Kontroverse um Polizeigewalt

Konz · Polizisten in Zivil geraten am Mittwochabend im Konzer Zentrum in eine Auseinandersetzung mit einer Gruppe. Die Beamten setzen Pfefferspray ein und nehmen zwei Männer, 24 und 16 Jahre alt, vorläufig fest. Diese sprechen von rassistisch motivierter Polizeigewalt und haben Anzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Kontroverse um Polizeigewalt
Foto: Frank Goebel

Eine Zivilstreife der Polizei wird am Mittwoch gegen 21 Uhr von einem Augenzeugen informiert, dass ein Mann mitten in Konz eine Frau schlage. Die Beamten eilen zum Ort der mutmaßlichen Auseinandersetzung in der Straße An der Lichtsmühle. Die Ereignisse ab diesem Zeitpunkt schildern zwei Seiten völlig unterschiedlich.

Das sagt die Polizei: Die Beamten finden am Ort des Geschehens "den Sachverhalt bestätigt", heißt es in der Mitteilung des Polizeipräsidiums Trier. Das heißt, sie bestätigen die Schilderung des Augenzeugen: Ein Mann schlägt mitten in Konz eine Frau. Als die Zivilstreife die Personalien der beiden feststellen will, "feinden sie die Polizisten, die sich als solche zu erkennen gaben, aggressiv an und suggerierten eine überzogene Polizeiaktion". Binnen kurzer Zeit, so schildert es die Polizei, erscheinen weitere Personen am Ort des Geschehens und "heizen die Atmosphäre auf".
Die Lage droht zu eskalieren, die Polizisten setzen Pfefferspray ein und fordern Unterstützung an. Ein 24-Jähriger und ein 16-Jähriger werden vorläufig festgenommen. Der 24-jährige, er sei erheblich vorbestraft, soll eine Frau geschlagen haben, der 16-Jährige soll einen uniformierten Polizisten attackiert haben, der zur Verstärkung gehört habe. Drei Polizisten werden verletzt, einer ist "dienstunfähig erkrankt". Eine ältere Frau, die zu der Auseinandersetzung hinzukommt, bricht zusammen. "Aus bisher nicht bekanntem Grund", sagt die Polizei. Sie wird mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht.

Das sagt der Festgenommene: Der 24-Jährige aus Konz wohnt mit seiner Familie nahe des Rewe-Markts im Konzer Zentrum. Der Mann, gebürtig aus einem afrikanischen Land, macht eine Ausbildung zum Maler und hat eine vierjährige Tochter. Im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund sagt er: "Ich komme nicht damit klar, dass wir hier so misshandelt werden, und will, dass der Fall öffentlich wird."
Deshalb schildert er seine Version: Am Mittwoch habe er zusammen mit seiner schwangeren Verlobten, jene Frau, die er laut Polizei geschlagen haben soll, das Auto auf dem Rewe-Parkplatz in Konz abgestellt. Dann habe er sich mit ihr geneckt - auch ein wenig geschubst. Schon wenige Sekunden später seien zwei Männer in Zivil mit einem Auto herangerauscht. Die beiden haben sich laut dem Mann nicht als Polizisten ausgewiesen. Er sei auf die Motorhaube eines Autos gepresst worden, habe sich aber losgerissen, ein Polizist sei ausgerutscht und hingefallen. Aus Wut habe dieser die Handschellen extrem fest gezogen, Pfefferspray und den Schlagstock eingesetzt.
Er habe ihn rassistisch beleidigt und mehrmals gesagt: "Geh zurück in dein Land!" Dann habe seine Verlobte eingegriffen, erzählt er. Die Schwangere sei zu Boden gedrückt und ebenfalls mit dem Schlagstock und Pfefferspray malträtiert worden. Erst dann habe sein 16-jähriger Schwager, der zu Hilfe geeilt sei, einen Uniformierten angegangen. Bei der Frau, die bei dem Vorfall kollabiert sei, handle es sich um seine herzkranke Schwiegermutter, sagt er. Sie liege im Krankenhaus. Auch seine vierjährige Tochter, die die Szene beobachtet habe, sei traumatisiert. Der Mann äußert sich gegenüber dem TV auch zu seinen Vorstrafen: Er sei mit 14 Jahren in zwei Schlägereien verwickelt gewesen und habe eine Falschaussage gemacht. Jugendsünden aus seiner Sicht. Seine Verlobte hat gegen die beiden Zivilpolizisten noch am Donnerstag Anzeige erstattet. Außerdem will er einen Anwalt einschalten.
Das Polizeipräsidium nimmt dazu Stellung: "Nach den bisherigen Erkenntnissen handelt es sich um haltlose Vorwürfe." Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Vorfalls.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort