Für die SPD gewählt, der CDU nah

Temmels · Herbert Schneider kümmert sich in den kommenden Jahren als Ortsbürgermeister um die Belange von Temmels. Der parteilose SPD-Kandidat, der sich offen als CDU-Wähler bekennt, will die Bürokratie umgehen und setzt auf überparteiliche Arbeitsgruppen im 717-Einwohner-Ort. Bürger sollen darin mitarbeiten können.

Temmels. Drei Tage Worms, vier Tage Temmels - so verbringt Herbert Schneider seine Woche. Der 55-Jährige arbeitet als Projektsteuerer für eine Immobilienverwaltung. Drei Tage im Büro in der Nibelungen-Stadt, einen Tag im Temmelser Home Office. Von Freitag bis Sonntag hat er frei. In Worms arbeitet er seit fast zwei Jahren. An das Schlafen im Hotel habe er sich gewöhnt, sagt er. Da könne er abends noch alles abarbeiten. An eine Veränderung muss sich Schneider noch gewöhnen: Er ist der neue Ortsbürgermeister von Temmels. Seit Juli widmet er den freien Freitag seinem neuen Ehrenamt.
Politisch unbeschriebenes Blatt


Dort hatte ihn die SPD-Liste überraschend als Kandidat zur diesjährigen Kommunalwahl aufgestellt, nachdem der kürzlich gestorbene Altbürgermeister Joachim Mimler schwer erkrankt war. Obwohl Schneider kommunalpolitisch ein unbeschriebenes Blatt ist, vereinigte er 79,8 Prozent auf sich und setzte sich gegen den CDU-Gegenkandidaten Oliver Schenk durch. Das Kuriose: Der parteilose Schneider erzählt ganz offen, dass er auf höheren Ebenen selbst eher ein CDU-Wähler sei. Doch in der Kommune hätten Parteidünkel nichts zu suchen, sagt er. Er sei auf die SPD zugegangen, weil es ihm um die Zusammenarbeit mit den Leuten und nicht um Parteien gehe.
Diesen Grundsatz will er bei der Arbeit mit dem Ortsgemeinderat verfolgen. Bei kleineren Projekten will er zudem die Bürokratie der Verbandsgemeinde umgehen. Deshalb setzt er neben den Pflichtausschüssen auf drei überparteilich aufgestellte Arbeitsgruppen. Vier Ratsmitglieder machen dabei jeweils die Stammbesetzung aus. "Ich möchte aber alle Leute, die sonst immer Kritik einbringen, mit ansprechen", sagt Schneider. Jeder Temmelser sei deshalb willkommen, sich zu beteiligen.
Die Arbeitsgruppen beschäftigen sich mit den Themen Jugend/Senioren, Kultur/Fremdenverkehr und Kommunikation. Konkret geht es zum Beispiel um ein Konzept für den Jugendraum, die Gestaltung einer neuen Internetseite für die Gemeinde oder die Optimierung der Außendarstellung der Gemeinde. Der neue Ortschef unterscheidet zwischen langfristigen Projekten, für die Geld genehmigt werden muss, und kurzfristigen Ideen, die mit der Arbeitskraft der Bürger umgesetzt werden können. Arbeitsgemeinschaften seien da schneller und freier als Ausschüsse.
Schneider hat vor, die größeren Projekte aus der vergangenen Legislaturperiode fortzuführen. Eines davon ist die Erschließung des Neubaugebiets Auf der Claus, ein weiteres die Ansiedlung eines Norma-Marktes auf dem jetzigen Sportplatz und der Bau eines neuen Sportplatzes am Moselufer, den die Supermarktkette finanziert.
Die Voraussetzungen dafür sind gut: Schließlich hat die SPD-Fraktion mit sieben Stimmen eine stabile Mehrheit im Ortsgemeinderat. Die CDU (2) und die Wählerliste Roost (3) haben zusammen weniger Sitze. Und familiäre Unterstützung bekommt Schneider auch: Die meisten Stimmen in der SPD-Fraktion hat seine Frau Andrea erkämpft. Auf die Frage, ob sie ihm widersprechen dürfe, lacht der 55-Jährige. "Ungern", sagt er grinsend und fügt hinzu: "Sie kann sich natürlich einbringen, wie jedes andere Ratsmitglied."Extra

Der TV stellt nach und nach die neuen Ortsbürgermeister in den Dörfern der Verbandsgemeinde Konz vor. Von den elf Ortsgemeinden haben sechs einen neuen Chef: Kanzem, Nittel, Onsdorf, Tawern, Temmels und Wasserliesch. cmk

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