Die Urne kommt in Mode

Verabschiedung von Angehörigen oder Freunden aus dem Leben - ein heikles Thema, mit dem sich in vielen Fällen die Hinterbliebenen auseinandersetzen müssen. Dabei vollzieht sich aktuell ein Wandel der Bestattungskultur. Die Beisetzung in der Urne nimmt, anders als noch vor einigen Jahren, mittlerweile fast die Hälfte aller Bestattungen ein.

Konz. Die Bestattungskultur hat sich auch im ländlichen Raum gewandelt. War in früheren Jahren die Erdbestattung der Normalfall, so registrierten Bestatter und Friedhofsamt, beispielsweise in Konz, eine hohe Zahl an Urnenbeisetzungen. "Im Jahr 2006 zählten wir 125 Beerdigungen, 59 davon waren Urnenbeisetzungen, zum Teil in bereits vorhandenen Familiengräbern. Ein Jahr zuvor weist die Statistik bei 146 Bestattungen 71 Urnenbegräbnisse aus", sagt Hans Philippi, Sachbearbeiter des Friedhofsamts Konz.Für den nach der vorliegenden Statistik seit 1999 auf rund 50 Prozent gestiegenen Anteil der Feuerbestattungen sieht Pastor Peter Klauer (St. Briktius, Oberemmel) ähnliche Gründe wie die Konzer Bestattungsunternehmer Karl-Heinz Bamberg (66) und sein Sohn Christoph (27): die zunehmende Mobilität der Menschen. Früher lebten sie meist in Familienverbänden innerhalb überschaubarer regionaler Grenzen. Berufliche Gründe sorgen nun aber dafür, dass Familien quer über die Republik verstreut wohnen. Darüber hinaus brauchen Urnengräber weniger Platz, und die Pflege ist weniger aufwendig. Das bedeutet geringere Kosten für die Hinterbliebenen."Dabei ist die Feuerbestattung wegen der geringeren Pflegekosten erst auf längere Sicht billiger", erklärt Karl-Heinz Bamberg, Chef des seit vier Generationen im Familienbesitz befindlichen Bestattungsunternehmens.Erd- und Feuerbestattungen kosten bis zu 6000 Euro

So schlagen Erd- und/oder Feuerbestattungen, je nach Aufwand, mit Preisen zwischen 4000 und 6000 Euro zu Buche. In der Rechnung sind, so Christoph Bamberg, selbstverständlich alle zwischen Stadt und Land unterschiedlich hohen Gebühren enthalten.Wer keine großen Nachlässe zu vererben hat, woraus die Erben die Beisetzung bezahlen könnten, kann im Rahmen eines Sparvertrags eine Bestattungsvorsorge treffen. Die eingezahlten Beträge werden derzeit mit drei Prozent pro Jahr verzinst.Ob Feuer- oder Erdbestattung - das ist für Pastor Peter Klauer keine entscheidende Frage, er begleitet Verstorbene auf beiden möglichen letzten Wegen, "wenn sie das gewünscht und durch ihre Zugehörigkeit zur katholischen Kirche dokumentiert haben. Wenn jemand aus der Kirche ausgetreten ist, hat er gezeigt, dass er mit uns nichts mehr zu tun haben will. Ich würde seinen ausdrücklichen Willen missachten, wenn ich ihn auf seinem letzten Weg begleite."Die Kirche - so Peter Klauer - habe die Feuerbestattung nie verboten. Dieses angebliche Verbot sei von Kirchengegnern erfunden und in deren Kampf gegen die Kirche eingesetzt worden. Vorbehalte hat der Pastor allerdings gegen eine anonyme Bestattung. Sie entspreche nicht dem christlichen "Ich habe dich bei deinem Namen gerufen".

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