Advent am Stadtrand, Leere im Zentrum Passanten geben Marktplatz den Vorrang

Zahlreiche Besucher kommen traditionell an zwei Adventswochenenden zum Weihnachtsdorf im Freilichtmuseum Roscheider Hof. Der große Marktplatz in der Innenstadt dient dagegen allein als Standort für die Tanne. Wäre die Stadtmitte nicht eine Alternative zum Roscheider Hof?

 Ein einsamer Weihnachtsbaum ziert den Rathaus-Vorplatz in Konz. TV-Foto: Archiv/Klaus D. Jaspers

Ein einsamer Weihnachtsbaum ziert den Rathaus-Vorplatz in Konz. TV-Foto: Archiv/Klaus D. Jaspers

Konz. Lichterglanz ja, Budenzauber nein: Wer dieser Tage über den Konzer Marktplatz flaniert, könnte vor lauter Begeisterung über die gemütliche Weihnachtsbeleuchtung leicht in nostalgische Erinnerungen abschweifen. Vor Jahren war in der Adventszeit auf der Fläche im Stadtzentrum etwas mehr los. Zum Beispiel hatte ein rund um die Tanne aufgebauter Pferch mit Schafen anfangs viele begeisterte Besucher.

Frieden: Zweiter Markt kommt nicht infrage



Doch wie bei jeder Attraktion nahm der Glanz dieser Sehenswürdigkeit von Jahr zu Jahr ab. Letztlich wurde er wegen tierseuchenrechtlicher Vorschriften verboten. Auch die Architektur des Marktes wurde zunehmend als "Wagenburg" empfunden, weil die durchaus ansehnlichen Verkaufsstände nur nach innen geöffnet waren und dem Publikum, das sich dem Markt näherte, abweisend ihren Rücken zeigten.

Als die Besucher spärlicher wurden, entschied sich die Stadtspitze, den Markt nach Roscheid zu verlegen. Das war ein mit viel öffentlicher Skepsis begleiteter Schritt, aber der Roscheider Weihnachtsmarkt hat sich etabliert. Der Marktplatz bleibt - abgesehen von der Tanne - seitdem leer. Das gibt genug Anlass zur Frage: Muss das so sein?

Bürgermeister Karl-Heinz Frieden: "Über den Markt kann man sich durchaus Gedanken machen, aber auf keinen Fall dürfen Stadtteil-Interessen gegeneinander ausgespielt werden." Ein zweiter Weihnachtsmarkt neben dem auf Roscheid komme nicht infrage. "Die früheren Veranstaltungen auf dem Platz vor dem Rathaus hatten immer weniger Zulauf. Das Ambiente auf Roscheid stimmt; dort ist es immer so voll, dass niemand umfallen kann."

Auch Hiltrud Zock, Moderatorin der Konzer Stadtgespräche, ist "völlig begeistert vom Roscheider Weihnachtsdorf. Konz hat hier eine einmalige historische Kulisse, die mit dem Konzept regionaler Produkte und besonderer Museumsangebote authentisch genutzt wird. Der Weihnachtsmarkt und das Freilichtmuseum an sich sind in der ganzen Großregion eine charmante Werbung für Konz."

So sieht das auch Hermann Kramp, Geschäftsführer des Volkskunde- und Freilichtmuseums Roscheider Hof: "Mit dem Markt in unserem Innenhof erreichen wir in dieser besucherschwachen Jahreszeit Leute, die sonst nicht kämen. Er ist eine Werbung für Konz und unser Museum."

Ein Marktanlieger, der nicht genannt werden will, bringt es auf den Punkt: "Seit rund 15 Jahren verfolge ich das Geschehen um den von Anfang an verunglückten Platz.

Die Hauptprobleme sind: Für eine Veränderung ist kein Geld da, und Konz besteht aus vielen kleinen Ortschaften und Dörfern, die lieber alle für sich feiern."

Ernst Holbach, Vorsitzender des Konzer-Stadtmarketing-Vereins, sagt zum Thema Marktplatz, unabhängig von der Diskussion um den Weihnachtsmarkt: "Da ließe sich viel mehr machen. Vor einiger Zeit war unter anderem von einer Umfahrung mit Kurzzeit-Parkplätzen an einer Einbahnstraße die Rede. Es gibt viele Menschen, die die Enge einer Parkhaus-Auffahrt scheuen."

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Konz. (lok/api) Ein Thema, zu dem viele Bürger aus der Stadt und Verbandsgemeinde Konz sowie aus der näheren Umgebung eine Meinung haben: Bei einer Straßenumfrage in der Saar-Mosel-Stadt fällt die Antwort auf die Frage, wo sich die Passanten ihren nächsten Weihnachtsmarkt wünschen, eindeutig aus. Sie nehmen eine andere Haltung als viele Offizielle ein.

Christoph Grimm, Trier:

"Mir sind Weihnachtsmärkte generell zu kommerziell, es gibt zu viel Essen und Trinken und dafür wenig Stimmungsvolles."

Karkus Sebastian, Konz: "Auf dem Marktplatz wäre der Weihnachtsmarkt einfach zentraler gelegen."

Markus Lehmann,

Kanzem
: "Ein Weihnachtsmarkt in der Innenstadt, der auf dem Weg liegt, wäre angebrachter. Der Roscheider Hof liegt zu weit außerhalb."

Daniela Schmitt, Konz: "Ein Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz wäre romantischer."

TV-Fotos (4): Louisa Klein

meinung

Alternativen mitten in Konz

Mehr Leben in der Innenstadt, mehr Kaufkraft im Zentrum: Wer kennt sie nicht, die Forderungen vieler Konzer, Politiker und Geschäftsleute? Und was ist? Der Weihnachtsmarkt findet am Stadtrand, auf der Roscheider Höhe statt. Dort, wo viele Einwohner über eine unzureichende Nahverkehrs-Anbindung klagen. Zugegeben, das Museum bietet ein gemütliches Umfeld für das adventliche Angebot. Aber warum erscheint es so unmöglich, einen ähnlichen Markt vor dem Rathaus aufzustellen? Oder auf dem Saar-Mosel-Platz, oder bei der St.-Nikolaus-Kirche? Mit einem ansprechenden Angebot und schöner Dekoration wäre das eine Alternative inmitten von Konz. a.pipke@volksfreund.deEXTRA "Weihnachtsdorf" im Freilichtmuseum Roscheider Hof: 30 Buden und Stände werden im Hofbereich und im überdachten Besucherzentrum des Museums an den beiden Wochenenden, am heutigen 5. und morgigen 6. Dezember sowie am 12. und 13. Dezember (samstags 14 bis 19 Uhr, sonntags 11 bis 19 Uhr) zur adventlichen Stimmung beitragen. Die Bandbreite der Angebote reicht von Holzarbeiten, Karten, Kränzen, Patchwork und Naturmaterialien bis hin zu Schmuck und Edelsteinen, Honig, Weihnachtsgestecken und weiteren Geschenkartikeln. Auch das Forstamt Saarburg ist präsent und bietet unter anderem Wildbret zum Verkauf an. Für Speis und Trank ist gesorgt. An beiden Sonntagen kommt um 16 Uhr der Nikolaus und beschenkt die kleinen Besucher, die auch auf dem Kinderkarussell ihre Runden drehen können. Nach dem Nikolaus-Auftritt gibt es jeweils musikalische Einstimmungen auf die Weihnachtszeit. Zudem ist an diesen Tagen der Eintritt ins Museum und der Besuch der Innen-Ausstellungen frei. (api)

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