Großer Klang und Leichtfüßigkeit

Konz · Die Internationalen Orgelkonzerte Konz entwickeln sich zu einer feinen Reihe hochkarätiger Konzerte. Bestes Beispiel: Nicolas Berndt.

 Nicolas Berndt brilliert an der Nikolaus-Orgel in Konz im Rahmen der Internationalen Orgelkonzerte. TV-Foto: Jürgen Boie

Nicolas Berndt brilliert an der Nikolaus-Orgel in Konz im Rahmen der Internationalen Orgelkonzerte. TV-Foto: Jürgen Boie

Foto: Jürgen Boie (jbo) ("TV-Upload Boie"

Konz Der Publikumszuspruch wird immer besser. Zum Konzert von Nicolas Berndt, Organist aus Leipzig, der im Rahmen der Internationalen Orgelkonzerte Konz (IOK) in der Pfarrkirche St. Nikolaus auftrat, kamen um die 80 Musikbegeisterte. Sogar bis nach Luxemburg hat es sich herumgesprochen, dass ein Ausflug nach Konz ein besonderes musikalisches und auch optisches Erlebnis sein kann. Denn ungewöhnlich für den Künstler am Instrument wie auch für das Publikum ist es allemal, dass man in der Pfarrkirche St. Nikolaus dem Organisten "bei der Arbeit" unmittelbar zuschauen kann.
Für Nicolas Berndt lag in dieser besonderen Konstellation auch ein Grund, für ein Konzert nach Konz zu kommen. Der junge Mann, mehrfacher Preisträger von renommierten Wettbewerben wie dem Gottfried-Silbermann-Orgelwettbewerb oder dem Orgelfestival Fugato, hatte ein Programm zusammengestellt, das einen starken Bezug zu seiner aktuellen Wirkungsstätte Leipzig hatte. Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Max Reger beeinflussten von Leipzig aus die Entwicklung der deutschen Orgelmusik. Sei es durch die Entwicklung der Kunstform Orgelsonate (Mendelssohn-Bartholdy), sei es durch die unübertroffene Tonkunst Bachs in Bezug auf den Kontrapunkt, die dominierende Kompositionstechnik seiner Epoche.
Nicolas Berndt bereitete sich bestens auf sein Konzert vor. Rund 400 Voreinstellungen für die Registrierung der Orgel hatte er angelegt - eine Arbeit, die fast zwei volle Tage in Anspruch genommen hatte. Das moderne Instrument erlaubt dann im Konzert das Abrufen von Klangfarben in Bruchteilen von Sekunden. Und so konnte Berndt virtuos die Essenz der Kompositionen hervorzaubern.
Abwechslungsreich, aber auch etwas zusammengesetzt wirkend machte ein Präludium von Nikolaus Bruhns (1665-1697) den Anfang. Bei Johann Sebastian Bachs "Schmücke dich, o liebe Seele" wurde dann deutlich, warum Bach im Gegensatz zu Bruhns unvergessen ist. Bachs Wandel durch die Harmonien rührt jedes Mal an das Innerste eines Zuhörers.
Mendelssohn-Bartholdy, ein großer Bewunderer der Bach'schen Kompositionstechnik, gab mit der Sonate Nr. 1 in f-moll dem Organisten zum ersten Mal die Möglichkeit, das Instrument in St. Nikolaus in seiner ganzen Vielseitigkeit auszuspielen. Rauschende Klänge, zarte Passagen - und das Schönste: Berndt lebte die Musik in seinem Spiel mit. Leichtfüßig auf den Pedalen unterwegs, energisch bei den kraftvollen Momenten - der Genuss für die Ohren bekam eine optische Dimension.
Der Schweizer Komponist und Organist Lionell Rogg hat zwar nichts mit Leipzig zu tun, gilt aber als großer Fachmann für das Werk Johann Sebastian Bachs. Seine Sieben Versetten über Psalm 92 aus dem Jahr 2008 waren Musterbeispiele für eine musikalische Bildsprache in der Vertonung eines kirchlichen Texts.
Energiegeladen ging es dann dem Ende zu: bei Max Regers Phantasie über den Choral "Halleluja! Gott zu loben" gab Berndt noch mal alles. Und die Nikolaus-Orgel ermöglichte ihm einen rauschenden Abschluss des Konzerts. Besucher Gerd Demerath sagte: "Die Orgel hat zu mir gesprochen. Es war wunderbar!"
Das nächste Konzert der Internationalen Orgelkonzerte Konz in St. Nikolaus findet am Sonntag, 19. November, 17 Uhr statt. Dann spielt Antonina Krymova Werke von Bach, Mozart und Liszt und russische Orgelliteratur.

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