Demonstration gegen Erweiterung des Tanklagers am Moselhafen Mertert am Samstag

Temmels/Grevenmacher · Deutsche und Luxemburger protestieren gemeinsam gegen die Erweiterung des Tanklagers am luxemburgischen Merterter Hafen. Am Samstag, 7. März, ist eine Demonstration in Grevenmacher geplant. Am Mittwoch gibt es im Temmelser Bürgerhaus (Kreis Trier-Saarburg) einen Infoabend, bei dem der Ortschef auf die Gefahren des Tanklagers hinweist.

 Nur die Mosel trennt die bestehenden Tanks am Merterter Hafen von den Wohnhäusern in Temmels. TV-Foto: Friedemann Vetter

Nur die Mosel trennt die bestehenden Tanks am Merterter Hafen von den Wohnhäusern in Temmels. TV-Foto: Friedemann Vetter

Die kommunale Front gegen den Ausbau des Tanklagers im Hafen Mertert steht geschlossen. Auf deutscher Seite haben sich der Kreis Trier-Saarburg, die Verbandsgemeinde Konz und die Ortsgemeinde Temmels zusammengetan. In Luxemburg stellen sich die Gemeinden Grevenmacher und Mertert gegen die Pläne ihrer Regierung, das Lager zu vergrößern. Die Tanklagergegner wollen am Samstag, 7. März, um 14 Uhr mit einer Demonstration ein Zeichen setzen.

"Wir werden unsere luxemburgischen Nachbarn zeitgleich durch einen Sternmarsch von Temmels aus unterstützen", sagt der Temmelser Ortschef Herbert Schneider. Er begründet seine Tanklager-Skepsis mit dem Gefahrenpotenzial der Anlage. Um das zu verdeutlichen, hat er eine Studie herausgesucht, die die luxemburgische Umweltbehörde 2009 beauftragt hatte. Sie beschreibt unter anderem mögliche Brandszenarien bei unterschiedlichen Wetterlagen. Schneider will die Studie heute bei einem Infoabend ab 19.30 Uhr im Temmelser Bürgerhaus thematisieren. "Die Leute sollen wissen, warum wir zum Protest aufrufen", sagt Schneider.

Zwei Ingenieurbüros stellen in der Studie mögliche Gefahren dar, die von dem bestehenden Tanklager ausgehen. Und die in verschiedenen Szenarien erarbeiteten Ergebnisse sind beunruhigend. Brennt zum Beispiel einer der 15.000 Kubikmeter großen Tanks, das sind die größten auf dem Hafengelände, ist das direkte Umfeld von einem Feuer betroffen, das 23 Stunden lang brennt und riesige Energiemengen freisetzt. Dabei entstünden zudem 31,3 Kilogramm Ruß pro Sekunde.

30 Kilometer Moseltal betroffen

Das führt bei starkem Westwind dazu, dass die Feinstaubwerte in einem mehr als 30 Kilometer langen Korridor im Moseltal extrem erhöht werden. Eine Brandwolke würde über Konz und Trier bis nach Mehring ziehen. Erst weiter moselaufwärts ginge die Feinstaubkonzentration zurück. Von Mertert bis Mehring wären die Rußteilchen, die bis in die Lungenbläschen vordringen können, zum Teil zwölfmal so hoch konzentriert, wie es der vorgeschriebene EU-Grenzwert von täglich 50 Mikrogramm pro Kubikmeter vorschreibt. Neben Feinstaub verbreiteten sich in den Brandgasen auch giftige Kohlenwasserstoffe. Ist es bei einem Tanklagerbrand windstill, bleibt die Brandwolke über Temmels hängen, so dass sich die Giftstoffe dort anreichern. "Eine Havarie im heutigen Ausbauzustand ist bereits nicht mehr beherrschbar", folgert Ortschef Schneider. Sollte das Lager, wie geplant, von 60.000 auf 150.000 Kubikmeter vergrößert werden, wachse das Gefahrenpotenzial - vor allem, wenn neben Diesel und Heizöl auch Benzin und Kerosin gelagert werden. Diese Änderung des Plans hatte schon im Januar für Kritik gesorgt.

Der Kreis Trier-Saarburg stärkt den Temmelsern den Rücken. "Wir sind grundsätzlich gegen ein Tanklager in unserer unmittelbaren Nachbarschaft", sagt Thomas Müller, Pressesprecher der Kreisverwaltung. Die Erweiterung steigere das Gefährdungspotenzial. Müller sieht vor allem die geplanten Benzintanks skeptisch: Bei Benzin entstünden schneller explosive Gemische als bei Kerosin oder Heizöl sowie Diesel. Die Kreisverwaltung rechnet zudem mit gravierenden Folgen für das Ökosystem in der Mosel, sollte das Tanklager vergrößert werden.

Regierung prüft Pläne noch

Olaf Münichsdorfer, Pressesprecher des luxemburgischen Umweltministeriums, äußert Verständnis für die Bedenken der Kommunen. Er versichert aber, dass alle möglichen Auswirkungen des Tanklagerausbaus noch gewissenhaft geprüft würden, und verspricht größtmögliche Transparenz. Das Verfahren stehe noch am Anfang. "Die Studie von 2009 ist dabei ein Baustein", sagt Münichsdorfer. Wann die Entscheidung falle, stehe nicht fest. .Extra: Treffen in Esch/Alzette

19 Behörden und Kommunen waren am Montag zu einem Treffen in Esch/Alzette eingeladen. Dort hatten sie Gelegenheit, sich zum geplanten Tanklagerausbau im Merterter Hafen zu äußern. Aus Deutschland haben ebenfalls mehrere Gäste an dem Gespräch teilgenommen - darunter der Temmelser Ortschef Herbert Schneider und Mitarbeiter der Trier-Saarburger Kreisverwaltung.

Die Vertreter der luxemburgischen Regierung haben versichert, dass eine neue Umweltstudie erstellt wird. Im Rahmen des neuerlichen Genehmigungsverfahrens sollen alle Betroffenen zudem aktuelle Unterlagen erhalten, damit sie auf dem Laufenden bleiben. Zum zeitlichen Rahmen des Verfahrens haben die Verantwortlichen bei der Veranstaltung in Esch/Alzette nichts gesagt. cmkMeinung: Denkbar schlechte Lage im Tal

Der Protest gegen eine Vergrößerung des Tanklagers ist berechtigt. Denn größere Treibstoffmengen bergen größere Gefahren. Und das Merterter Tanklager liegt ohnehin denkbar schlecht im Moseltal. Die Wohnhäuser in Temmels sind zum Teil nur 170 Meter entfernt, und auch die in Grevenmacher sind nah dran. Dass es dort überhaupt solch ein Tanklager gibt, hat logistische Gründe. Luxemburg hat nur einen Hafen, und der ist in Mertert. Wird Treibstoff auf dem Wasserweg transportiert, führt kein Weg an Mertert vorbei.

Die Tallage sorgt aber dafür, dass sich Feinstaub und Giftstoffe, die im Fall eines Brandes in großen Mengen entstehen, nur schlecht verteilen können. Das Tal wird dann zum Giftkessel. Luxemburg muss also noch einmal genau abwägen, ob der Ausbau der Tanks im Tal sinnvoller und ungefährlicher ist als ein Transport von Benzin, Diesel und Kerosin über den Landweg in mögliche andere Lager. c.kremer@volksfreund.de 

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