Gebrochene Nase, Gehirn erschüttert

KONZ. Ein gebrochenes Nasebein und eine Gehirnerschütterung hat ein Junge bei einer Schlägerei auf dem Gelände des Konzer Schulzentrums davongetragen. Der Vater hat bei der Polizei Trier Anzeige erstattet.

Eine Kleinigkeit hat am Montag gegen 13 Uhr auf dem Gelände des Konzer Schulzentrums zu einer Schlägerei mit schlimmen Folgen geführt. Nach TV-Informationen hatte ein Realschüler der Unterstufe einen Schüler einer benachbarten Schule wegen eines kleineren Vergehens angeschwärzt. Nach Schulschluss übte der Verpetzte Rache: Noch auf dem Schulgelände griff er sich zusammen mit vier Mitschülern den Jungen. Der Sechstklässler wurde so heftig zusammengeschlagen, dass ihm nicht nur das Nasenbein brach, sondern er im Krankenhaus mit Verdacht auf Gehirnerschütterung behandelt werden musste. Einer soll die Prügelei dabei gar mit seinem Handy gefilmt haben."Prügeleien sogar an Grundschulen"

Der Vater des Jungen erstattete bei der Polizei Trier am Dienstagabend Anzeige. Auf Anfrage bestätigte Polizei-Pressesprecher Reinhard Rothgerber die TV-Informationen. Der Täter sei allerdings noch nicht ausgemacht. "Aber wir gehen davon aus, dass wir die Schuldigen ermitteln können." Sollten es tatsächlich Kinder im gleichen Alter wie das Opfer gewesen sein, könnten diese wegen ihrer Strafunmündikeit nicht belangt werden. Über eventuelle erzieherische Maßnahmen entscheidet die Staatsanwaltschaft. "Ein Nasenbeinbruch und eine Gehirnerschütterung sind schon massivere Verletzungen, die an Schulen nicht an der Tagesordnung sind", schätzt Rotgerber die Situation ein. Gabriela Schmidt, Rektorin der Realschule, gibt sich auf TV-Anfrage zugeknöpft: "Ja, es gab eine tätliche Auseinandersetzung", sagt sie. Solche Ausbrüche gehörten allerdings keinesfalls zum Schulalltag. Im Gegenteil: Gewaltprävention werde großgeschrieben, es gebe ein Streitschlichtungsprogramm und mehrere ausgebildete Mediatoren an der Schule - sowohl unter Schülern als auch Lehrern. Zu dem konkreten Fall will sich Schmidt nicht näher äußern. In der benachbarten Hauptschule war gestern Nachmittag niemand mehr telefonisch zu erreichen. "Solche Fälle kommen an Schulen schon mal vor", sagt Irene Stangl, seit zehn Jahren im Haus der Jugend (HdJ) Konz zuständig für Gewaltprävention, "sogar an Grundschulen prügeln sich die Kinder manchmal schon ziemlich ernsthaft." Für Stangl ist die Schlägerei daher kein Indiz dafür, dass körperliche Gewalt unter Kindern und Jugendlichen zugenommen hat. "Es ist schwer zu sagen, ob es tatsächlich mehr Fälle gibt, oder ob die darauf gerichtete Aufmerksamkeit zugenommen hat." Subtile Gewalt - Mobbing, verbale Aufhetzung oder intrigantes Verhalten - habe dagegen leicht zugenommen. Unabhängig vom aktuellen Vorfall treffen sich am kommenden Dienstag die Mitglieder des HdJ-Arbeitskreises Prävention, in dem Lehrer, Elternsprecher, Polizei, Ordungsamt und Vereinsvertreter organisiert sind. "Die Prügelei wird wahrscheinlich auch Thema sein", sagt Stangl. Die Vorbereitung einer Großveranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt ist allerdings Schwerpunkt des Treffens. "Easy" heißt das Projekt, das Gewalt nachhaltig vorbeugen soll. An einem Tag im Juni 2007 stellen sich dazu Konzer Vereine und Jugendorganisationen im Schulzentrum vor. Gedacht ist die Veranstaltung für die Fünft- und Sechstklässler von Gymnasium, Real- und Hauptschule. "In einem organisierten Umfeld wie im Vereinsgeschehen kommt es im Vergleich zur ungestalteten Freizeit viel seltener zu Gewalttätigkeiten", erklärt Stangl den Zweck des Projekts. Kinder zwischen zehn und 12 Jahren seien noch für Mitgliedschaften in Vereinen zu begeistern, in der Pubertät werde das erheblich schwieriger. "Wissen Jugendliche am Nachmittag nichts mit sich anzufangen, steigt das Gewaltpotenzial", sagt Stangl und zitiert damit das Ergebnis eine drei Jahre alte HdJ-Umfrage unter knapp 600 Schülern.

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