Biber wird ein Wiltinger

Im Naturschutzgebiet "Wiltinger Saarbogen" gibt es Spuren eines Bibers. Umweltschützer und Experten informierten über die Lebensweise und die Verbreitung des Nagers.

 An diesem Baum am Ufer des Wiltinger Saarbogens hat der Biber bereits ganze Arbeit geleistet. Foto: Kreisverwaltung Trier-Saarburg

An diesem Baum am Ufer des Wiltinger Saarbogens hat der Biber bereits ganze Arbeit geleistet. Foto: Kreisverwaltung Trier-Saarburg

Konz/Wiltingen. "Die Anwesenheit eines Bibers in Wiltingen ist ein Kompliment an den Naturschutz in der Region", sagte Norbert Rösler, Leiter des Umweltamtes der Kreisverwaltung Trier-Saarburg. Rund 70 Interessierte informierten sich über die Verbreitung des streng geschützten Pflanzenfressers. "1840 wurde der letzte lebende Biber in Rheinland-Pfalz gesehen", sagte Stefanie Venske vom Biberzentrum Rheinland-Pfalz. "Nachdem der Nager in verschiedenen Teilen Deutschlands und im Elsass wieder angesiedelt wurde, ist er nun auch in Rheinland-Pfalz auf dem Vormarsch."Durch Sauer und Mosel in die Saar

Im Herbst waren erste Spuren des größten europäischen Nagetiers an der Saar aufgetaucht. Gefällte Bäume, Biberhöhlen und Fußspuren sind der eindeutige Beweis, dass sich mindestens ein Exemplar im Saarbogen niedergelassen hat. Die Experten vermuten, dass der Nager aus der Eifel durch Sauer und Mosel in die Saar gelangt ist. In Belgien, Frankreich, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland seien Tiere erfolgreich ausgesetzt worden. Artenschutzprogramme hätten dafür gesorgt, dass es in vielen Teilen Deutschlands wieder stabile Populationen gebe. "Wir schätzen das Aufkommen in Rheinland-Pfalz auf 20 bis 30 Tiere", sagt Stefanie Venske.Biber bauen Dämme, graben Höhlen

Ein Bibermanagement soll dafür sorgen, dass sich der bis zu 40 Kilogramm schwere Nager auch hierzulande ungestört ausbreiten kann. Gezielte Öffentlichkeitsarbeit, Erfassung des Biberbestandes, Koordinierung von Schutzmaßnahmen und Beratung bei Konfliktsituationen sind die Aufgaben der Experten. Biber bauen Dämme, graben Höhlen in den Uferbereichen, ernähren sich im Sommer von Kräutern und Stauden und machen sich auch schon mal an Feldfrüchte und Obstbäume heran. Im Winter ernähren sie sich bevorzugt von Baumrinden. "Konflikte treten aber nur dort auf, wo die menschliche Nutzung bis unmittelbar an die Gewässer heranreicht", sagt Stefanie Venske. Wertvolle Einzelbäume könnten durch einfache Drahtgitter, Sonderkulturen, Neuanpflanzungen und Obstgärten durch bis in den Boden eingelassene Umzäunungen, die ein Untergraben verhindern, geschützt werden. Ob sich im Wiltinger Saarbogen tatsächlich Biber niederlassen werden, steht noch nicht fest. "Wir müssen das erst einmal ein Jahr lang beobachten", sagt Norbert Rösler. "Es kann sein, dass das Tier im nächsten Winter wieder weg ist." Damit es aber nicht dazu kommt, sollte das Tier unbedingt geschont werden. Die Chance, einen Biber "bei der Arbeit" zu beobachten, sei gleich Null. Ganz abgesehen davon sei das Betreten des Naturschutzgebietes abseits von Wegen verboten. Radfahrer müssen nichts fürchten

Rösler: "Möglicherweise können in Absprache mit der Umweltschutzbehörde Gruppenführungen angeboten werden." Die Befürchtungen einiger Fahrradfahrer, mit der Anwesenheit des Bibers sei der Radweg im Wiltinger Saarbogen gestorben, nährte er indes nicht.Keine Angst vor Schäden

Dazu müssten zunächst genauere Untersuchungen gemacht werden. Auch die Sorge, dass die nach der EU-Richtlinie "Fauna, Flora, Habitat" (FFH) geschützte Tierart das nach der gleichen Vorschrift geschützte Naturschutzgebiet "Wiltinger Saarbogen" nachhaltig schädigen könnte, teilte Rösler nicht: "Der Biber hat vor, ein Wiltinger zu werden. Darüber sollten wir uns freuen."

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