Der Wald als "Gemischtwarenladen"

KONZ/WILTINGEN. Klimatische Schwankungen und Schadstoffbelastungen – besonders durch Stickoxide – machen den heimischen Wäldern zu schaffen. Die Baumkronen sind teilweise in Mitleidenschaft gezogen, außerdem machen sich tierische Bewohner häufig über die Baumbestände her. Wichtig, um das "komplexe Gebilde" Wald zu erhalten, sei ein nachhaltiges waldbauliches Konzept, erklärt Forstamtsrat Martin Bee im TV-Gespräch.

Obwohl er sich um "seine" Bäume im Forstrevier Konz-Wiltingen sorgt, ist Martin Bee optimistisch: Mit "einem gut sortierten Gemischtwarenladen" werden die heimischen Wälder weiterhin die Landschaft in der Verbandsgemeinde Konz bereichern. Gemeint ist damit eine "standortgerechte" Mischung aus Laub- und Nadelbäumen, die mit dem Klima und den Böden in der Region gut klarkommen, sowie junge neben alten Bäumen. Der Zustand der Wälder im Land könnte derzeit besser sein. Kürzlich hat das rheinland-pfälzische Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz den Waldzustandsbericht 2006 vorgelegt. Darin wird besonders der Kronenzustand der Waldbäume beklagt. "Der Anteil der deutlichen Schäden ist um fünf Prozentpunkte auf 36 Prozent angestiegen", heißt es in dem Bericht. "Während bei Fichte, Eiche und Kiefer das Niveau der Kronenverlichtung nahezu unverändert blieb", habe sich besonders der Zustand der Buchen-Baumkronen verschlechtert. Grund dafür ist unter anderem die Schadstoffbelastung. "Trotz der erheblichen Erfolge in der Luftreinhaltung spielen Luftschadstoffe im Schadkomplex nach wie vor eine entscheidende Rolle", heißt es in dem Bericht des Ministeriums. Während laut Martin Bee, Forstamtsrat im Revier Konz-Wiltingen, die Belastung durch Schwefelverbindungen gesunken sei, übersteigen Stickstoffverbindungen und Ozon "die ökosystemverträglichen Schwellenwerte", wie es im Waldzustandsbericht formuliert ist. "Ozon ist ein Atemgift und ein Pflanzengift", erläutert Bee. Es bedeutet für die Pflanzen einen Stressfaktor, es kann Schäden an Blättern und Wachstumshemmungen verursachen. Auch "natürliche Stressfaktoren, insbesondere die außergewöhnliche Hitze und Trockenheit" machen den Bäumen schwer zu schaffen. Die extrem heißen und trockenen Sommer in diesen kurzen Abständen bedeuteten großen Stress für die Bäume, erklärt Martin Bee. Grundsätzlich ist der Wald "ein Wasserspeicher".Sommer 2003 macht Bäumen zu schaffen

Doch durch die geringen Niederschläge in den vergangenen Sommern hätten die Wälder kaum Reserven bilden können. Die Platzregen, die es in diesen heißen Sommern oft gebe, könne der Wald nicht aufnehmen und damit nicht nutzen, erklärt er. Noch immer hätten sich die Wälder nicht ganz von dem heißen Sommer 2003 erholt, schildert Bee. Die Pflanzen sind infolge dieser Klimaschwankungen besonders anfällig für den Befall von Tieren. Borkenkäfer oder Schmetterlingsarten wie Eichenwickler und Frostspanner fühlen sich im heimischen Holz sehr wohl. Und fügen ihm damit oftmals erhebliche Schäden zu. Um die Wälder gesund zu erhalten, laute das oberste Prinzip in der Forstwirtschaft "Nachhaltigkeit", sagt Bee. Das bedeutet zum einen, dass nicht mehr Bäume geschlagen werden als nachwachsen, denn dem Wald komme "eine Sparkassen-Funktion" zu. Außerdem müsse man jeweils auf die aktuelle Entwicklung reagieren. Eine prophylaktische Maßnahme sei beispielsweise das Kalken, denn damit beuge man der Bodenversäuerung vor. Grundsätzlich sei es unabdingbar, durch "waldbauliche Konzepte" die Waldgesundheit nachhaltig zu fördern. Ein "naturnaher Wald mit standortgerechten Baumarten" und einer Mischung aus alten und jungen Pflanzen kann laut Bee auch in Zukunft bestehen. Womöglich wird es deshalb in einigen Jahren kaum mehr Fichten in der Verbandsgemeinde geben. Sie gelte als "der Säufer unter den Bäumen" und komme auf Dauer mit den klimatischen Veränderungen nicht zurecht. Dafür werde die Douglasie, die trockenresistenter als die Fichte ist, häufiger zu sehen sein, prognostiziert Bee.

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