Kontrolle von Partygästen von Motorradclub in Konz-Könen – Konzertbesucher kritisieren Großaufgebot

Konz · Ein Großaufgebot der Polizei hat am Samstagabend die Besucher eines Konzerts im Vereinsheim eines Motorradclubs in Konz-Könen (Kreis Trier-Saarburg) kontrolliert. Die Beamten begründen das Aufgebot mit Eigensicherungsmaßnahmen. Die Konzertbesucher kritisieren es als Steuerverschwendung.

 Schwerbewaffnete Bereitschaftspolizisten mit Sturmhauben haben die Kontrollen in Konz-Könen gesichert

Schwerbewaffnete Bereitschaftspolizisten mit Sturmhauben haben die Kontrollen in Konz-Könen gesichert

Foto: privat

Manch einer, der am Samstagabend durch das Könener Gewerbegebiet Konzerbrück gefahren ist, hat sich wohl die Augen gerieben. Standen da doch mehr als zwölf Mannschaftsfahrzeuge der Polizei, mehrere Wagen von Zivilfahndern und etliche Polizisten. Einige von ihnen hatten Sturmhauben an und Maschinenpistolen in der Hand.

Konzert ist Anlass für Einsatz

Solche Bilder erinnern an Anti-Terroreinsätze oder an Fußballderbys, bei denen Krawalle zu erwarten sind. Aber der Grund für die Aktion in Könen war das Konzert einer Coverband. Der Verein Harley Club Konz und Trier hat es organisiert. Hunderte Gäste sind zum Teil von weit her angereist. Weil sich der Verein ein Clubhaus mit dem umstrittenen Gremium Motorcycle Club (MC) teilt, ist die Polizei im Großaufgebot angerückt. Alle Wege zum Clubheim waren abgeriegelt. Die Beamten haben 50 Fahrzeuge mit 150 Insassen überprüft. Am Sonntag beschrieb die Polizei das Vorgehen auf TV-Anfrage als allgemeine Kontrolle ohne Beanstandungen .

Auf Nachfrage, ob bei Kontrollen dieser Art das Mitführen von Sturmhauben sowie Maschinenpistolen normal sei, hieß es am Montag: "Dieser Motorradclub gehört wie andere auch der Rockerszene an, so dass besondere Eigensicherungsmaßnahmen ergriffen wurden." Mit Eigensicherungsmaßnahmen begründet Polizeisprecher Karl-Peter Jochem die Größe des Aufgebots und das Tragen von Sturmhauben. Das sei für Bereitschaftspolizisten bei derartigen Einsätzen normal.

Die Konzertbesucher und die Clubmitglieder fühlen sich jetzt gegängelt. Obwohl sie sich nichts zuschulden kommen gelassen hätten, kontrolliere die Polizei immer wieder total überzogen, lautet der Tenor einer Diskussion im Netzwerk Facebook. Sobald es im Clubheim eine Party oder ein Konzert gebe, rückten Großaufgebote an. Auf TV-Anfrage rechnet ein Clubmitglied vor, dass um die 150 Beamten im Einsatz gewesen seien. "Zum dritten Mal in dieser Größenordnung, mir reicht's jetzt", schreibt der Mann im Internet. "Ich werde eine Beschwerde beim Steuerzahlerbund einreichen und beim Landesrechnungshof. Ich will wissen, was die Aktionen gekostet haben, das wird dann veröffentlicht." Da hätte man meinen können, es sei ein "Mafia-Treffen und kein Konzert", schreibt eine andere Nutzerin. Alle Moped- und Motorradfahrer würden über einen Kamm geschert, beschwert sich ein weiterer Kommentator.

Der Könener Ortsvorsteher Detlef Müller-Greis sagt, dass es bisher noch nicht zu Problemen im Zusammenhang mit dem Clubheim im Dorf gekommen sei. Er hat von der aktuellen Kontrolle nichts mitbekommen, bestätigt aber, dass die Polizei ihre Präsenz in Könen nach Ansiedlung des Gremium MC im Jahr 2010 erhöht hat. "Seitdem die da sind, sind mehr Streifen unterwegs, und es wird öfters kontrolliert."

Ähnlich groß wie am Samstag war die Kontrolle 2010, als der Club die Eröffnung des Vereinsheims gefeiert hat. Die Polizei befürchtete, dass die Hells Angels, ein konkurrierender Club, aus Luxemburg anreisen und einen Rockerkrieg vom Zaun brechen. Damals fanden die Beamten jedoch Schlagstöcke, Messer und Pfefferspray. Extra: Gremium Motorcycle Club

 Polizeikontrolle in Konz

Polizeikontrolle in Konz

Foto: privat

Der 1972 in Mannheim gegründete Motorradclub Gremium Motorcycle Club (MC) gilt mit 100 Niederlassungen in ganz Europa, Venezuela sowie in Thailand als der größte deutsche Motorradclub. 1983 wurde der Club als kriminelle Vereinigung verboten. 1991 wurde das Verbot wegen eines unzuverlässigen Kronzeugens aufgehoben. In Deutschland hat der MC etwa 1800 Mitglieder. 2013 geriet der Club mehrfach in die negativen Schlagzeilen. In Sachsen hat das Bundesinnenministerium nach Razzien den ganzen Regionalverband verboten. Kurze Zeit später gab es eine Razzia beim Ableger des Clubs in Landau. Dort wurden bei einer Razzia Waffen und Drogen gefunden.

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