Konzer Mordprozess: Ehefrau als Anstifterin beschuldigt - Angeklagter erweitert sein Geständnis

Konz/Trier · Mit einem erweiterten Geständnis hat der 41-jährige Hauptangeklagte im Konzer Mordprozess seine mitangeklagte Ehefrau (37) auf das Schwerste belastet. So schwer, dass die Verhandlung zunächst vertagt wurde. Für die Frau könnten die Karten neu gemischt sein - allerdings zum Schlechteren.

Anstiftung zum Mord statt Beihilfe zum Einbruchsdiebstahl? Für die 37-jährige Mitangeklagte im Konzer Mordprozess ist die Luft nach dem jüngsten Verhandlungstag der Trierer Schwurgerichtskammer äußerst dünn geworden. Der Grund ist ein schriftlich niedergelegtes Zusatzgeständnis des Hauptangeklagten, das sein Verteidiger Andreas Ammer am gestrigen Freitag verliest. Plötzlich erscheint die Ehefrau als die treibende Kraft hinter dem tödlichen Drama am 31. Juli auf Roscheid. Dort war der Angeklagte damals in das Haus der 63-jährigen Ex-Schwiegermutter seiner Frau eingedrungen, um an ihr Bargeld zu gelangen. Als sie ihn dabei ertappte, erwürgte er sie.

Schon am zweiten Verhandlungstag vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts hatte der Mann gestanden, dass es beim Einbruch in das Haus zur tödlichen Konfrontation mit der Bewohnerin gekommen war (der TV berichtete). Dabei hatte der gelernten Schweißer auch seine Ehefrau belastet: Als Tipgeberin, die von den hohen Bargeldbeträgen im Hauses der Ex-Schwiegermutter wusste und als Helferin, die während des Einbruchs im Auto wartete. Dazu kam noch die Aussage, dass seine Frau ihre "Ex-Schwiegermutter zutiefst hasste und sie am liebsten sterben sehen würde".

In seinem gestrigen Zusatzgeständnis schildert der Angeklagte die tieferen Hintergründe der Tat. Das Bild, das er dabei zeichnet, ist eine Art Psychogramm der Hörigkeit und Abhängigkeit aus Liebe. Es beginnt mit dem gemeinsamen Wunsch nach einem Kind, dem aber die finanzielle Schieflage des Paares gegenübersteht. Dann der Entschluss, bei der ehemaligen Schwiegermutter seiner Frau einzubrechen. Der Angeklagte beschreibt die steigende Angst am geplanten Tattag - "ich hatte seit 15 Jahren keinen Einbruch mehr gemacht" - und den ersten vergeblichen Anlauf, weil "uns auf Roscheid jemand beobachtet haben könnte." Dann schildert er den Abend des Tattages: "Wir warteten auf die Nacht. Gegen 1.30 Uhr hatte ich solche Angst, dass ich aufhören wollte." Doch sie sei unerbittlich gewesen: "Wir machen das jetzt. Und es wäre schön, wenn du sie dabei umbringen könntest."

Detailliert beschreibt er nochmals den Ablauf des Einbruchs, bis er von der 63-Jährigen entdeckt wird und sie ihn übel beschimpft. "Ich wollte nur noch, dass sie ruhig ist und habe an meine Frau gedacht, die im Auto wartete", heißt es weiter in der Niederschrift. Danach sei er wie in einen Traum verfallen, aus dem er nach zwei Stunden erwachte, neben sich die Ex-Schwiegermutter seiner Frau. Er meinte, sie röchele noch, wollte sie vergebens wiederbeleben. Dann verließ er mit den gestohlenen Geldbeträgen in einem Rucksack das Haus. "Ich glaube, ich habe sie erwürgt", habe er zu seiner Frau gesagt. Fix und fertig sei er gewesen, habe nicht schlafen können und den Rest der Nacht am Bett seiner schlafenden Frau gesessen und ihre Hand gehalten.
"Ich hatte sogar vor, mich der Polizei zu stellen. Doch dann war da wieder die Angst, meine Frau zu verlieren", heißt es weiter.

Das schriftliche Geständnis schließt mit den Worten: "Ich war vor Liebe blind und habe ihr alles geglaubt. Ich habe sie so geliebt, dass ich wie in einem Tunnel lebte."
Die Mitangeklagte hält ihr rot angelaufenes Gesicht stets halb verdeckt, während die Wortes ihres Mannes verlesen werden. Diese Worte klingen nicht, als seien sie frei erfunden. Es ist die verzweifelte Schilderung einer Beziehung. Eine Schilderung, die nur der so wiedergeben kann, der alles auch selbst durchlebt hat.

Der Verteidiger der Frau, Otmar Schaffarczyk, beantragt, die Sitzung zu vertagen. Er müsse erst intensiv mit seiner Mandantin reden, denn die Aussagen ihres Mannes könnten rechtliche Folgen für sie haben. Nach kurzer Beratung folgt die Kammer dem Antrag. Angekündigt wird auch die erneute Vernehmung einer Zeugin - sie hatte bei ihrer ersten Anhörung die Angeklagte in ein sehr positives Bild gerückt.

Die Verhandlung wird am Dienstag, 22. Juni, 9 Uhr, fortgesetzt.

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