"Eine ganz gräuliche Erfahrung"

KONZ-KARTHAUS. Seit 21 Jahren arbeitet Waltraud Treinen in ihrem Quelle-Shop in der Karthäuser Straße, nie ist ihr dort etwas passiert. Bis Montagvormittag. Da betrat ein maskierter Mann den Laden und forderte mit einem gezückten Messer: "Kasse auf, Geld her".

Einen Tag nach dem Überfall durch einen maskierten Mann am Montag steht Waltraud Treinen wie immer hinter dem Verkaufstresen. Und doch ist an diesem Tag alles anders. Mit einem mulmigen Gefühl arbeitet sie am Dienstag in ihrem Laden und hält sich lieber vorne im Verkaufsraum auf als im hinteren Büro. "Ich gucke heute ganz gezielt: Wer geht vorbei? Wer kommt rein?", berichtet die 49-jährige Geschäftsinhaberin. Die Beute: mehrere 50-Euro-Scheine

Am Montagvormittag hat plötzlich ein Mann - etwa Mitte 20 - mit einer schwarzen Maske vor ihr gestanden. Er bedrohte sie mit einem Messer und forderte barsch: "Kasse auf, Geld her". Die Frau reagierte schnell. "Mein erster Gedanke war: Mach die Kasse auf, dann soll er sich holen, was er will. Und dann soll er gehen." So geschah es dann auch, "nach ein paar Sekunden" verließ der Täter mit einer Beute von mehreren 50-Euro-Scheinen den Quelle-Shop mit integrierter Post-Filiale und flüchtete mit einem Fahrrad Richtung Moselufer. Sie habe fast direkt vor einem Alarmknopf gestanden, berichtet die Frau. Sie sei aber im Moment des Überfalls "so verdattert" gewesen, dass sie ihn nicht gedrückt habe. "Es war eine ganz gräuliche Erfahrung", schildert sie. Seit 21 Jahren besitzt sie den Laden in der Karthäuser Straße. Außer einem gescheiterten Einbruchsversuch bei Nacht sei in ihrem Laden bislang nie etwas passiert, sagt die Frau. In der Nachbarschaft hatte es allerdings im Sommer 2005 einen bewaffneten Überfall in Karthaus gegeben. Damals hatte ein mit einer Pistole bewaffneter Mann in einer Tankstelle einige tausend Euro erbeutet. Wie selbstverständlich hat Waltraud Treinen ihre Quelle-Filiale bereits am Dienstag nach dem Überfall wieder geöffnet. "Es muss ja schließlich weiter gehen." Außerdem ist sie sich sicher: "Wenn ich heute zu Hause gewesen wäre, hätte ich nicht gewusst, was ich machen soll." Einer der Polizisten, der den Fall untersucht, habe ihr geraten, möglichst viel über den Vorfall zu sprechen, um ihn zu verarbeiten. Dazu hatte sie bereits am Dienstag Gelegenheit: "Irgendwie ist heute schon mehr los als sonst. Viele Kunden kommen gucken und fragen, wie es mir geht", berichtet die 49-Jährige und hat dabei ein Lächeln auf dem Gesicht. Auch Claus Bermes von der Geschäftsstelle des Weißen Rings in Trier bestätigt, dass Gespräche dabei helfen, solche schockierenden Erlebnisse zu verarbeiten. Auch durch Niederschreiben der Empfindungen könne man besser verarbeiten, sagt der Experte. Die Polizei sucht weiterhin nach dem Täter, der etwa 1,80 Meter groß ist. Er war zur Tatzeit mit einer Jeanshose sowie einer dunklen Jeansjacke bekleidet. Bei der Tat trug er eine dunkle Maske mit Sehschlitzen. Bewaffnet war er mit einem Messer mit einer etwa 15 Zentimeter langen Klinge. Er sprach Deutsch ohne erkennbaren Akzent. Zeugen werden gebeten, sich unter Telefon 0651/2019250 oder 0651/97792290 mit der Polizei in Verbindung zu setzen.

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