Ein Jahr voller Stadtgeschichte

Konz · Riesige Bahnanlagen, leere Flächen und stadtprägende Brücken: Für 2018 gibt es einen Kalender mit historischen Ansichten aus Konz. Die Bilder stammen von Udo Lambert, und der Sammler hat noch viel mehr zu bieten.

Ein Jahr voller Stadtgeschichte
Foto: (h_ko )

Konz Kaum einer in Konz kennt sich so gut mit historischen Bildern der Saar-Mosel-Stadt aus wie Udo Lambert. Dem Karthäuser Jung, der inzwischen 74-Jahre alt ist, liegen vor allem historische Stadtansichten am Herzen. Deshalb sammelt er seit etlichen Jahren alte Postkarten von Konz, aber auch von Trier und dem ganzen Altkreis Saarburg. Im Laufe der Jahre sind Tausende Karten zusammengekommen, die der pensionierte Vermessungsingenieur inzwischen alle digitalisiert hat. "Ich habe sie noch nicht gezählt", sagt Lambert im Gespräch mit dem TV. Zurzeit ordne er die große Sammlung auf seinem Computer. Die Karten aus der Stadt Konz habe er zum Beispiel in Unterordnern mit den Kategorien Eisenbahn, Ort oder Straßenzüge aufgeteilt.
Wegen seines Hobbys ist nun ein Kalenderverlag auf den Karthäuser aufmerksam geworden. Die Kalender Manufaktur Verden vertreibt für das Jahr 2018 einen historischen Kalender, der monatlich neue Motive aus Konz und Karthaus präsentiert. Der Verlag sei auf ihn zugekommen, sagt Lambert. Claudia Telle, die sich bei dem Unternehmen um das Projekt kümmert, bestätigt das. Sie erklärt das Vorgehen: "Seit zehn Jahren stellt die Kalender Manufaktur Verden an der Aller historische Kalender her", erklärt Telle. "Für das Jahr 2018 sind rund 250 solcher Ortskalender entstanden." Die Gestaltung erfolge in enger Abstimmung mit den Ansprechpartnern in den jeweiligen Orten. Dass die Stadt Konz dabei sei, sei ein Zufall. Sie habe bei einer Internetrecherche von Lamberts Sammlung erfahren und ihn kontaktiert. Dieser habe ihr dann eine Auswahl mit Motiven zukommen lassen: Darunter sind Bilder von Bahnanlagen, zum Beispiel vom Karthäuser Abstellbahnhof von 1924 oder von den großen Rundschuppen des Bahnbetriebswerks aus dem Jahr 1920, wo früher Hunderte Arbeiter beschäftigt waren. In dem Kalender sind aber auch die Konzer Kirchen und ganz normale Stadtansichten zu sehen. Mehrfach ist im Bildhintergrund die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Hindenburgbrücke zwischen Igel und Könen abgebildet. Wie sich die Stadt Konz entwickelt hat, zeigt sich auch bei einer Ansicht des Konzer Rathauses: Wo 1955 noch ein Acker war, ist heute der Marktplatz, auf dem alljährlich das große Heimat- und Weinfest gefeiert wird.
Bei der Motivauswahl kann Lambert aus den Vollen schöpfen. In Konz ist er für seine Postkartensammlung schon lange bekannt, denn er nutzt sie oft für Vorträge zum Beispiel in Seniorenheimen, im Kloster oder bei anderen Anlässen.
"Jeder, der nach historischen Bildmotiven sucht, ruft bei mir an", sagt der Konzer. Lambert hat zum Beispiel auch bei der Bebilderung der Konzer Chronik mitgewirkt, die der Konzer Ehrenbürger Rudolf Molter 2009 veröffentlicht hat.
Für die Stadt Konz gebe es aus dem frühen 20. Jahrhundert besonders viele Postkarten, erklärt Lambert. Jedes Café, jede Kneipe und jeder Friseur hätten eigene Karten aufgelegt.
Das liege daran, dass mit Inbetriebnahme der großen Industrieanlagen in Konz, mehrere Tausend Arbeitsplätze in kürzester Zeit entstanden seien, schildert der Kar-thäuser. Die Menschen seien aus ganz Deutschland nach Konz gekommen, um dort zu leben und zu arbeiten. Postkarten seien da wichtig gewesen, um Kontakt mit der Heimat und der Familie zu halten.
Die Sammlung von Lambert belegt nicht nur, dass es von Konz Hunderte Postkartenmotive gab. Sie zeigt auch eine Entwicklung im Postwesen auf: Früher wurden alle Karten auf der Vorderseite rund um das Fotomotiv beschrieben.
Die Rückseite war für Briefmarken und Poststempel reserviert. Die Teilung von Text- und Adressfeld wurde im Deutschen Reich erst 1905 eingeführt.
Dass er überhaupt mit dem Postkartensammeln angefangen habe, sagt Lambert, habe er seinem Beruf zu verdanken. Als Vermessungsingenieur habe er oft mit historischen Katasterkarten zu tun gehabt. Da habe er dann auch wissen wollen, wie es damals ausgesehen habe. Dann hat ihn eine Sammelleidenschaft gepackt, die ihn nicht mehr loslässt.
Extra: DER KALENDER HISTORISCHE ANSICHTEN AUS KONZ

 Udo Lambert aus Karthaus sammelt seit etlichen Jahren historische Postkarten (links). Die Kalender Manufaktur Verden hat mit seiner Hilfe einen historischen Konz-Kalender für das Jahr 2018 gestaltet. Auf dem Titelblatt ist eine Auswahl verschiedener Motive (rechts) zu sehen. Lambert zeigt das Januar-Kalenderblatt mit einem Foto des Konzer Bahnhofs. TV-Fotos (2): Christian Kremer (1), Kalender Manufaktur Verden

Udo Lambert aus Karthaus sammelt seit etlichen Jahren historische Postkarten (links). Die Kalender Manufaktur Verden hat mit seiner Hilfe einen historischen Konz-Kalender für das Jahr 2018 gestaltet. Auf dem Titelblatt ist eine Auswahl verschiedener Motive (rechts) zu sehen. Lambert zeigt das Januar-Kalenderblatt mit einem Foto des Konzer Bahnhofs. TV-Fotos (2): Christian Kremer (1), Kalender Manufaktur Verden

Foto: (h_ko )


Ein Bildkalender für das Jahr 2018 ist bei der Buchhandlung Kolibri in Konz erhältlich. Der Kalender hat die Größe Din-A4 und kostet 13 Euro. Eine feste Auflage gibt es nicht. Die Zahl der gedruckten Exemplare richtet sich laut der Kalender Manufaktur Verden nach der Nachfrage. Die digitale Kalenderversion kann laut dem Kalenderverlag jederzeit nachgedruckt werden.

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