"Eine arbeitsreiche, aber auch schöne Zeit"

Konz · In Konz hat zum Monatswechsel für gut drei Patientengenerationen eine Ära geendet: Dr. Walter Adrian ist in den Ruhestand gegangen und hat seine Praxis an Sohn Andreas übergeben. Der beliebte Allgemeinarzt freut sich nach mehr als 30 Jahren auf den Ruhestand. Das Kapitel Medizin sei für ihn nun abgeschlossen.

 Dr. Walter Adrian in seinem Sprechzimmer, wie ihn unzählige Konzer Patienten kennen. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Dr. Walter Adrian in seinem Sprechzimmer, wie ihn unzählige Konzer Patienten kennen. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Konz. Der schwarze Schreibtisch von Dr. Walter Adrian wird nicht verwaisen. Sein Sohn wird dort künftig die Patienten mit großen und kleinen Beschwerden empfangen. Nein, er wolle danach keine medizinischen Aufgaben mehr übernehmen, erklärt Dr. Walter Adrian auf die Frage, ob er sich noch Ruhestandsaufgaben wie Urlaubsvertretungen oder die Mithilfe an Wochenenden in der ärztlichen Notfallstation Trier vorstellen könne. "Ich werde alle privaten Dinge, die schon bisher zu meinen Freizeitaktivitäten zählten, weiter vertiefen", sagt der 67-Jährige, aber neue Hobbys würden nicht mehr dazukommen.
Sieben Ärzte in einer Praxis


Mehr als 30 Jahre lang als Arzt in Konz. Wieso fiel die Entscheidung 1984 für Konz? "Weil mein Vorgänger Dr. Friedrich Schott einen Nachfolger für seine gut gehende Praxis am Markt suchte", sagt Adrian. Er ergriff die Chance und "das hat sich dann so gut entwickelt, dass 1988 der Kollege Franz-Rudolf Woll hinzukam".
Inzwischen sind sieben Ärzte in der Praxis tätig, die seit zwei Jahren als Hausarztzentrum Konz im Haus Lessingstraße 1 untergebracht ist. Adrian: "Wir haben hier ein sehr gutes Miteinander. Ein Beispiel: Viele seiner Helferinnen hätten als junge Frauen in seiner Praxis gelernt - später seien sie nach Mutterschaft und Erziehungszeit zurückgekehrt.
Nach 32 Jahren habe sich da eine Art Familienmedizin entwickelt, man kenne die Familien aus seinem Patientenkreis, und das über zwei oder auch drei Generationen. Doch nach 32 Jahren Allgemeinmedizin zeigen sich im Rückblick auch Trends und Veränderungen bei den Krankheitsbildern. Adrian: "Als ich anfing, gab es noch den Krankenschein und der Hausarzt war zunächst der Lotse. Heute laufen die Leute mit ihrer Versicherungskarte gleich zu allen möglichen Fachärzten, ohne dass wir das erfahren. Dort werden dann Medikamente verschrieben, von denen wir nichts wissen - da verliert man bei der eigenen Medikation schnell den Überblick."
Haben sich in der Zeit auch die Krankheitsbilder verändert? "Ja, auf jeden Fall", sagt der Mediziner. Die Zahl der psychosomatischen Beschwerden sei in den vergangenen 20 Jahren enorm gestiegen - etwa ausgelöst durch Überforderungsstress im Beruf oder durch Mobbing, es gebe die Probleme Alleinerziehender oder die Finanzängste. Adrian: "Dazu kommt, dass die Leute immer älter werden, doch der Stress bleibt auch im Alter. So was schlägt aufs Immunsystem." Die Menschen seien früher robuster gewesen, doch die Dauerbelastung steige weiter an.
Seine eigene Dauerbelastbarkeit will er nicht auf die Probe stellen und meint: "In den 32 Jahren haben in Konz sieben Allgemeinärzte aufgehört, ohne Nachfolger zu finden. Praktischer Arzt auf dem Lande oder in der Kleinstadt ist für die Jungen einfach nicht mehr erstrebenswert. Wenigstens meine Nachfolge ist gesichert. "
Dr. Adrians Fazit nach 32 Jahren: "Es war eine arbeitsreiche, aber auch schöne Zeit. Doch nun ist der richtige Zeitpunkt zum Aufhören - ich habe genug gemacht."Extra

Walter Adrian ist am 4. Februar 1949 in Trier geboren. Nach der Volksschule wechselt er zum Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. Danach folgt das Studium der Fächer Chemie und Medizin in Homburg, Saarbrücken und St. Ingbert. Beide Fächer beendet Adrian mit Examen und Promotion. Im April 1984 übernimmt er am Konzer Markt die Allgemeinarztpraxis von Dr. Friedrich Schott. f.k.

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