Am Wochenende fährt kein Bus mehr

Tawern · Wer samstags von Tawern in Richtung Konz oder bis nach Trier fahren möchte, ist ab sofort komplett vom Auto abhängig. Denn die einzige Busverbindung an diesem Wochentag ist ersatzlos gestrichen worden.

 Hans-Josef Klassen ärgert sich: Samstags fährt von Tawern kein Bus mehr nach Konz. TV-Foto: Sarah-Lena Gombert

Hans-Josef Klassen ärgert sich: Samstags fährt von Tawern kein Bus mehr nach Konz. TV-Foto: Sarah-Lena Gombert

Tawern. Die rund 2600 Einwohner von Tawern dürfen nicht wählerisch sein, wenn sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Konz oder nach Trier fahren wollen. Die geringe Taktung der Busse lässt keine flexible Planung zu. Wer sich kurzfristig für eine frühere oder spätere Abreise entscheidet, muss auf das Auto zurückgreifen.

Am Wochenende kommen die Tawerner nun gar nicht mehr ohne Auto in die Stadt. Denn die letzte öffentliche Verbindung vom größten Ort in der Verbandsgemeinde in die Stadt Konz wurde gekappt.

Hans-Josef Klassen ist darüber sehr verärgert. "Meine Frau und ich sind regelmäßig mit diesem Bus gefahren. Meine Frau hat sogar eine Jahreskarte, dafür bezahlen wir viel Geld! Und dann erfahren wir, ganz nebenbei vom Busfahrer, dass wir uns samstags nicht mehr an die Bushaltestelle zu stellen brauchen? Das kann doch nicht sein!" Die Rhein-Mosel-Verkehrsgesellschaft (RMV) begründet ihre Entscheidung, die Verbindung ersatzlos zu streichen, mit der geringen Nutzung.

"Wir können eine solche Verbindung nicht auf Dauer halten, wenn nur eine einzige Person mit dem Bus fährt", sagt Joachim Huber, Niederlassungsleiter der RMV in Trier. Einen kleineren Bus zu nehmen, sei keine Alternative. "Wir haben keinen kleinen Bus zur Verfügung, und den Fahrer müssten wir ja trotzdem bezahlen."

Der Verbandsgemeindeverwaltung war nach Angabe von VG-Sprecher Achim Lutz schon bekannt, dass die Samstagsverbindung gestrichen werden soll. Doch von dem genauen Termin sei man überrascht worden, sagt Lutz. Die VG habe sich gegen die Streichung ausgesprochen. Aber die RMV habe das Recht dazu, die Verbindung einzustellen, wenn weniger als fünf Fahrgäste das Angebot nutzten.

Doch warum wurde der Samstagsbus nicht von mehr Tawerner Bürgern genutzt? Für Hans-Josef Klassen liegt der Grund klar auf der Hand: "Es gab nicht einen einzigen Bus zurück!" Wer einmal am Samstagvormittag nach Konz gefahren war, musste also hoffen, eine private Mitfahrgelegenheit zu finden, um am gleichen Tag wieder nach Hause zu kommen. "Ich habe das dann meistens mit einem Einkauf in Konz verbunden", sagt Klassen. Jetzt müsse jeder mit dem Auto fahren. In Zeiten, in denen Umweltbewusstsein eine große Rolle spielt, empfinde er diese Situation als untragbar.

Auch der Tawerner Ortsbürgermeister Josef Weirich zeigt sich von der Streichung überrascht: "Das ist ohne jede Rücksprache mit der Gemeinde passiert. Wir hätten uns gerne darauf eingestellt." Weirich sieht den Grund für die geringe Auslastung des Personennahverkehrs darin, dass die Taktung so schwierig sei. Der öffentliche Personennahverkehr sei in der Tat stiefmütterlich behandelt worden, aber es bleibe ein wichtiges Thema. Er wolle sich nun mit seiner Gemeinde zusammensetzen und an einer Lösung arbeiten. Und auch, wenn es nur wenige seien: "Wir müssen an die Menschen denken, die kein Auto haben und auf den Bus angewiesen sind, beispielsweise um am Wochenende zur Apotheke nach Konz zu kommen."

Ein Sammeltaxi hält Weirich für keine gute Lösung. So ein Projekt hat in Roscheid bislang nur wenige Nutzer (der TV berichtete). "Das wird von den älteren Leuten nicht angenommen. Die fragen eher ihre Nachbarn, ob die sie in die Stadt fahren können."

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