Dank Kiosk und Liegewiese: Für Schwimmer wird’s in Konz nicht teurer

Konz · Das Saar-Mosel-Bad bringt weniger Geld ein als erwartet. Die Konzer Politik lässt sich trotz Kritik der Kommunalaufsicht bei der Preispolitik nicht reinreden und setzt auf Neuerungen.

 4,90 Euro kostet der normale Eintritt in das neue Saar-Mosel-Bad in Konz. Das soll auch so bleiben. TV-Foto: Friedemann Vetter

4,90 Euro kostet der normale Eintritt in das neue Saar-Mosel-Bad in Konz. Das soll auch so bleiben. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

270.000 Euro soll das Saar-Mosel-Bad laut den Wirtschaftsplänen der Verbandsgemeindewerke Konz im Jahr 2017 einspielen. Die Kommunalaufsicht der Trier-Saarburger Kreisverwaltung hält diese Prognose für viel zu hoch. In einem Schreiben an die Konzer Verwaltung mahnt sie an, dass die veranschlagten Umsatzerlöse im vergangenen Jahr "nicht annähernd erreicht wurden".

2016 seien nur 120?000 Euro an Eintrittsgeld zusammengekommen, weniger als die Hälfte des für 2017 vermerkten Betrags, argumentiert die Behörde. Und fürs laufende Jahr seien nicht mehr Einnahmen zu erwarten. Der zu erwartende Jahresverlust liege unter dem Strich bei 1,18 Millionen Euro.

Deshalb schlägt die Kommunalaufsicht vor, die Schwimmer stärker zur Kasse zu bitten: "Nach alledem halten wir aufgrund des ausgewiesenen hohen Verlustes eine Anpassung der Gebühren für unabdingbar", heißt es in dem Schreiben.

Mahnung ohne Wirkung: Allerdings bleibt das Mahnschreiben folgenlos: Der Verbandsgemeinderat hat die Preiserhöhung in seiner jüngsten Sitzung abgelehnt. Joachim Weber, erster Beigeordneter der VG Konz, sagt dazu: "Das ist keine Forderung, eher ein Hinweis." Sogar Detlef Müller-Greis (FWG), der sich bisher immer als Kritiker des Badneubaus profiliert hat, erklärt, warum höhere Gebühren aus Sicht des Rats falsch sind: "Einziger Effekt der Preiserhöhung wäre, dass die Anzahl der Besucher herunterginge."

Wie die Zahlen zustande kommen: Michael Naunheim, Pressesprecher der Verwaltung in Konz, erläutert auf TV-Anfrage, wie die von der Kommunalaufsicht gescholtene Umsatzprognose zustande gekommen ist. Wie erwartet seien im vergangenen Jahr 84?000 Badegäste gekommen.

"Die Planer gingen damals jedoch von höheren Eintrittspreisen aus", sagt Naunheim. Die zuständigen Gremien hätten den Eintritt auf der Basis der Eintrittspreise der umliegenden Schwimmbäder festgelegt. Neben dem Standardeintritt von 4,90 Euro für einen Erwachsenen gibt es etliche andere Möglichkeiten.

Naunheim: "Dabei wurde auch noch ein Kurzzeit-Tarif (1,5 Stunden für 3,60 Euro) hinzugefügt, der ursprünglich nicht geplant war - heute aber von Besuchern sehr häufig genommen wird." Der Pressesprecher merkt auch an, dass die Kommunalaufsicht bei den Zahlen für 2016 nicht alle Einnahmepositionen berücksichtigt habe: "Es fehlten zum Beispiel die Einnahmen aus den Kursen."

Diese eingerechnet stünden im vergangenen Jahr 158.000 Euro in der Bilanz. Somit entspreche das tatsächliche Gesamtergebnis den Schätzungen der VG: Weil die Betriebskosten günstiger gewesen seien, liege der Jahresverlust bei etwa einer Million Euro. Genau diesen Betrag habe die Verwaltung immer kommuniziert.

