Interkulturelle Projekte in Konz: Bürger und Verbände ziehen Bilanz in Demokratiekonferenz

Konz-Karthaus · Konz-Karthaus Kinder und Jugendliche an der öffentlichen Meinungsbildung beteiligen, der Menschenfeindlichkeit entgegenwirken sowie die Integration von Migranten in Konz gestalten und fördern - das sind die Leitziele der Initiative "Demokratie leben!" für das kommende Jahr.

 Nicht nur Verbände können im Rahmen von „Demokratie leben!“ interkulturelle Projekte ins Leben rufen. Auch Jugendliche wie Basmah Bouni, Abd Alaziz Mhamadah und Viktoria Berg (von links) haben an Initiativen wie „No limits“ und „Young Paper Konz“ mitgewirkt. TV-Foto: Frederike Krist

Nicht nur Verbände können im Rahmen von „Demokratie leben!“ interkulturelle Projekte ins Leben rufen. Auch Jugendliche wie Basmah Bouni, Abd Alaziz Mhamadah und Viktoria Berg (von links) haben an Initiativen wie „No limits“ und „Young Paper Konz“ mitgewirkt. TV-Foto: Frederike Krist

Foto: Frederike Krist (fkr) ("TV-Upload Krist"

Aus der vorangegangenen Konferenz im November 2016 sind zahlreiche Projekte hervorgegangen, die in diesem Jahr erfolgreich umgesetzt wurden. Zum Beispiel der Rhetorikworkshop "No limits" (Keine Grenzen) der elften Klasse der Fachoberschule in Konz, der den sprachlichen und persönlichen Austausch zwischen verschiedenen Kulturen unterstützten sollte. "Es ging darum, offen über Klischees zu sprechen und Vorurteile aufzudecken", sagt die Schülerin Viktoria Berg. Außerdem wurde die mehrsprachige Jugendzeitung "Young Paper Konz" gegründet. Die sechs Redakteure sind zwischen 15 und 19 Jahre alt und kommen aus Syrien, Togo, Afghanistan und Deutschland. Die Herausgeber der Zeitung sind der Jugendmigrationsdienst der Caritas Trier und das Haus der Jugend in Konz.

Das Thema der diesjährigen Demokratiekonferenz lautete Integration. Um sich diesem Thema theoretisch anzunähern, wurde der Professor für Moderne Türkeistudien und Integrationsforschung, Haci Halil Uslucan von der Universität Duisburg-Essen eingeladen. Uslucan ist der Sohn eines türkischen Gastarbeiters, der selbst vor vielen Jahren nach Deutschland eingewandert ist. Das Ideal einer Integration sei für ihn erreicht, "wenn wir uns der Unauffälligkeit der gelingenden Migrationsprozesse bewusst werden, das anerkennen und würdigen", erklärte der 52-Jährige.

Uslucan appellierte an das Publikum, die Chancen von Migration für die Region wahrzunehmen: "Kulturelle Vielfalt fördert die Kreativität und Produktivität." Vorfälle wie die mit Nazi-Parolen beschmierten Bänke am Konzer Moselufer können Gruppen enorm verängstigen, meint er. Das sei alles andere als förderlich für die Integration.

Gisela Krämer ist seit 15 Jahren Migrationsbeauftragte in Konz. Die Integrationskultur in Konz und die Arbeit der Konzer Hilfsorganisationen bewertet sie als positiv, die Schmierereien auf den Bänken als Ausnahmefall. Ihrer Meinung nach müsse aber der Kontakt zwischen den Einheimischen in Konz und den Migranten verbessert werden, zum Beispiel bei kulturellen Unternehmungen. "Mir persönlich fehlt hier die Eigeninitiative der Migranten. Ich denke, dass ihnen durch die Flut der Kurse und Programme, die sie besuchen müssen, der Antrieb fehlt, selbst aktiv zu werden", sagte sie.
Auch Stephanie Neukirch-Mayer aus Wiltingen, die als Sozialarbeiterin beim Pflegestützpunkt Konz tätig ist, kam mit einem Anliegen zur Konferenz. Im Pflegeberuf stoße sie oft auf sprachliche und kulturelle Barrieren. "Ich würde mir eine Anlaufstelle wünschen, an die ich mich mit meinen Fragen wenden kann. Es gibt zwar viele Projekte für junge Einwanderer, aber die älteren Menschen aus früheren Migrationsbewegungen kommen da zu kurz."Extra: BUNDESWEITES PROGRAMM

"Demokratie leben!" ist ein bundesweites Programm, das 2015 aufgelegt und Projekte von Bürgern und Verbänden finanziell fördert. Auch die VG Konz nimmt daran teil. Ideen für Projekte 2018 können bis zum 20. November bei den Koordinatoren Katarina Larrá und Dominik Schnith ( info@demokratie-leben-konz.de ) eingereicht werden. Einzelprojekte können mit bis zu 5000 Euro unterstützt werden.

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