Den Schnabel im Wind - Kirchturmhähne ganz nah im Pieterhaus Oberbillig

Oberbillig · 20 Kunstwerke aus Blech, die einst Kirchtürme zierten und dort die Windrichtung anzeigten, waren über die Pfingsttage im Oberbilliger Pieterhaus zu sehen. Zur Eröffnung der Ausstellung des Heimat- und Verkehrsvereins, die Kurt Scheuer zusammengestellt hatte, kamen rund 50 Besucher.

 Die historischen Kirchturmhähne ziert die Patina der Jahrhunderte. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Die historischen Kirchturmhähne ziert die Patina der Jahrhunderte. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth) ("TV-Upload Thormeyer"

Weit weg, ganz oben auf der Kirchturmspitze thront der Wetterhahn - normalerweise. Im Oberbilliger Pieterhaus waren über die Pfingsttage in einer Ausstellung des Heimat- und Verkehrsvereins 20 Exemplare von ganz nah zu sehen. Kurt Scheuer hatte sie zusammengetragen und ausgestellt. Die Geschichten dazu sind wirklich spannend. 50 Besucher kamen bereits zur Eröffnung.

"Bei Renovierungen von Kirchen haben Zimmerleute die alten Hähne mitgenommen, die durch neue ersetzt wurden", weiß Sammler Scheuer. Die ausgestellten christlichen Symbole, die laut Pastor Bernhard Bollig für Wachsamkeit und Treue, aber auch für Buße, Reue und Umkehr stehen, stammen aus der gesamten Region von Mosel, Eifel, Hunsrück und dem Saarland.300 Jahre alt


Einige sind bereits 300 Jahre alt und zeigen die Spuren ihrer Geschichte, nicht nur durch die Patina auf Eisenblech und Kupfer, sondern auch mit Einschusslöchern, die von Menschen stammen, die den Wetterhahn per Luftgewehr etwas schneller drehen wollten.

"Einige Hähne zeigen sogar Spuren von Vergoldung", sagt Scheuer und erklärt auch die Funktionsweise: "Der hintere Teil muss etwas länger sein, sonst dreht sich der Hahn nicht in die richtige Windrichtung." Aber natürlich gibt es da auch ein Gegenbeispiel. Beim "Dollen Willi" genannten Hahn ist es umgekehrt, und deshalb drehte er sich immer in die falsche Windrichtung. Woher dieses spezielle Exemplar stammt, kann Scheuer nicht sagen.

Hähne sind auch als Begriffe in die allgemeine Sprache eingeflossen, vom Roten Hahn für die Feuersbrunst bis zum Wasserhahn, Zapfhahn, Cocktail und Cockpit.

"De vuawetzijen Kèrchen hunn" (der neugierige Kirchenhahn) heißt ein Gedicht von Heimatdichter Heino Zimmer, das von Irma Kirchen vorgetragen wird. Viel kann dieser Hahn erzählen, wenn man des Moselfränkischen mächtig ist.
"Erste Kirchturmhähne sind schon seit dem 9. Jahrhundert erwähnt", erklärt Scheuer die lange Geschichte dieses Symboltieres. Zimmerleute hätten ausgediente Exemplare geschmückt und seien damit von Haus zu Haus gezogen, um Trinkgeld zu bekommen.

Besucher Mic Leder aus Kanzem ist selbst Bildhauer. Er sagt: "Da sind spannende Epochen und Stile zu erkennen. Sogar die Frisuren der Hähne haben sich im Laufe der Zeit geändert." Jeder Hahn, erkennt der Künstler, habe seine eigene Persönlichkeit.

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