IG Bau will fünf Prozent mehr

KONZ. Neujahrsempfang der Industriegewerkschaft Bau-Agrar-Umwelt in Konz: Mit der Feststellung, angesichts der demografischen Entwicklung sei eine schrittweise Verlängerung der Lebensarbeitszeit keine Rentenkürzung, sondern ein Gebot der Fairness gegenüber den Aktiven, erregte der Berliner Finanzstaatssekretär Karl Diller (SPD) beim leisen, aber unüberhörbaren Widerspruch des Gastgebers.

 Schornsteinfegermeister Helmut Dittke, Vizepräsident der Handwerkskammer Saar, beglückwünscht Karl Diller, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, zum 66. Geburtstag, daneben Bau-Geschäftsführer Reiner Gehring (links) und Heinrich Weber, Vorsitzender des Bezirksverbands (rechts). TV-Foto: Klaus D. Jaspers

Schornsteinfegermeister Helmut Dittke, Vizepräsident der Handwerkskammer Saar, beglückwünscht Karl Diller, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, zum 66. Geburtstag, daneben Bau-Geschäftsführer Reiner Gehring (links) und Heinrich Weber, Vorsitzender des Bezirksverbands (rechts). TV-Foto: Klaus D. Jaspers

Gastredner Diller ging in seiner Ansprache von einer Rechnung aus, nach der in 13 Jahren zwei aktive Arbeitnehmer für einen Rentner zu sorgen hätten. 2005 habe das Verhältnis noch drei zu eins betragen. Deshalb müsse der Eintritt ins Rentenalter langsam auf das 67. Lebensjahr verschoben werden. Jeder Beitragszahler müsse länger in die Rentenkassen einzahlen, da sich wegen der gestiegenen und weiter steigenden Lebenserwartung bei sinkender Geburtenzahl die Dauer des Rentenbezugs erheblich verlängern werde. Die Berechnungen im Einzelnen stießen auch in Konz auf die bereits bekannte Skepsis der Gewerkschafter, die sich so formulieren lässt: Schon jetzt sei nicht genug Arbeit für alle da. Hier setzt Diller darauf, dass sich die Arbeitsmarktlage bis 2029 "vorhersehbar" grundlegend entspannen werde: "In wenigen Jahren werden die Unternehmen darauf angewiesen sein, dass die älteren erfahrenen Arbeitnehmer länger erwerbstätig bleiben." Diller nannte hier das Programm "Perspektive 50plus", mit dem die Wiedereingliederung älterer Arbeitnehmer gefördert werde. Eine Lanze brach Diller ebenfalls für die Gesundheitsreform, die unter anderem für alle die Verpflichtung vorsieht, eine Krankenversicherung für ambulante und stationäre Versorgung abzuschließen. Bau-Bezirksgeschäftsführer Reiner Gehring trug Bedenken vor: Jeder, der zur Erhöhung der Beitragseinnahmen zusätzlich ins Boot genommen werde, fordere später die Bedienung seiner Ansprüche. Er lehnte die "Rente mit 67 ab". Zu den vorzeigbaren Erfolgen seiner Organisation zählte er das Saisonkurzarbeitergeld, das das frühere "Schlechtwettergeld" abgelöst. Der Bezirksgeschäftsführer verlangte in seiner betont kämpferischen Rede bei der anstehenden Lohnrunde Einkommensverbesserungen von 5,5 Prozent, die er "angesichts der konjunkturellen Entwicklung angemessen" nannte. Er gab zu, dass sich die Beitragssituation seiner Gewerkschaft verschlechtert habe, aber: "Die Gewerkschaft ist nicht tot, und die Gewerkschaft ist auch nicht tot zu reden." Und seine nächste Aussage ließ Distanz zur SPD erkennen: "Die Gewerkschaft ist der einzige Ansprechpartner der Arbeitnehmer."

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