Paare dürfte der Punkt allerdings nicht Ausschlag gebend sein. Schon der alte Goethe fragte schließlich nur rhetorisch: "Warum in die Ferne schweifen, sieh', das Gute liegt so nah." Und nah liegt tatsächlich nicht nur das Trauzimmer im schicken Rathaus-Neubau, wo zumindest auch das Ambiente stimmt und die Sicht zumindest aus dem zweiten Stock sicher ebenso schön ist wie die von der Wildenburg. Immerhin können Paare außerdem im Holzmuseum und im Archäologiepark den Bund fürs Leben schließen. Der Trau-Service innerhalb der Einheitsgemeinde ist sicher noch ausbaufähig. Man könnte auf Neudeutsch "zielgruppenorientierte" Pauschalangebote machen. Paare mit künstlerischer Ader könnten sich im Holzmuseum gleich eine Skulptur als Erinnerung anfertigen lassen. Das würde glatt den Fotografen ersetzen. Paare mit Kindern wären vielleicht in Belginum gut aufgehoben. Die könnten vorher von der Hochzeitsgesellschaft versteckte Geschenke ausgraben. Meine bessere Hälfte muss ja immer das letzte Wort haben. Als unsere Melli wieder einmal ihre Freundin an der Strippe hatte, sagte Hermann süffisant grinsend zu ihr: "Wenn schon Museum, müsstest Du eigentlich im Telefonmuseum heiraten." Wie er das wohl gemeint hat, fragt sich Eure Liss liss@volksfreund.de

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