In dieser Kita sind alle gleich: Integrativer Kindergarten St. Johann wird am Samstag offiziell eingeweiht

Konz · Der Betrieb im neuen Kindergarten läuft seit einem Jahr, jetzt ist auch das Außengelände mit Spielplatz fertig. Am Samstag, 27. Juni, ist ein Fest zur Einweihung der ersten integrativen Kita in der Verbandsgemeinde Konz geplant. Der TV hat sich angesehen, was in der Kita anders ist als in anderen Einrichtungen.

In dieser Kita sind alle gleich: Integrativer Kindergarten St. Johann wird am Samstag offiziell eingeweiht
Foto: (h_ko )

Zwei Mädchen haben sich gerade auf den großzügigen Flur des nagelneuen eingeschossigen Gebäudes neben dem Kloster Karthaus gelegt. Jetzt rollen sie um die Wette. Ein Junge steht hinter ihnen, lacht und lässt sich auch auf den Boden fallen. Durch große Oberlichter fällt Tageslicht in die freundlich eingerichtete Kita, in der mehr als 90 Kinder herumwuseln - Kinder mit deutschen, türkischen, arabischen oder asiatischen Eltern und Kinder mit oder ohne Behinderung. Insgesamt hat die Kita 105 Betreuungsplätze.
"Das eine Kind kann besser springen, das andere singt lieber oder lacht einfach nur schön", sagt Kita-Leiterin Elisabeth Szpond. Der integrative Ansatz der Kita sehe vor, dass alle Kinder in ihren Schwächen gefördert und in ihren Stärken gefordert werden. Eine Unterscheidung zwischen nichtbehinderten und behinderten Kinder will die Kita-Leiterin nicht ziehen. Kleine Kinder seien offener, sagt Szpond. Die Unterschiede - zum Beispiel zwischen einem Kind mit allgemeiner Entwicklungsverzögerung und einem gesunden Kind - fielen erst auf, wenn der Leistungsgedanke in den Vordergrund rücke, nach Abschluss der Grundschule.Offene Betreuung


Und der Unterschied zwischen behindert und nichtbehindert lässt sich auch in dem Getümmel nicht ausmachen. Schließlich vermischen sich alle Kinder aus den fünf Gruppen irgendwann beim Spielen - das beinhaltet das offene Konzept der Kita. Da fallen zehn Kinder mit Behinderungen nicht auf.

Gerade in Kitas sei es normal, dass die stärkeren und größeren die kleineren Kinder an die Hand nähmen, sagt Szpond. Mobbing-Fälle habe sie in der Kita St. Johann noch nicht registriert. Die beiden integrativen Gruppen unterscheiden sich von den drei Regelgruppen darin, dass in ihnen statt der 25 nur 15 Kinder betreut werden - darunter jeweils fünf Kinder mit Behinderungen. Das ist in dieser Form neu in der Verbandsgemeinde Konz. Bisher gibt es nur eine Fördergruppe der Lebenshilfe in Könen, in der zehn Kinder mit Behinderungen alleine betreut werden.In Übergangszeit fortgebildet


Laut Kita-Leitung haben die Kinder mit Behinderungen, die in Karthaus betreut werden, allgemeine Entwicklungsverzögerungen, Muskelerkrankungen, Gehörprobleme oder genetische Erkrankungen. Nähere Details will Szpond aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen nicht nennen. "Wir können theoretisch auch Kinder mit mehrfacher schwerer Behinderung aufnehmen", sagt sie.

Das Personal hat sich dazu in der Übergangszeit fortgebildet, als die Kita-Kinder im Roscheider Pfarrheim St. Helena betreut wurden. Unter den 20 Festangestellten sind eine Heilpädagogin, eine Psychologin und eine Sozialpädagogin. "Damit sind wir breit aufgestellt - das ist nicht immer so", sagt Szpond.

Neben diesem Personal gibt es externe Experten. Einmal pro Woche kommen ein Logopäde, ein Physiotherapeut und ein Ergotherapeut nach Karthaus, um die Erzieherinnen zu unterstützen und den Kindern mit Behinderung zu helfen.
Dass die Vertreter der Stadt Konz die Kita erst am Samstag, 27. Juni, einweihen (siehe Extra), nachdem der Betrieb schon seit Ende April 2014 läuft (der TV berichtete), liegt daran, dass das Außengelände erst vor kurzem fertig geworden ist. Trotz dieser Verzögerung ist Szpond mit der Stadt Konz, die Bauträger ist, sehr zufrieden, weil sie ihre Ideen beim Bau einbringen konnte.Extra

Der Abriss des alten Kindergartens und der Neubau der Kita St. Johann in Karthaus haben 2,1 Millionen Euro gekostet. Die Stadt Konz hat davon 950 000 Euro getragen. Der Rest wurde über Zuschüsse des Landes, des Bundes, des Kreises sowie des Bistums finanziert (der TV berichtete). Baubeginn war am 4. Mai 2012. Zwei Jahre später am 22. April 2014 wurde das neue Gebäude eingeweiht. Dort sind sechs Gruppenräume mit Nebenraum, zwei Therapieräume, eine Turnhalle, eine Küche mit Cafeteria sowie kindgerechte Sanitärräume und ein Elternraum untergebracht. Die Gruppen sind nach den Farben des Regenbogens benannt und entsprechend angestrichen. Zurzeit werden noch mehrere Kitas in der Stadt Konz aus- oder umgebaut. Darunter sind die Kita Arche Noah in Konz, wo die Gruppenstruktur verändert und die Ganztagsplätze aufgestockt werden. In der Kita in Konz-Roscheid wird das Pfarrheim für eine dauerhafte Kita-Nutzung ausgebaut. Außerdem richtet die Stadt Konz in Könen eine fünfte provisorische Gruppe in den Jugendräumen von Konz-Könen ein. In Oberemmel wird das Pfarrheim für eine zeitlich befristete Kita-Nutzung hergerichtet, während die dortige Kita saniert wird. cmkExtra

Die Einweihungsfeier an der Kita St. Johann ist für Samstag, 27. Juni, geplant. Das Programm:14.30 Uhr: Eröffnung mit Liedvorträgen der Kindergartenkinder und musikalischer Begleitung der Schüler aus der benachbarten Grundschule St. Johann. Es folgen Reden der Leitung der Kita gGmbH und des Konzer Bürgermeisters Karl-Heinz Frieden. Im Anschluss wird die Spielstraße eröffnet. 17 Uhr: Mitmachmusical Eddi Zauberfinger - Liedertheater für Jung und Alt. 18.30 Uhr: Ende des Fests. cmk

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