Freie Bahn für Mähmaschinen

In Roscheid hat ein Anwohner auf öffentlichem Gelände einen kleinen Garten angelegt. Das stößt allseits auf Wohlwollen, nur nicht im Konzer Rathaus. Jetzt hat man die Anpflanzungen kurzerhand abgemäht und droht mit Kostenbescheiden, falls dort wieder Blumen wachsen sollten.

 Klaus Schmitt bemühte sich um einen kleinen Garten auf Stadt-Gelände. Nun mähte der Werkhof alles weg. TV-Foto: Martin Möller

Klaus Schmitt bemühte sich um einen kleinen Garten auf Stadt-Gelände. Nun mähte der Werkhof alles weg. TV-Foto: Martin Möller

Konz. Eine prima Idee - sollte man meinen. Und ein echter Fall von Bürgersinn - könnte man annehmen. Längs des Feldwegs, der die Baugebiete Roscheid IV und Roscheid V trennt, zieht sich nämlich ein Streifen mit ungepflegten Obstbäumen und chaotischem Grün hin, der alles Mögliche ist, nur keine Augenweide.

"Das lässt sich ändern", dachte Anrainer Klaus Schmitt, und legte auf der Breite seines Grundstücks aus der grünen Wüste einen kleinen Garten an, pflanzte Ziergräser, Astern und Sommerblumen und streute mit Split einen kleinen, dekorativen Weg. Im Wohngebiet stieß diese Initiative auf ungeteiltes Wohlwollen. Eine Anwohnerin: "Das haben alle gut gefunden".

Diskussionen um die Mäharbeiten



Nur im Konzer Rathaus betrachtet man die private Verschönerungsaktion anscheinend mit einigem Misstrauen. Jedenfalls stieß die Tatsache, dass jemand auf städtischem Grund und Boden gestaltend tätig war, nicht gerade auf Begeisterung. Schon vor Monaten war es zwischen Klaus Schmitt und dem städtischen Werkhof zu Diskussionen um die Mäharbeiten auf dem Gelände gekommen. Vergangene Woche rückten die Mähmaschinen dann an, um die grüne Wildnis kürzer zu halten und schnitten Schmitts liebevoll gepflegte Stauden und Gräser kurzerhand mit ab. Als dieser sich im Rathaus beschwerte, bedeutete man ihm, dass die Mähkolonnen keine Ausnahme machen könnten und warnte ihn sogar vor weiteren Anpflanzungen. Die würden dann kostenpflichtig entfernt. Das Gärtchen führe, so verlautete gegenüber dem Trierischen Volksfreund, zu "Störungen im Gesamtablauf". Und außerdem sei es ein Problem, wenn das jeder machen würde. Eine offizielle Stellungnahme indes war aktuell nicht zu erhalten.

Dabei ist der aktuelle Streit nur Höhepunkt einer länger schwelenden Auseinandersetzung. Bereits vor gut zwei Jahren flatterte Schmitt ein amtlicher Bescheid ins Haus. Darin forderte ihn die Verwaltung auf, das eigenmächtig angelegte Gärtchen unverzüglich zu entfernen, sonst würde das der Werkhof kostenpflichtig erledigen. Auf TV-Anfrage hieß es damals im Rathaus, man wisse von nichts. Kurz darauf - welcher Zufall! - erschien ein städtischer Abgesandter bei Klaus Schmitt und versicherte ihm, alles könne so bleiben, wenn er nur Ruhe gebe.

Diese Ruhe wird jetzt wohl endgültig einkehren. Acht Jahre lang habe er das Areal gepflegt, damit sei es jetzt vorbei. Schmitt wörtlich: "Ich habe die Nase voll". Jedenfalls haben die Mähmaschinen künftig freie Bahn.

Meinung

Verpasste Chance

Die Forderung nach mehr Bürgersinn gehört zum eisernen Bestand der Sonntagsreden. Wenn dann die festliche Theorie von der Alltagspraxis abgelöst wird, ist es mit der Begeisterung oft nicht mehr weit her, weil die Eigeninitiative von Bürgern die Ämter auch vor neue Aufgaben stellt. Klaus Schmitt hat das erleben müssen. Sonderlich stichhaltig sind die Argumente der Stadt nämlich nicht. Dass die Schmittschen Blumen beim ungehinderten Mähen stören, ist schwer nachvollziehbar; Felsbrocken, Steine, Bäume, Verteilerkästen und Ähnliches müssen ja auch umfahren werden. Und das Argument "Da könnte ja jeder kommen", taugt am wenigsten zur Begründung. Im Gegenteil: Ein paar Mini-Gärtchen mehr auf kommunaler Brachfläche wären sicherlich ein Segen. Von dem Streit geht zudem ein fatales Signal aus: Bürger, schützt eure Anlagen, aber hütet euch, auf städtischem Gelände Blumen zu pflanzen. Dann kommt der Werkhof und stellt die Wildnis kostenpflichtig wieder her. Die Stadt Konz gehört nicht zu den Kommunen, die ihre Grünanlagen vergammeln lassen - im Gegenteil. Der Werkhof bemüht sich an vielen Stellen um ein properes, dekoratives Erscheinungsbild. Wie gut wäre es angesichts der vielfältigen und kaum zu bewältigenden Aufgaben gewesen, auch mal einen Bürger, der mitmachen will, einzubeziehen. Das ist missglückt. Schade drum.

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