Bürger im Einsatz gegen größere Tanks

Temmels · Die Kritiker beißen in Luxemburg auf Granit, wenn es um die Erweiterungspläne für den Hafen in Mertert geht. Sie streben nun eine Lösung auf europäischer Ebene an.

 Die bestehenden Tanks spiegeln sich im Abendlicht in der Mosel, als die Kritiker des geplanten Ausbaus des Merterter Hafens im Temmelser Bürgerhaus über die Möglichkeiten sprechen, wie sie das Projekt verhindern können. TV-Fotos (2): Herbert Thormeyer

Die bestehenden Tanks spiegeln sich im Abendlicht in der Mosel, als die Kritiker des geplanten Ausbaus des Merterter Hafens im Temmelser Bürgerhaus über die Möglichkeiten sprechen, wie sie das Projekt verhindern können. TV-Fotos (2): Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), HERBERT THORMEYER ("TV-Upload Thormeyer"

Temmels 17. Oktober 2016: Feuer an einer Rohrleitungstrasse bei der BASF in Ludwigshafen. Vier Tote, 29 Verletzte. "Dort gibt es eine bestausgerüstete Werkfeuerwehr, die noch Schlimmeres verhütet hat", erklärt der Temmelser Ortsbürgermeister Herbert Schneider seinen Zuhörern im Bürgerhaus, das direkt am Moselufer liegt. Rund 30 Besucher interessieren sich an diesem Freitagabend für die neuesten Entwicklungen zur geplanten Erweiterung des Tanklagers am gegenüberliegenden Ufer des Flusses im Merterter Hafen von 60 000 Kubikmeter auf 150 000 Kubikmeter Lagerkapazität. "Wenn dort drüben etwas ähnliches passiert, haben wir hier keine Feuerwehr, die so etwas löschen kann", sagt Schneider, der auch den Gemeinderat Grevenmacher und die Verbandsgemeinde Konz hinter sich weiß. Ganze vier Minuten blieben, die Flammen einzudämmen, danach könne das Inferno nicht mehr gelöscht werden. "Wir möchten kein Opfer einer Verkettung unglücklicher Umstände werden", sagt der Ortsbürgermeister.Harsche Kritik übt er an der Landesregierung, von der sich Temmels im Stich gelassen fühlt. Die CDU-Landesparlamentarier Bernd Henter (Konz) und Arnold Schmit (Riol) haben schon deshalb schon fünf kleine Anfragen an die Landesregierung eingebracht (der TV berichtete. Auch der Wiltinger SPD-Landtagsabgeordnete Lothar Rommelfanger, der zum Infoabend nach Temmels gekommen ist, will helfen: Er versucht, das Problem auf die EU-Ebene zu heben. Deshalb plant die SPD für Samstag, 13. März, 11 Uhr, eine Infoveranstaltung mit Experten und Politikern (siehe Infokasten). Für Rommelfanger steht fest: "Hier geht es doch nicht nur um Temmels, sondern um die gesamte Region."Doch was kann die EU überhaupt tun, fragen sicht viele in dem Verfahren. Diesbezüglich hat Herbert Schneider keine guten Nachrichten: "Eine verschärfte EU-Richtlinie, die eine solche Erweiterung verhindern könnte, gibt es, wird aber erst nach der Genehmigung der neuen Tanks in Luxemburger Recht umgewandelt." Die 100-seitige Stellungnahme der Kritiker, die unter <%LINK auto="true" href="http://www.temmels.de" text="www.temmels.de" class="more"%> einsehbar ist, sei mit einem einseitigen Schreiben von der luxemburgischen Regierung abgeschmettert worden. Gefahrenpotenziale werden komplett ausgeblendet."Die Landesregierung muss doch einschreiten, wenn es um zu geringe Sicherheitsabstände geht, auch wenn es um zwei verschiedene Staaten geht", sagt Zuhörerin Gabi Linden. "Aus unerfindlichen Gründen will uns die Landesregierung da nicht helfen", bedauert der Ortschef, der auch fordert, dass der Kreis die Fortentwicklung der Katastrophenschutzpläne für das Tanklager veröffentlicht."Es ist richtig und wichtig, gegen die lauernde Gefahr zu kämpfen. Allein der Bestand müsste doch schon besser gesichert werden", sagt Kerstin Heinz aus Temmels. "Es wird endlich Zeit, dass auch die Nachbargemeinden aufwachen", findet Melanie Sabath. Sie wohnt in Sichtweite und habe schon gesehen und gerochen, wie eine Verpuffung auf dem Tankgelände bekämpft wurde: "Das hätte auch schiefgehen können."Erik Roost vergleicht andere Projekte, wo extrem auf Belastungen und Sicherheit geschaut wird: "Auf dem Gelände unseres neuen Sportplatzes wurde jeder tote Käfer gezählt. Der Flughafen in Berlin verzögert sich wegen des Brandschutzes um Jahre." Ausgerechnet im Herzen Europas werden EU-Richtlinien verzögert und missachtet." Herbert Schneider und seine Mitstreiter wollen nicht warten, bis alles genehmigt ist, und dann am Moselufer stehen, um zu protestieren. KommentarMeinung

Mehr Transparenz kann allen Beteiligten helfenEs ist gut, dass die Kritiker sich weiter gegen den Tanklager-Ausbau einsetzen. Dass sich nun auch der Chef der Firma Tanklux, David Bollaert, in der Öffentlichkeit nach jahrelangem Schweigen äußert, ist ein Zeichen, dass sie endlich ernstgenommen werden. Wenn das Unternehmen jetzt noch die Bedenkenträger zu sich aufs Firmengelände einladen würde. Wenn es ihnen dort zeigen würde, was gegen Lärm und für Umweltschutz sowie Sicherheit gemacht werden soll, wäre es ein Schritt zu mehr Transparenz. Es hieße aber nicht, dass die Kritik dann automatisch hinfällig würde. c.kremer@volksfreund.de PROBLEM AUF EU-EBENE HEBEN

Extra

Bürger im Einsatz gegen größere Tanks
Foto: Herbert Thormeyer (doth), HERBERT THORMEYER ("TV-Upload Thormeyer"

Am Samstag, 13. Mai, kommt um 11 Uhr der EU-Abgeordnete Nor bert Neuser (SPD) zu einer öffentlichen Veranstaltung ins Gasthaus Leick in die Moselstraße nach Temmels. Die Schweicher SPD-Generalsekretärin Katarina Barley hat ihn eingeladen. Sie will auch Fachleute für Katastrophenschutz und EU-Recht mitbringen.

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