Liegewiese und Kiosk: Statt die Eintrittspreise zu erhöhen, schlägt VG-Verwaltung ein anderes Vorgehen vor: "Man muss noch einmal eine ganze Saison abwarten, dann muss noch einmal darüber gesprochen werden", sagt Weber. Die Verwaltung und auch der VG-Rat setzen darauf, dass die Anfang April eröffnet Liegewiese noch mehr Besucher in das Bad lockt. Bürgermeister Karl-Heinz Frieden verspricht in der jüngsten VG-Ratssitzung zudem: "Die Imbissbude kommt auf jeden Fall."

Auf Nachfrage erklärt Pressesprecher Naunheim genauer, was der Rathauschef meint: Mitte Mai werde ein Flachbaukiosk auf der Wiese direkt an der Terrasse aufgebaut. "Geplant ist vorerst der Verkauf von verpacktem Eis, Süßwaren und Getränken", sagt Naunheim. "Bei entsprechender Nachfrage sollen später eventuell tiefgefrorene Lebensmittel fertig gebacken werden."

Ziel sei es, den Kiosk rechtzeitig zur Außensaison in Betrieb zu nehmen. Das Fazit der Verwaltung: "Alle Beteiligten - auch die Gremien - sind sich darüber bewusst, dass erst nach einer Betriebszeit von drei Jahren Aussagen über Änderungen der Grundlagen - wie Eintrittspreise und Öffnungszeiten - diskutiert werden können."

Hohe Schwimmbaddichte: Thomas Müller, Pressesprecher der Kreisverwaltung, erklärt auf TV-Anfrage: "Schwimmbäder sind wie Theater immer Zuschussbetriebe." Die Kommunalaufsicht sei deshalb laut der rheinland-pfälzischen Gemeindeordnung dazu verpflichtet, die Gemeinden zu ermahnen, dass sie alle ihre Finanzquellen ausschöpfen müssten.

Aber: "Es drohen keine Sanktionen, weil die VG Konz das Defizit über andere Einnahmequellen ausgleichen kann." Als Denkanstoß versteht Müller einen Hinweis auf die hohe Schwimmbaddichte im Kreis Trier-Saarburg. Ein Extrembeispiel seien die Hochwaldverbandsgemeinden Kell am See und Hermeskeil. Im Abstand von knapp 14 Kilometern seien dort gleich drei Bäder zu finden (siehe Infotext).

Info: Schwimmbäder in der Region
Im Kreis Trier-Saarburg kommen laut Kreisverwaltung auf 148.000 Einwohner insgesamt neun öffentliche Schwimmbäder - darunter sechs Freibäder (Schweich, Leiwen, Kordel, Mertesdorf, Hermeskeil und Kell am See), ein Hallen- und Freibad (Saarburg) und zwei Hallenbäder (Konz und Hermeskeil). Müller vergleicht die Situation mit der Stadt Trier: Dort kommen auf 115.000 Einwohner zwei Freibäder sowie ein Hallenbad - eine weitaus niedrigere Quote. Im Landkreis Bernkastel- Wittlich kommen sieben Bäder auf 112.000 Menschen, im Eifelkreis Bitburg-Prüm 14 Bäder (vier privat betrieben) auf 97.000 Einwohner. Der Landkreis Vulkaneifel zählt 23 Bäder und 61.000 Einwohner. Die Kreisverwaltung hat aber Schulbäder und private Becken eingerechnet. Meinung: Badespaß hat seinen Preis

Dass ein Schwimmbad teuer ist, war allen Beteiligten von Anfang an klar. Und solange die Eine-Million-Euro-pro-Jahr-Rechnung der Verbandsgemeindewerke aufgeht, ist das okay. Denn die gewählten Volksvertreter haben sich mit großer Mehrheit für den Bau des teuren Schwimmbads ausgesprochen, und sie haben im Entscheidungsprozess geprüft, ob die VG sich ein Bad leisten kann.

Allerdings lässt eine Quote von neun Schwimmbädern auf 150?000 Menschen im Kreis Trier-Saarburg schon aufhorchen. Wenn im Kreis künftig ein Bad Sanierungsbedarf hat, wird wegen einer solchen Quote eine Schließung diskutiert werden müssen. Insofern haben die Konzer früh genug neu gebaut und den Badstandort gesichert.
c.kremer@volksfreund.de

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