CDU fordert nach Schlägerei Kameras für Konzer Bahnhof

Konz · Nach einer Schlägerei auf einem Bahnsteig in Konz fehlt der Polizei immer noch jede Spur von den mutmaßlichen Tätern. Die Unionsfraktion im Stadtrat plädiert nun für Videoüberwachung an dem Haltepunkt.

Die Bundespolizei ermittelt immer noch wegen einer Schlägerei am Konzer Hauptbahnhof. Am Silvesterabend ist ein 47-jähriger Mann aus Mönchengladbach auf dem Bahnsteig verletzt worden. Doch die Polizei weiß auch mehr als einen Monat danach nicht genau, was sich ereignet hat. Obwohl die Tat in Konz für viel Wirbel gesorgt hat, verzeichnet die Polizei bisher keine Festnahme.

Ermittlungen: Der Leitende Trierer Oberstaatsanwalt Peter Fritzen erklärt auf TV-Anfrage: "Die Person, die für die Verletzungen des Geschädigten verantwortlich sein soll, ist noch nicht ermittelt worden. Das Verfahren wird also weiterhin gegen unbekannt geführt." Der Leitende Oberstaatsanwalt in Trier hatte schon kurz nach der Tat erklärt, dass es abweichende Zeugenaussagen gebe. Es sei zum Beispiel nicht klar, ob die Angaben des Opfers korrekt seien, oder ob abweichende Zeugenaussagen der Wahrheit entsprächen. Das Opfer hatte behauptet, von einer Gruppe Jugendlicher grundlos attackiert worden zu sein. Ein anderer Zeuge hatte laut Staatsanwaltschaft von gegenseitigen Provokationen vor der Schlägerei berichtet.

Antrag der CDU: Während die Ermittler im Dunkeln tappen, ist für Bernhard Henter, Landtagsabgeordneter und Fraktionsvorsitzender der CDU im Konzer Stadtrat, eines klar: "Videoüberwachung auf dem Bahnsteig in Konz würde wunderbar zur Tataufklärung beitragen." Die Meldung von der Schlägerei habe die Konzer unabhängig vom Tathergang schockiert. Deshalb wäre eine baldige Tataufklärung dienlich, sagt er. Für die CDU-Fraktion im Konzer Stadtrat sei das ein Anlass, einen Antrag zur Videoüberwachung im Bahnhof zu stellen. "Die Stadt Konz soll sich bei der Deutschen Bahn für die Installation von Kameras am Konzer Hauptbahnhof einsetzen", fasst Henter seinen Antrag zusammen, der bei der Stadtratssitzung am Dienstag, 7. Februar, diskutiert wird. Es sei zwar diskutabel, ob Kameras Straftaten verhinderten, aber sie dienten der Aufklärung, sagt der Landtagsabgeordnete. Grundsätzlich sei die Installation von Überwachungskameras an allen Bahnhöfen sinnvoll.

Datenschutzbeauftragter: Der rheinland-pfälzische Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, Professor Dieter Kugelmann, sagt auf TV-Anfrage: "Die Frage der Videoüberwachung, speziell an Bahnhöfen, ist zurzeit hochaktuell." An Bahnhöfen sei die Sache besonders kompliziert wegen der unterschiedlichen Zuständigkeiten: Für den Bahnsteig selbst sind die Deutsche Bahn und die Bundespolizei die Ansprechpartner, für den Vorplatz ist die Kommune zuständig, also die Stadt Konz. Mit Blick auf die Schlägerei in Konz sagt Kugelmann, dass es wenig sinnvoll sei, wenn man einem Einzelfall hinterherlaufe. "Man braucht ein Gesamtkonzept vor Ort, alle Beteiligten müssen da ins Gespräch kommen", sagt Kugelmann.

Bahn investiert in Kameras: Der wohl wichtigste Beteiligte in dem Verfahren ist die Deutsche Bahn: Bis 2023 will sie 85 Millionen Euro zusätzlich in Videotechnik an Bahnhöfen investieren. Die Bundespolizei und Deutsche Bahn planten die Installation der neuen Videotechnik gemeinsam, heißt es bei dem Konzern. "Die Auswahl der Bahnhöfe des Videoprogramms treffen die DB, das Bundesministerium des Innern und die Bundespolizei nach bahnbetrieblichen und polizeifachlichen Kriterien." Konkret steht noch nicht fest, wer profitiert. Den Zugriff auf die von Videokameras in den Bahnhöfen aufgezeichneten Bilder habe in jedem Fall allein die Bundespolizei, versichert der Konzern.

Bundespolizei: Und Stefan Frücht, Pressesprecher der für Konz zuständigen Bundespolizeistelle in Trier, erklärt auf TV-Anfrage: "Die Bundespolizei ist der Videoüberwachung an Bahnsteigen und Bahnhöfen gegenüber, aber auch in Zügen sehr positiv eingestellt." Zwar ersetze eine Kamera nicht den Präventionseffekt einer Streife, jedoch erweise sich vorhandenes Videomaterial sehr vorteilhaft im Rahmen der Strafverfolgung - beispielsweise für die Identifizierung von Straftätern.

Info: Die Deutsche Bahn hat in den vergangenen Jahren massiv in den Ausbau von Videoüberwachung auf Bahnsteigen und in Bahnhöfen investiert. Bundesweit sind laut Unternehmensangaben 5000 Kameras in rund 700 Bahnhöfen installiert. Zudem sind 26.000 Videokameras in Regionalzügen und S-Bahnen eingebaut. 80 Prozent der Fahrgäste in den Bahnhöfen sollen so überwacht werden. Ronald Pofalla, Vorstandsmitglied des Konzerns, kündigte im vergangenen November gemeinsam mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière an, dass das Unternehmen zusätzlich 85 Millionen Euro in Sicherheitstechnik investieren wolle. Darin enthalten ist auch ein "Sofortprogramm der DB AG zur Videoüberwachung von kleineren Bahnhöfen", von dem das Saarland profitieren soll. Eine TV-Anfrage dazu, ob auch rheinland-pfälzische Stationen oder sogar die Konzer Bahnhöfe davon profitieren könnten, hat die Pressestelle der Deutschen Bahn noch nicht beantwortet.
Meinung
Aufklären ja, verhindern nein!


Kameras hätten die Schlägerei am Silvesterabend in Konz nicht verhindern können. Wäre aber eine Kamera installiert, ließe sich der Fall möglicherweise einfacher aufklären. Ohne Videobeweis muss die Polizei allein auf Zeugenaussagen und langwierige Ermittlungen zurückgreifen. Deshalb wäre im konkreten Fall eine Kamera sehr hilfreich. Wenn die Überwachungstechnik einen guten Überblick über den Bahnsteig gibt, könnten auch andere Delikte eher aufgeklärt werden. Und zu Sachbeschädigungen in Form von Graffiti-Schmierereien kommt es an dem Bahnhof, vor allem in der Unterführung, häufiger. Da gab es schon mehrere kostspielige Reinigungsaktionen. In diesem Sinne wäre die Überwachung am Konzer Hauptbahnhof sinnvoll. Allerdings ist der Einfluss der Stadt Konz klein. Die Notwendigkeit muss vor allem die Deutsche Bahn erkennen. Doch die ist ein oft sehr träger Großkonzern.
c.kremer@volksfreund.de

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