Eltern verärgert über häufigen Lehrerwechsel

Konz · Der Elternausschuss der Konzer St.-Nikolaus-Grundschule ist empört, weil in einer dritten Klasse zum dritten Mal ein neuer Klassenlehrer zuständig ist. Sein Unmut richtet sich gegen die Schulpolitik des Landes und die Besetzungspraxis der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion.

Konz. Johannes Pereira ist enttäuscht von der rheinland-pfälzischen Schulpolitik. Dabei ist er als Schulelternsprecher der Konzer Grundschule St. Nikolaus eigentlich sehr engagiert. Doch seine Tochter, die jetzt eine dritte Klasse mit Ganztagsangebot besucht, muss sich in ihrem dritten Schuljahr an die dritte Lehrkraft gewöhnen. Und das, obwohl es sich um eine Ganztagsklasse handelt - aus Pereiras Sicht weitaus mehr als ein Verwahrort.
Laut der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), die landesweit für die Personalplanung an Schulen zuständig ist, entstehen solche Situationen durch Ausfälle bei festangestellten Lehrern - zum Beispiel durch Elternzeiten oder längere Krankheiten.
Dass in Konz drei Jahre in Folge neue Vertretungslehrer für eine Klasse eingestellt wurden, sei so auch nicht vorgesehen gewesen. Eine Lehrerin sei nach Baden-Würtemberg umgezogen. Eine weitere habe eine Planstelle an einer anderen Schule bekommen, erklärt ADD-Sprecherin Eveline Dziendziol. Natürlich wolle man gute Kräfte an den Schulen lassen, wo sie schon zuvor gute Arbeit geleistet haben. In der Realität gebe es aber leider viele Klassen, die viele Wechsel mitmachen müssten.Perspektive fehlt


Vertretungslehrern fehlt dabei oft eine langfristige Perspektive. Um schneller an eine Planstelle zu kommen, bewerben sie sich in größeren Bereichen. Die ehemalige Lehrerin von Pereiras Tochter wohnt zum Beispiel in der Verbandsgemeinde Konz, hat jetzt aber eine Planstelle in Hermeskeil. Sie muss somit jeden Tag weit zur Arbeit pendeln, statt in Konz zu unterrichten.
Rückendeckung bekommt Elternsprecher Pereira von Hans-Josef Luy vom Förderverein der St.-Nikolaus-Grundschule: "Formal-rechtlich ist der Einsatz von Vertretungslehrern nicht unsauber, aber es gibt insgesamt zu wenig Planstellen", kritisiert er. Mit seiner Kritik spricht Luy einen Punkt an, den auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) moniert. An Zuständen wie in der St.-Nikolaus-Grundschule in Konz könnten die Schulen selbst nichts ändern, meint der rheinland-pfälzische Gewerkschaftsvorsitzende Klaus-Peter Hammer. "Wir fordern eine Ausstattung von mehr als 100 Prozent bei den Planstellen", führt er weiter aus. Nur so könne dieses strukturelle Problem behoben werden.
Doch da gibt es nur wenig Hoffnung: Die Zahl der Planstellen für eine Schule errechnet sich aus der Schülerzahl und den benötigten Unterrichtsstunden.
ADD-Sprecherin Dziendziol erklärt auf TV-Anfrage: "Die St.-Nikolaus-Grundschule ist versorgt." 100 Prozent der für die Schule vorgesehenen Planstellen seien besetzt. Ausfälle würden mit Vertretungslehrern kompensiert. Und die Schule sei selbst verantwortlich, wie sie ihr Personal auf die Klassen verteile. Schulleiter Gerhard Huber äußert sich dazu nicht. Er war für den TV in den vergangenen Wochen krankheitsbedingt nicht erreichbar.
Für die Elternvertreter sind Situationen wie an der St.-Nikolaus-Grundschule absolut unbefriedigend. Auch Regionalelternsprecher Reiner Schladweiler meint: "Das ist im Grundschulbereich nicht gut, wenn alle paar Monate der Lehrer wechselt." Sein subjektiver Eindruck: Mehrfache Lehrerwechsel sind im Grundschulbereich häufiger geworden. Genaue Daten dazu liegen dem TV jedoch nicht vor.Meinung

Wunsch ist keine Wirklichkeit
Die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist im Schulsystem noch größer als in anderen gesellschaftlichen Bereichen. Auch der Fall an der Konzer Schule St. Nikolaus zeigt, dass es nicht immer ideal läuft. Eine Grundschulklasse sollte nicht jedes Jahr einen neuen Lehrer bekommen - da sind sich alle einig. Aber Schulen müssen es irgendwie kompensieren, wenn ein Lehrer krankheits- oder elternzeitbedingt ausfällt. Eine bessere Lösung als festangestellte Vertretungslehrer wäre es, mehr Lehrer einzustellen, als es der derzeitige Personalschlüssel des Landes vorsieht. Sollte diese Lösung zu teuer sein, wäre die Verwirrung um unterschiedliche Bezugspersonen womöglich durch eine einfache Umorganisation zu vermeiden. Schulen müssten vom System mit festen Klassenlehrern abrücken und zwei Vertrauenslehrer pro Klasse einsetzen, die sich die Arbeit in zwei Klassen teilen. So ähnlich haben es Lehrergewerkschaften schon gefordert. Sind beide Vertrauenslehrer da, kann sich jedes Kind eine Lieblingsbezugsperson auswählen. Ist ein Vertrauenslehrer zum Beispiel in Elternzeit, hat das Kind noch den anderen schuljahrsübergreifend als vertrauten Ansprechpartner - auch wenn es nicht seine Lieblingsbezugsperson ist. c.kremer@volksfreund.de

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