Die Welt des Barocks musikalisch erleben

"Capella poetica" - der Name allein lässt schon auf sinnliche Musik mit textlicher Raffinesse schließen. Das Konzept ging auf: Gerd Demerath und seine Chorsänger überzeugten mit dem Programm "...als flögen wir davon..." in der Pfarrkirche St. Marien in Kanzem.

 Die „Capella poetica“ entführte in den Barock. TV-Foto: Jürgen Boie

Die „Capella poetica“ entführte in den Barock. TV-Foto: Jürgen Boie

Kanzem. (jbo) Ein Ausflug in die Welt des Barocks wurde im Programmheft versprochen. Musikalisch und inhaltlich wurde dieses Versprechen souverän eingelöst. Die Qualität des Vortrags lag aber sicher deutlich über dem Standard von vor 300 Jahren. Denn mit so viel Akribie und Liebe zum Detail wurde damals höchstwahrscheinlich nicht gearbeitet. Zunächst die Instrumentalbesetzung: Die Laute, mit der Chorleiter Gerd Demerath Takt und Tonalität vorgab, wurde überzeugend ergänzt von einem straffen, rhythmisch und akzentuiert hervorragenden Klang zweier erstklassiger Violinen. Claudia Kussmaul und Hanna Notte zeigten mit technischer Brillanz, dass sich das Spiel der Streicher im Barock deutlich von der klassischen oder romantischen Klangfärbung unterscheidet.Gesanglich machte es der äußerst motiviert und konzentriert singende Chor dem Publikum leicht, die Welt des Barocks zu verinnerlichen. Sehr gut verständlich die deutschsprachigen Texte, bei den lateinischen und italienischen Liedern konnte man durch die thematische Gliederung erahnen, worum es sich handelt. Der erste Teil beschrieb die Vergänglichkeit des Seins und die Flüchtigkeit des menschlichen Lebens im göttlichen Universum. Der zweite Block zeugte von Lebensmut und Fröhlichkeit, was sich auch in tänzerischen und lebhaften Kompositionen zeigte. Im dritten und letzten Teil wurde die barocke Weltsicht, die Erlösung und Gewissheit im Glauben an Gott versprach, deutlich. Wer sich ganz dem schönen Klang von Gesang und Instrumentalmusik in angenehmer Kirchenakustik hingeben wollte und dem Text der Lieder weniger Beachtung schenkte, bekam dank Rezitator Bruno Plum und den teilweise in altdeutscher Sprache vorgetragenen Gedichten noch eine "Extraportion" Gedankengut aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.Über 100 äußerst zufriedene Besucher verließen nach über 75 Minuten Programm, zwei mit langem Beifall "erkämpften" Zugaben und Dankesworten des Veranstalters, des Kulturvereins Alte Schule Kanzem, die gut gefüllte Kirche St. Marien. Akteure, Freunde und Besucher feierten das sinnliche, anspruchsvolle Chorkonzert noch mit dem einen oder anderen Gläschen Wein - verdientermaßen.

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