Die Zukunft des Bauens

KONZ. Wo in der Verbandsgemeinde Konz ist es auch künftig sinnvoll, neues Bauland auszuweisen? Mit dieser Frage setzten sich die Mitglieder des Verbandsgemeinderats bei ihrer jüngsten Sitzung auseinander. Vorläufiges Fazit: Nur in einigen Schwerpunktgemeinden sollte es über den Eigenbedarf hinaus Bauwilligen ermöglicht werden, neu zu bauen.

 Nicht nur neues Bauland – wie hier in Nittel – soll in den Gemeinden ausgewiesen werden, sondern auch die ältere Bausubstanz in den Ortskernen genutzt werden. Das ist ein Fazit aus dem neuen Wohnbauflächenkonzept für die Verbandsgemeinde Konz. TV-Foto: Archiv/Monika Kewes

Nicht nur neues Bauland – wie hier in Nittel – soll in den Gemeinden ausgewiesen werden, sondern auch die ältere Bausubstanz in den Ortskernen genutzt werden. Das ist ein Fazit aus dem neuen Wohnbauflächenkonzept für die Verbandsgemeinde Konz. TV-Foto: Archiv/Monika Kewes

"Einfach mal eine Richtung in die Sache bringen und ein zukunftsweisendes Konzept zu erstellen", das war das erklärte Ziel der Stadtplanerin Annette Weber vom Büro Planung & Konzepte in Trier. Sie hat ein Wohnbauflächenkonzept als Empfehlung für die Verbandsgemeinde (VG) Konz erarbeitet, das sie den Mitgliedern des Rats bei der jüngsten Sitzung vorstellte. Unter verschiedenen Gesichtspunkten hat sie die Baulandsituation aller Gemeinden in der VG genau unter die Lupe genommen. Zu diesen Faktoren gehörten unter anderem die Bevölkerungsstruktur, die Erschließungskosten, Wirtschaftsstrukturen, Pendlerzahlen, landespflegerische Gesichtspunkte und die Nachfrage nach Grundstücken, die unter anderem von der Infrastruktur abhängt. Aus dieser Untersuchung haben sich laut Weber folgende "Schwerpunktgemeinden zur Ausweisung von Wohnbaufläche" über den Eigenbedarf im Ort hinaus ergeben: Konz, seine Stadtteile Könen und Oberemmel sowie Tawern kommen nach dieser Untersuchung als Schwerpunktgemeinden in Betracht. Sie hätten nach diesen Gesichtspunkten überdurchschnittliche Werte und eigneten sich deshalb besonders zum Ausweisen neuer Baugebiete, so die Empfehlung. Weitere Gemeinden kommen laut Webers Empfehlung zudem in die Auswahl: Kanzem, Filzen, Nittel und sein Ortsteil Rehlingen, Pellingen, Wellen und Wasserliesch. Die Ortskerne nicht vergessen

Nicht nur die Betrachtung der Baulandentwicklung in der VG lag der Stadtentwicklerin bei ihrer Untersuchung am Herzen. Sie richtete einen eindringlichen Appell an die Ratsmitglieder: "Bitte vergessen Sie die Ortskerne nicht." In einigen Orten müsse in Hinblick auf alte Bausubstanz "dringend, in anderen möglichst bald etwas getan werden", sagte Weber in der Sitzung. Die VG habe zwar Glück, dass es keinen Einwohnerschwund gebe, allerdings müsse man darauf achten, diese positive Entwicklung auch für andere Potenziale zu nutzen, erklärte sie den Ratsmitgliedern. Obwohl es derzeit einen regelrechten Bauboom an der Obermosel gebe, riet sie zum vorsichtigen Umgang mit neuen Baugebieten. "Es gibt eine Grenze", sagte Weber, die beispielsweise durch technische Faktoren (Kapazitäten der Entwässerungssysteme) oder landespflegerische Gesichtspunkte gezogen werde. Die Gemeinden dürften nicht "auf Teufel komm raus" neues Bauland ausweisen, auch wenn die Nachfrage derzeit hoch sei. Es sollten zahlreiche weitere Faktoren beachtet werden.An die Kosten denken

Aus ihrer Untersuchung hat Annette Weber darüber hinaus weitere Schlussfolgerungen gezogen. Sie riet den Gemeinden, nur noch Bauland auszuweisen, wenn sie alle Kosten auch wirklich refinanzieren können. Weitere Hinweise an die Orte in der VG Konz sind, auf eine sozial verträgliche Mischung hinsichtlich der Einwohnerstruktur zu achten, an die Belebung der Ortskerne zu denken, unterschiedliche Grundstücksgrößen anzubieten und barrierefreies Wohnen zu ermöglichen und zu fördern. Die Empfehlungen des Konzepts wurden von den Fraktionen begrüßt und lebhaft diskutiert, einen Beschluss dazu gab es nicht. Eine Frage, die Karla Kroon (SPD) beispielsweise aufwarf, ist die nach den Folgen für die gesamte Verbandsgemeinde. Grundsätzlich, erklärte die Stadtplanerin, führe der Verzicht einer Gemeinde auf neues Bauland nicht automatisch dazu, dass sich die Leute stattdessen dort ein altes Haus renovierten. Ebenso werde der Verzicht auf Neubaugebiete in einer Gemeinde nicht dazu führen, dass der Nachbarort deutliche Zuwächse bekomme. Die Verbandsgemeinde sei gefordert, "Schwerpunkte herauszukristallisieren, um Infrastrukturen zu erhalten", sagte Weber.

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