Die Enge eines Bunkers hautnah erleben

Sie sind das Ergebnis aus vier Jahren harter Arbeit und eines hohen finanziellen Aufwands: Marc Steinfeld und Sven Zimmer öffnen am Sonntag, 3. August, ihre beiden Westwallbunker aus dem Zweiten Weltkrieg erstmals der Öffentlichkeit.

Wiltingen. Es ist eng. Düster. Und im Sommer etwas feucht. Wie müssen sich diejenigen gefühlt haben, die hier tage-, wochen-, monatelang ihren Dienst verrichten mussten? Diese Frage stellt sich unweigerlich, wenn man die beiden Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg im Wiltinger Dickicht besucht. Dass sie überhaupt zugänglich sind, ist Marc Steinfeld und Sven Zimmer zu verdanken. Mit derselben Leidenschaft, wie sich andere junge Männer um ihre Autos kümmern, arbeiten diese beiden seit 2004 aus geschichtlichem Interesse und auf eigene Kosten daran, die verbliebenen Zeugnisse des Dritten Reiches zu restaurieren.

"In dieser Gegend gab es schätzungsweise 300 Bunker", erzählt Sven Zimmer. Dass gerade diese beiden nicht gesprengt worden sind und zudem in so nächster Nachbarschaft zueinander liegen, machen sie zu besonderen Exemplaren. Offenbar seien die Bunker in ihrer Form erhalten geblieben, weil nach einer Sprengung im Hang die umherfliegenden Brocken womöglich die darunter verlaufende Bahnstrecke blockiert hätten, erläutert Marc Steinfeld. Die Alternative: Die Bunker wurden nach Kriegsende mit Beton zugefüllt. "Es hat allein ein Jahr lang gedauert, bis wir sie betreten konnten", beschreibt Zimmer die Anfänge ihrer Arbeit. Und das, was sie vorfanden, war nicht viel: "Sie waren komplett leer geräumt", berichtet der 30-Jährige. "Alles, was sich aus dem Bunker bewegen ließ, war weg."

Nach Feierabend machten sich der Zimmermann Zimmer und der Betriebselektriker Steinfeld nun daran, die Bunker außen wie innen zu restaurieren. Treppen, Hangbefestigungen und die Zuwegung sind nur wenige Beispiele für die Arbeiten an der Außenanlage. Über private Kontakte, Internet, Flohmärkte und Messen haben sie nach und nach die "Einrichtung" der Bunker gesammelt und gekauft: von Lüftern, Telefon, Betten bis hin zu Klapptischen, Leuchten und weiteren "Wehrmachts-Accessoires" - Dinge, die sie aus Angst vor dreisten Einbrechern nur zu besonderen Anlässen im Bunker ausstellen.

Ein solch besonderer Anlass bietet sich nun am Sonntag, 3. August. Dies ist der Tag, an dem die Bunker erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Von 10 bis 18 Uhr sind die Besucher eingeladen, sich selbst ein Bild vom sogenannten "MG Schartenstand" aus dem Jahr 1937 und dem "Artilleriebeobachter" aus dem Jahr 1938 zu machen. "Man muss sie selbst erleben. Das kann man in keinem Film sehen und in keinem Buch nachlesen", sagt Steinfeld.

Trotz ihrer hohen Ausgaben zum Erwerb des Grundstücks und der Bunker sowie der Kosten für die Restaurierung und Einrichtung wollen Zimmer und Steinfeld keinen Eintritt für die Besichtigung erheben. Allein das Interesse der Bevölkerung sei eine wichtige Bestätigung für ihre Arbeit.

Und damit das Interesse auch längerfristig bestehen bleibt, haben sich die beiden dem Verein Westwallmuseen Saar-Mosel angeschlossen. Jeden ersten Sonntag im Monat wollen sie von 14 bis 17 Uhr ihre Bunker öffnen. Gruppen auf Anfrage bei Sven Zimmer, Telefon 0171/4276034, und Marc Steinfeld, Telefon 0179/7865606. Weitere Informationen gibt es unter www.westwallmuseum-wiltingen.eu.

Informationen zur Eröffnung: Neben einem unterhaltsamen Rahmenprogramm werden die Wiltinger Heimatforscher Erwin Frank und Thomas Müller aus der Zeit des Westwallbaus und des Kriegsendes in und um Wiltingen berichten. Für das leibliche Wohl ist gesorgt. Die Zufahrt zu den Bunkern ist ab den Ortseingängen Wiltingen ausgeschildert, Parkplätze liegen in der Nähe. Zu Fuß besteht die Möglichkeit, vom Ende der asphaltierten Brückenstraße in Wiltingen den "MG-Schartenstand" in zehn Minuten und den "Artilleriebeobachter" in etwa 30 Minuten zu erreichen.

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