Antoniuszwerge im Zahlenwald

Pellingen · Draußen spielen, lernen, leben: Eine Gruppe der Pellinger Kindertagesstätte ist jetzt auch ganz offiziell in die freie Natur umgezogen

 An der Zahlenleiter: Sophia Ruth, Tede Theis, Nils Leidinger, Melissa Horsch und Eliana Lorenz (von links). TV-Foto: Herbert Thormeyer

An der Zahlenleiter: Sophia Ruth, Tede Theis, Nils Leidinger, Melissa Horsch und Eliana Lorenz (von links). TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), HERBERT THORMEYER ("TV-Upload Thormeyer"

Pellingen Wer sagt, dass eine Kindertagesstätte immer ein Haus sein muss? Spielen, Spaß haben und dabei lernen geht auch sehr gut im Wald, und zwar nicht nur für ein paar Stunden, sondern immer, egal bei welcher Witterung.
Nach einer halbjährigen Pilotphase ist eine Gruppe der Kita Antonius nun in den Pellinger Zahlenwald eingezogen. So heißt das Projekt in der Nähe des Sportplatzes, das mit 18 Kindern begonnen hat. "Wir können jetzt voll mit der Waldkita-Gruppe durchstarten", sagt Ortsbürgermeister Horst Hoffmann.
Nach den Erfahrungen des letzten halben Jahres kam die Genehmigung für zwei Jahre vom Kreisjugendamt.
Behörde, Förster Martin Bee, Eltern, Erzieherinnen und natürlich auch die Kinder arbeiten zusammen. "Von den Kindern stammt die Idee mit dem Zahlenwald", ist Karin Kiszegi, Erzieherin im Anerkennungsjahr, begeistert. Drei weitere Fachkräfte leben, singen und spielen mit den 18 Antoniuszwergen im Wald.
Der Wald wird jeden Morgen mit einem Lied begrüßt. Überall werden Zahlen entdeckt, auch wenn sie als krumme Äste auftauchen. "Beim Balancieren zählen die Kinder mit, manche schon bis 40", sagt Karin Kiszegi. Immer ist viel los. Es werden Verstecke gebaut, Käfer und Würmer gesucht. "Die Kinder lernen hier, achtsam mit dem Leben umzugehen", sagt Kita-Leiterin Gabriele Biedinger. Die Kinder seien anders, ausgeglichener, offener. Sie würden auch "weiträumiger" denken, "so groß, wie der Wald", sagt Biedinger. "Und sie werden immer gesünder."
Die Krankmeldungen hätten sich in der Waldgruppe im Vergleich zu den Kindern im Haus um 80 Prozent reduziert, obwohl die Waldkinder ständig der Witterung ausgesetzt sind - oder vielleicht gerade deswegen. "Aus waldpädagogischer Sicht befürworten wird dieses Projekt", begeistert sich auch Revierförster Martin Bee. Die Kinder würden lernen, sich im Wald richtig zu verhalten. Wiltingen, Oberbillig, Roscheid und Wasserliesch haben auch Waldkindergruppen, aber, so Bee: "Keine setzt das so konsequent um wie hier in Pellingen, auch bei Minusgraden."
Langeweile kommt nie auf. Melissa Horsch (6) hat eine Spinne dabei, die sie daheim im Haus gefunden hat. "Da habe ich sie hier mit in den Wald gebracht." Tede Theis (5) rollt kräftig Holzstämme. "Das sind jetzt unsere Stühle." Die Blumen, die daneben blühen, will er nicht pflücken. Die sollen einfach weiterwachsen.

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