Alltagsleben von anno dazumal

KONZ. (kpj) Bäuerliche und handwerkliche Arbeiten früherer Zeiten erlebten die Besucher des Bauerntags im Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof. Die Darstellung überlieferter Tätigkeiten aus dem Alltag der Menschen ist ein Hauptanliegen des Museums.

Aus dem Schornstein der kleinen Schmiede steigt schwarzer Rauch auf. Aus der dunklen Werkstatt tönt das Stakkato des Schmiedehammers. In der Ferne hört man das kräftige Schlagen der Dreschflegel. Über den Häusern des Hunsrückweilers liegt der Duft von frischem Brot... Es ist Bauerntag im Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof. Zahlreiche Besucher machen sich auf eine Reise durch die Zeit, in der noch von Hand gewaschen, Butter in einem Rumpfass hergestellt und Stuhlkissen mühsam gefilzt wurden. Mit kräftigen Schlägen formt Schmiedemeister Werner Schäfer kleine Nägel aus einem Eisenstab, während sein Geselle Dominik Baehr die Esse mit einem mächtigen Blasebalg anheizt. "Früher haben Hunde in einem Laufrad den Blasebalg angetrieben", erklärt der Schmied den staunenden Zuschauern und zeigt auf ein Holzrad an der Wand.Von der Stricknadel bis zum Stiftendrescher

Einblicke in die harte Arbeit der Bauersleute früherer Zeiten gewährte der Verein "Irreler Bauerntradition". Mit 35 Männern, Frauen und Kindern ist der Verein für einen Tag in den Hunsrückweiler eingezogen, um den Besuchern das gesamte Spektrum bäuerlichen Lebens und Arbeitens zu präsentieren. Da wird gestickt, gestrickt und gehäkelt. In traditionelle Kleider gehüllte Frauen demonstrieren die Butterherstellung von der Zentrifuge über das Butterfass bis hin zum Formen der Butterlaibe. Mit Dreschflegeln hauen Männer auf Strohgarben ein. "Später hat man den Stiftendrescher benutzt", erklärt Günter Franzen die Arbeit. Über ein Schwungrad drehen die Männer die Dreschmaschine, die mit einem ohrenbetäubenden Hämmern das Getreide bearbeitet. In der Wann wird anschließend die Spreu vom Weizen getrennt. Das Stroh wird im Strohschneider klein geschnitten, um es weiterzuverarbeiten oder zu verfüttern. Mühsam und schwer war auch das Waschen der schmutzigen Wäsche. Von Hand - mit Waschbrett, Bütte und Stampfer - oder mit einer handbetriebenen Waschmaschine, die man mit einem Holzfeuer anheizte, plagen sich die Frauen für die porentiefe Reinheit. Natürlich können die Besucher auch selbst zupacken. Zum Beispiel beim Flachsen. Die vielen unterschiedlichen Arbeitsschritte vom Flachs zum Leinen können an der Feuerröste und an Geräten wie Breche, Schwingbock und Hechel von den Besuchern nachvollzogen werden. Und wer wissen möchte, was man mit Wolle und Wasser alles machen kann, der konnte sich die Tätigkeit der Filzererin anschauen, die aus verschiedenfarbigen Wolllagen bunte Stuhlkissen herstellt. "Wir zeigen die landwirtschaftlichen Arbeiten, wie sie früher waren", sagt Museums-Geschäftsführer Hermann Kramp und macht damit das Anliegen des Roscheider Hofs als Volkskundemuseum deutlich, "Alltägliches unserer Vorfahren zu demonstrieren". Das wird auch am nächsten Erlebnistag deutlich. Beim Keltertag am 15. Oktober zeigen Mitarbeiter des Museums, wie aus Trauben und Äpfeln schmackhafter Most entsteht. Dann wird auch das Wald- und Holzmuseum eröffnet, in dem sich alles um Forstwirtschaft, Holzverarbeitung und Waldgeschichte dreht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort