Grenzgänger bremsen Einheimische

TEMMELS/OBERBILLIG/WELLEN. Vorteil für Pendler, Nachteil für Einwohner: Seit die Vorfahrt an der Moselbrücke nach Grevenmacher geändert worden ist, haben besonders die Temmelser im Berufsverkehr ein Problem. Vom Oberdorf ins Unterdorf ist oft kein Durchkommen mehr.

Geduld brauchen alle jene, die in Temmels im morgendlichen oder abendlichen Berufsverkehr die Bundesstraße 419 überqueren wollen. Die für Luxemburg-Pendler und Tanktouristen wichtige Verkehrsader teilt die Gemeinde in Ober- und Unterdorf. "In Spitzenzeiten kommt es vor, dass man zehn Minuten an der Kreuzung steht, um die Straße zu überqueren", sagt der Temmelser Ortsbürgermeister Joachim Mimler. Besonders morgens von 6.45 bis 8 Uhr und abends von 17.30 bis 19 Uhr sei ein Durchkommen wegen des Berufsverkehrs kaum möglich, schildert er, der für viele Einwohner seiner Gemeinde spricht.Der Weg zur Andacht führt über die B 419

"Besonders geht's mir um die älteren Bürger", erklärt Mimler. Denn neben den Autofahrern leiden auch die Fußgänger unter dem dichten Verkehr. Wollen ältere Menschen aus dem Oberdorf beispielsweise abends in die Andacht in der Kirche im Unterdorf, müssen sie viel Zeit mitbringen. Denn selten entsteht während des Berufsverkehrs eine Lücke. Da sind auch die Überquerungshilfen nur ein geringer Trost. Ausschlaggebend für diese zunehmende Belastung für die Obermoselgemeinden ist laut Mimler neben dem wachsenden Verkehr die Vorfahrtsregelung am Fuß der Moselbrücke von und nach Grevenmacher bei Wellen. Dort wurde vor gut drei Jahren die Vorfahrt geändert: Die Autofahrer, die aus Richtung Wellen geradeaus auf der B 419 weiterfahren wollen, müssen an einem Stopp-Schild anhalten, denn der Grenzverkehr hat nun Vorfahrt. Rampe war überlastet

"Die Vorfahrtsregelung wurde geändert, weil die Brückenauffahrt sich zu einer deutlichen Unfallhäufungsstelle entwickelt hatte", erklärt Hans-Michael Bartnick vom Landesbetrieb Mobilität Trier (LBM TR). "In den Spitzenzeiten war durch die untergeordnete Zufahrt von der Brückenrampe auf die B 419 ein Rückstau bis durch den Ort Grevenmacher zu beobachten", schildert Bartnick. Der Verkehr zwischen Temmels und der Rampe Grevenmacher habe sich damals zu rund drei Vierteln auf die Rampe und rund einem Viertel auf die B 419 Richtung Nittel verteilt.Weniger Unfälle an der Kreuzung

"Auf Grund der Verkehrsstärken war es deshalb notwendig, die Vorfahrtsregelungen so umzustellen, dass die Hauptströme von Temmels nach Wellen/Grevenmacher und umgekehrt vorfahrtberechtigt sind", schildert er. Ihm ist bewusst, dass durch diese Regelung weniger Verkehrslücken entstehen, "die Unfallhäufungsstelle konnte allerdings durch die Maßnahme eliminiert werden", erklärt er indes. Deshalb sei es nicht vorgesehen, die Verkehrsregelung nochmals zu ändern, wie es sich der Temmelser Bürgermeister Mimler wünscht. Längerfristig sollten die Einmündungen jedoch zumindest baulich umgestaltet werden. Die jüngste vorläufige Verkehrszählung bestätigt die Annahme Mimlers und seines Bürgermeisterkollegen Andreas Beiling aus Oberbillig, dass der Pendlerverkehr auf der B 419 stark zugenommen hat. Wurden im Jahr 2000 zwischen der Moselbrücke bei Wellen und Temmels noch 8835 Kraftfahrzeuge innerhalb von 24 Stunden gezählt, waren es nach vorläufigen Ergebnissen 12 772 im Jahr 2005. Damit hätte der Verkehr dort in fünf Jahren um etwa 45 Prozent zugenommen. Auch wenn Oberbillig nicht ganz so stark von dem Pendlerstrom betroffen sei wie Temmels, betrachtet auch Ortsbürgermeister Beiling ihn als Belastung für seine Gemeinde. Er hat außerdem beobachtet, dass der LKW-Verkehr seit Einführung der Maut zugenommen hat. Nicht nur der steigende Verkehr, sondern auch die hohe Geschwindigkeit der Fahrer bereitet den Ortsbürgermeistern an der Obermosel Kummer. "Es wird definitiv zu schnell gefahren", sagt Beiling. Auch wenn die Gemeinden dort viele Vorteile durch die Nähe zum Nachbarn Luxemburg haben, stellt es sie in Sachen Verkehr künftig vor große Herausforderungen.

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