Gegen generelles Tempo 30 auf allen Straßen

Konz-Oberemmel · Tempo 30 und Rechts-vor-Links-Regel im gesamten Innenort? Der Ortsbeirat Oberemmel hat diesen Antrag der SPD-Fraktion diskutiert und vertagt. Zunächst soll untersucht werden, welche Bereiche Oberemmels besondere Gefahrenmomente aufweisen, die Tempo 30 rechtfertigen würden.

 Zu schnell von der L-138-Ortsdurchfahrt in die Seitenstraßen? Im Oberemmeler Ortsbeirat sind die Meinungen zur Beruhigung des Dorfkerns geteilt. Generell Tempo 30 könne nicht die Lösung sein, so die Mehrheit. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Zu schnell von der L-138-Ortsdurchfahrt in die Seitenstraßen? Im Oberemmeler Ortsbeirat sind die Meinungen zur Beruhigung des Dorfkerns geteilt. Generell Tempo 30 könne nicht die Lösung sein, so die Mehrheit. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Konz-Oberemmel. Viele Oberemmeler sind der Ansicht, dass in den Gassen und engen Seitenstraßen ihres Wohnorts zu viel gerast wird. Rennbahnen sind offensichtlich besonders die Umleitungsstrecken wegen der Arbeiten auf der Ortsdurchfahrt. Eine umfassende Lösung für den gesamten Ort müsse her, ist sich die Mehrzahl der Bewohner einig. Die SPD-Fraktion im Ortsbeirat hatte daher das Thema aufgegriffen und einen entsprechenden Antrag für die jüngste Sitzung vorbereitet. Fraktionsvorsitzender Thomas Michels zu den Details: "Uns geht es um eine einheitliche Verkehrsregelung in Oberemmel mit einer generellen Tempo-30-Zone auf allen Straßen innerorts, abseits der Landesstraße. Außerdem sollte dort generell rechts vor links gelten. Alle Vorfahrtschilder im Ort sind abzuschaffen, was auch zur Verkehrsberuhigung beitragen wird."
Als "zu umfassend und nicht hilfreich" empfanden FWG- und CDU-Fraktion die Forderung. Schützenhilfe erhielten sie dabei von Ortsvorsteher Hermann-Josef Benzkirch und Bürgermeister Karl-Heinz Frieden von der Verbandsgemeinde. Ortsvorsteher Benzkirch warnte vor einer "Inflation der Tempo-30-Regelungen". Die Akzeptanz von Tempo-30-Zonen sinke mit ihrer Verbreitung. Die Kraftfahrer richteten ihr Tempo erfahrungsgemäß insbesondere nach dem Erscheinungsbild einer Straße. Daher empfehle die Verwaltung Tempo 30 auch nur an wirklichen Gefahrenbereichen wie vor Schulen, Kindergärten oder Einkaufszentren. Dem schloss sich die CDU-Fraktion an - eine generelle Tempo-30-Regel für Oberemmel bringe keinen Nutzen. Man werde sie nicht mittragen.
Auch die FWG sprach sich gegen den SPD-Antrag aus. Fraktionssprecher Hermann Momper: "Seit 30 Jahren haben wir Tempo-30-Zonen. Und die werden nicht eingehalten - am wenigsten von den direkten Anwohnern." Dazu Ortsvorsteher Benzkirch: "Man sollte zunächst versuchen, die Anrainer der betroffenen Straßen einzubinden, statt auf einen Schlag generell alles durchzuregeln."
Die Sicht der Verwaltung erläuterte Bürgermeister Frieden: "Tempo 30 ist in allen unseren Ortsgemeinden ein Thema. Man muss dabei aber überlegen, was erreicht werden soll. Erstes Ziel ist doch die Sicherheit der Fußgänger." Aber, so Frieden, wenn die Regelung überall gelte, verliere sie ihre Sonderstellung und schnell an Wert. Kein Mensch halte sich dann mehr daran. "Das ist der Effekt, wenn man die Dinge zu weiträumig und allgemein angeht, so dass die Wertschätzung dafür verloren geht," sagte Frieden. Als Beispiel nannte er Konz-Könen, wo die umfassende Tempo-30-Regelung wieder reduziert worden sei, um die wirklichen Gefahrenstellen hervorzuheben. Bedenklich sei auch die allgemeine Einführung der Rechts-vor-Links-Regel, weil das nur neue Gefahrenpunkte erzeuge.
Ortsbürgermeister Benzkirch schlug alternativ vor, zunächst eine genaue Bestandsaufnahme der realen Gefahrenstellen in Ober-emmel aufzustellen. Auch eine Ortsbegehung gehöre dazu. Ziel sei eine Ortskarte mit den wirklichen Brennpunkten. Daraus ergebe sich eine Basis, auf der in der nächsten Sitzung über die Einrichtung von Tempo-30-Zonen diskutiert werden könne.Extra

Das Abwasserwerk, vertreten durch Werkleiter Stefan Oberbillig, informierte den Rat über umfangreiche Kanalarbeiten in den kommenden zwei Jahren. Grund sind neue rechtliche Richtlinien: Bisher läuft das Oberflächenwasser in Oberemmel bei Starkregen über vier sogenannte Überlaufbauwerke direkt in angrenzende Bachläufe. Das ist künftig nicht mehr zulässig, und die Werke müssen daher zwei Rückhaltebecken anlegen. Aus den Becken kann das überschüssige Wasser dann nach und nach über die reguläre Kanalisation zur Kläranlage Wiltingen abfließen. Laut Oberbillig müssen dazu in Oberemmel die beiden Rückhaltebecken (Grundstückserwerb geregelt) angelegt werden. Erforderlich ist auch eine Verstärkung zweier Abflusskanäle durch den Ort. Die erste Maßnahme soll Ende August beginnen und 2017 abgeschlossen sein. Der zweite Kanalausbau ist von 2017 bis 2018 geplant. f.k.

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