Das Verdrängen überwinden

Der "Förderverein ehemalige Synagoge Könen" hat in der Stadtbibliothek Konz eine Tafel aufgestellt, mit der die leidvolle Geschichte der vier ehemaligen Synagogen dokumentiert wird. Eine Erinnerung und Mahnung.

 Vereinsmitglied Robert Reichard betrachtet die in der Bibliothek aufgehängte Tafel, auf der die Entwicklung hiesiger Synagogen dokumentiert ist. TV-Foto: Gabriela Böhm

Vereinsmitglied Robert Reichard betrachtet die in der Bibliothek aufgehängte Tafel, auf der die Entwicklung hiesiger Synagogen dokumentiert ist. TV-Foto: Gabriela Böhm

Konz. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 brannten überall in Deutschland die Synagogen - auch in der Konzer Region. Was in den folgenden Jahrzehnten aus den Gottesdienst- und Gebetsräumen wurde, spricht nicht für einen sensiblen Umgang mit dem Thema: Aus der Konzer Synagoge wurde ein Wohnhaus. In Oberemmel wurde sie im Rahmen der Flurbereinigung abgerissen - das Baumaterial diente für die Anlage von Feldwegen. In Könen wurde das Gotteshaus in ein Nutzgebäude verwandelt, als Garage und Lagerraum. Noch während des Kriegs war die Könener Synagoge sogar als Heim für die Hitlerjugend geplant. Dazu kam es allerdings nicht mehr. Einzig in Wawern ist die Synagoge dank verantwortungsvoller Gemeindepolitik noch erhalten geblieben. Sie ist dort kultureller Veranstaltungsraum für Ausstellungen, Lesungen und Konzerte. Die Könener Synagoge würde gerne vom Förderverein erworben werden, um sie zu einem Ort des Gedenkens an die jüdische Kultur der Region umzugestalten. Denn "Baumaßnahmen Anfang des Jahres im Inneren der Synagoge zerstörten die wenigen Reste, die an die Zeit als kultisch genutztes Gotteshaus erinnerten", beklagt der Förderverein unter Vorsitz von Willi Körtels. Um die Erinnerung an die Synagogen wachzuhalten, hat jetzt der "Förderverein ehemalige Synagoge" in der Konzer Bibliothek eine Tafel errichtet. Sie zeigt mit einigen Fotos "Weitergang, Stillstand und Ende" der Gotteshäuser, wie es Vereinsmitglied Robert Reichard formuliert. "Wir wollen einen Beitrag zur Toleranz geben und über Foto- und Bildmaterial die Verdrängungsphase überwinden", sagt Körtels. Ein Ort des Gedenkens und der Hinweis auf lebende Kulturen fehle in der Region. Die Tafel bleibt in der Bibliothek so lange hängen "wie gewünscht". Immerhin: Am vergangenen Sonntag war die Wawerner Synagoge im Rahmen des Europäischen Tags der jüdischen Kultur von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Weitere Informationen über den Verein gibt es im Internet unter www.lagrlp.de/html/forderverein_koenen.html.

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