Ist Wasserliesch doch reich?

WASSERLIESCH. Würde Armut oder Reichtum der Gemeindekassen nicht nur nach den größten schwarzen, sondern auch nach den kleinsten roten Zahlen im Kontobuch bemessen, dann wäre die Gemeinde Wasserliesch reich – viel reicher jedenfalls als die meisten anderen Gemeinden in der Region.

Diese Erkenntnis drängt sich bei Anwendung einer besonderen Art der "Finanz-Mengenlehre" auf, wenn es um den "Liescher" Haushalt 2007 geht. Der weist beispielsweise aus, dass jeder Wasserliescher Bürger am Ende dieses Jahres rund 226 Euro öffentliche Schulden hat (2005 waren es noch 191 Euro). Das "riecht" so sehr nach "viel", dass Bürgermeister Herbert Rausch eingangs der Aussprache zu Haushaltsplan und -satzung noch Kümmernis verbreitete: "Jetzt wird's traurig…" Viel schwärzer sieht es anderenorts mit der gemeindlichen Pro-Kopf-Verschuldung aus: In Kanzem lasten auf jedem Bürger 729 Euro öffentliche Schulden, in Wellen sind es 913, und in Temmels ist die Grenze von 1000 Euro längst durchbrochen, dort sind es 1170 Euro.Finanzlöcher mit Rest der Rücklage gestopft

Tatsächlich kann sich der komplette Wasserliescher Etat sehen lassen. Der Verwaltungshaushalt schließt mit 1 584 000 Euro Einnahmen und 1 737 000 Euro auf der Ausgabenseite ab - der rechnerische Fehlbedarf ist also geringer als zehn Prozent. Aber: Um dorthin zu gelangen, mussten die Haushälter das tun, was jeder ordentliche Haushaltsvorstand tut, wenn sich ein Loch in der aktuellen Kasse auftut. Sie stopften das Loch mit dem Rest einer ehemals beachtlichen Rücklage, und das waren immerhin noch 103 500 Euro. Die allgemein ordentliche Haushaltslage beruhigte die Ratsmitglieder fraktionsübergreifend keinesfalls. So wurde allgemein heftig moniert, dass immer mehr Geld für Kreis- oder die Verbandsgemeinde-Umlagen "draufgehe", das dann über Zuschüsse wieder hereingeholt werden müsse - mit dem Ergebnis, dass die Entscheidungsfreiheit des Gemeinderats immer stärker eingeschränkt werde.Wertung: "Blödsinn, der nur Geld kostet"

Für ebenfalls heftig-deftige Unmutsäußerungen sorgte die bevorstehende Einführung der "Doppik", der neuen Buchführung der öffentlichen Hand. Sie reichten von dem noch an Tatsachen orientierten Hinweis des Ortsbürgermeisters, dass nun alles gezählt, gemessen und mit Katalognummern versehen sei, die neue Buchführung gleichwohl nichts mit einer herkömmlichen kaufmännischen Buchführung zu tun habe, und dass sie vor allem keinen zusätzlichen Cent in die Gemeindekasse bringe, bis hin zu Josef Reinerts (CDU-Fraktion) ärgerlichem "Für mich ist das alles Pupes, Blödsinn, der bloß Geld kostet". Was Herbert Rausch zum verständnisvollen "lieber Kollege Reinert, du stehst mit dieser Meinung nicht allein" veranlasste. Über neue kommunale Projekte der Dorferneuerung will sich der Rat Gedanken machen, nachdem Rausch auf die Frage "Wie viel Mittel stehen uns da zur Verfügung?" geantwortet hatte: " Welche Mittel?" Deutliche Worte fielen auch zum Thema unzureichende Polizeipräsenz. Der Ortsbürgermeister nahm den Auftrag des Rates an, sich für eine bessere polizeiliche Versorgung einzusetzen.

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