Kaum Eiswein-Lese an der Saar

Jubel im Weingut von Orthegraven in Kanzem: "Das war die Nacht der Nächte", freut sich Kellermeister Andreas Barth über die Eisweinlese in der Nacht von Freitag auf Samstag. Das Ergebnis: etwas über 100 Liter Riesling bester Qualität (200 Grad Oechsle).

 Bei Temperaturen um minus 15 Grad herrschten auch in den Nitteler Weinbergen optimale Bedingungen, um Eiswein zu lesen. Doch die meisten Trauben sind bereits geerntet worden. TV-Foto: Jürgen Boie

Bei Temperaturen um minus 15 Grad herrschten auch in den Nitteler Weinbergen optimale Bedingungen, um Eiswein zu lesen. Doch die meisten Trauben sind bereits geerntet worden. TV-Foto: Jürgen Boie

Kanzem. (jbo) Schon in den beiden Tagen zuvor war man im Kanzemer Weingut von Orthegraven ganz auf Eiswein eingestellt, verschob aber die nächtliche Traubenlese immer wieder. In der Nacht von Freitag auf Samstag aber nutzte man die sich bietende Gelegenheit und las die tiefgefrorenen Rieslingtrauben bei minus 14 Grad Celsius. Weingutschefin Heidi Kegel: "Das wird die Krone eines hervorragenden Jahrgangs 2009!"

Beim Wiltinger Spitzenweingut Egon Müller war man ebenfalls draußen und las Riesling. Über Mengen und Qualitäten wollte Egon Müller aber noch keine Prognose abgeben. Ihm war lediglich ein "Ja, wir haben Eiswein gelesen" zu entlocken. "Alles andere wird die Zukunft entscheiden", orakelte er geheimnisvoll.

Viele andere Weingüter in der Verbandsgemeinde Konz hatten es frühzeitig aufgegeben, auf Eiswein zu hoffen. "Es war im November einfach zu warm und zu nass", sagte Elke Ries vom Weingut Karl Sonntag in Nittel. Ähnliches berichteten die Nitteler Winzer Carina Curmann (Weingut Matthias Dostert) und Harald Apel (Hubertus M. Apel). In Oberbillig (Weingut Leick) oder Temmels (Weingut Hein) sah es nicht anders aus, so dass es im Jahr 2009 keinen Eiswein von der Obermosel zu geben scheint.

An der Saar waren die meisten Winzer ebenfalls vorsichtig und scheuten das Risiko, Trauben hängen zu lassen. "Die Qualitäten waren so gut, dass man gern alles gelesen hat, was da war, zumal die Mengen nicht üppig waren", sagt Michael Hutmacher aus Oberemmel. Eine Einschätzung, die die anderen Oberemmeler Winzer offensichtlich teilten.

Auch in Filzen bei Claus Piedmont verzichtete man auf das Risiko, Trauben auf Verdacht hin im Herbst nicht zu ernten.

Winzer wie Michael Hutmacher haben normalerweise keinen Eiswein im Programm und können es daher leicht verschmerzen, dass die Bedingungen für Eiswein am vergangenen Wochenende ideal waren. Alle anderen sind ein bisschen traurig. "Wir haben nicht mehr damit gerechnet, dass die Gelegenheit kommen würde", sagt Carina Curmann. Die jetzt noch in Nitteler Weinbergen hängenden Trauben bleiben daher wohl ein Festmahl für die Vögel.

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