Kanzemer sind arme Schlucker

KANZEM. (kdj) Ortsbürgermeister Günter Frentzen sprach gelassen aus, was ohnehin jeder in Kanzem weiß: "Das kommt davon, dass wir arme Schlucker sind." Er kommentierte damit eine Mehreinnahme im Dorfetat: 2007 fließen 36 600 Euro mehr Schlüsselzuweisungen als im vergangenen Jahr aus der Landeskasse nach Kanzem.

Frentzen trug den Ratsmitgliedern den Haushaltsentwurf für das kommende Jahr vor, der mit 420 430 Euro Einnahmen und 761 680 Euro Ausgaben (Verwaltungshaushalt) erwartungsgemäß unausgeglichen ausfällt. Im Fehlbedarf von 341 250 Euro werden allerdings Beträge aus vergangenen Rechungsjahren "mitgeschleppt", beispielsweise rund 250 000 Euro aus dem Jahr 2005 und ein weiteres "bereinigtes" Fehl von rund 85 000 Euro aus dem Jahr 2006. Der jährlich neue Fehlbedarf wird sich - das bestätigte Frentzen auf Fragen aus der Ratsmitte - zwischen 70 000 und 90 000 Euro einpendeln. Der Entwurf des Vermögenshaushalts sieht für 2007 Einnahmen und Ausgaben von 70 200 Euro vor. 2006 waren es 187 500 Euro. Zu Beginn des Haushaltsjahrs 2006 hatte die Gemeinde Kanzem 457 000 Euro Schulden, neue Kredite wurden nicht aufgenommen, aber rund 22 000 Euro getilgt. Zu Beginn des neuen Haushaltsjahrs betragen die Schulden 435 000 Euro - das ist bei 578 Einwohnern eine Pro-Kopf-Verschuldung von 729 Euro; zu Beginn des Haushaltsjahrs 2006 lag sie bei 790 Euro. Der Rat stimmte dem Haushaltsplan 2007 mit sieben Ja-Stimmen bei fünf Enthaltungen zu. Auf eine dem durch seinen Vorsitzenden René Morbé vertretenen Bürgerverein "wichtige Frage" nach dem Stand der Realisierung eines Wohnmobil-Stellplatzes konnte Frentzen in der Einwohner-Fragestunde keine definitive Auskunft geben: "Ich weiß am meisten, aber alles ist nichtöffentlich. Es ist noch alles in der Schwebe, es gibt keine zuverlässige Information." Die Bitte des Bürgervereins, beim "Putzen" des Biotops durch die Bereitstellung eines Containers unterstützt zu werden oder die Aktion gemeinsam mit der Gemeinde zu veranstalten, wurde mit dem Kommentar "Das ist vorstellbar" zur Kenntnis genommen. Das ebenfalls vom Bürgerverein angesprochene Thema "Gefahr durch Giftpflanzen" am Altarm der Saar wird den Rat beschäftigen. Die Feuerwehr hatte bereits darauf hingewiesen, dass die Beseitigung nur unter Einsatz von schwerem Atemschutzgerät vorgenommen werden könne. Ohne Widerspruch stimmte der Rat der Einführung der kaufmännischen Buchführung (Doppik) zum 1. Januar 2009 zu. Allerdings drückten die Mienen einiger Ratsmitglieder Zweifel an einer positiven Auswirkung auf den Haushalt der Gemeinde aus. Ebenso einhellig war der Rat für die Auflassung der Weinlagenbezeichnung "Schlossberg". Sie wird seit Jahren nicht mehr bewirtschaftet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort