Laute Böllerschüsse und frisches Brot

Konz · Die Leitung des Freilichtmuseums Roscheider Hof hat zum Keltertag eingeladen: eine Veranstaltung, die seit mehr als 20 Jahren ihren festen Platz im Terminkalender von vielen Familien aus Konz, Trier und der Umgebung hat.

 Wenn die Letzgesellen im Freilichtmuseum ihre Artillerie auspacken, ist ihnen die Aufmerksamkeit der Anwesenden sicher. TV-Foto: Rolf Lorig

Wenn die Letzgesellen im Freilichtmuseum ihre Artillerie auspacken, ist ihnen die Aufmerksamkeit der Anwesenden sicher. TV-Foto: Rolf Lorig

Foto: Rolf Lorig (flo), ROLF LORIG ("TV-Upload Lorig"

Konz. Böllerschüsse, Kampflärm, klappernde Kelter, sich gemütlich unterhaltende Menschen: Das sind einige Impressionen vom "Keltertag" im Freilichtmuseum Roscheider Hof.
"Nicht in jedem Jahr fällt die Apfelernte so gut aus", sagt Museumsleider und Konzer Ehrenbürger Ulrich Haas, der schmunzelnd den Betrieb an der Kelter beobachtet. Vor allem die Kinder schauen gebannt zu, wie sich in der historischen Kelter auf dem Freigelände dank des körperlichen Einsatzes von zwei kräftigen Männern Äpfel in Most verwandeln. Am Rand tauschen ein paar ältere Männer Erinnerungen aus. Auch sie haben vor Jahren zuhause mal gekeltert. Doch das sei schon sehr lange her, sagen sie.
Garantiert Bio


Rund 35 Säcke Äpfel haben freiwillige Helfer von den Bäumen speziell für das Kelterfest zusammengetragen. "Allerfeinstes Tafelobst und alles garantiert Bio", sagt Geschäftsführer Hermann Kramp und reicht ein Glas süßen Viez zum Probieren. Ein leckerer Schluck, der augenblicklich Lust auf mehr macht.
Eine kleine Erfrischung würde auch Hermann und Alexander Philippi jetzt gut tun. Wenn die beiden Bäcker ihren historischen Ofen anfeuern, ist ihnen das ganz besondere Interesse der Museumsbesucher gewiss. Schließlich fertigen die beiden Bäcker ihr Steinofenbrot auch noch nach alter Väter Sitte. Das Ergebnis schmeckt fein, und die Brote finden traditionell reißend Absatz.
Etwas weiter oberhalb sitzen Barbara Seiwert (Völklingen) und Gerlinde Lehnert (Tawern). Was die beiden Frauen auf den ersten Anblick von den Besuchern unterscheidet, ist die Kleidung und das spätmittelalterliche Handwerk, das sie einem interessierten Publikum zeigen. Sie sind Teil des Events "Lebende Geschichte", das seit sechs Jahren den "Keltertag" begleitet.
Der Konzer Karl Christmann hatte damals die Idee dazu. "Ich gehöre zu den "Letzgesellen", die 1477 Teil der Trierer Stadtgarde waren", sagt er. Wenn die heutigen Konzer und Trierer Mittelalterfans in ihren bunten Uniformen auftreten, stimmt nahezu jedes Detail. "Wir sind sehr um Originalität bemüht und wollen den Menschen zeigen, wie früher unsere Vorfahren gelebt haben", sagt Christmann. Und das reicht vom Kochen nach Originalrezepten, dem Schmieden von benötigten Metallteilen, dem Anfertigen von Stoffen und Schmuckbändern über das Fechten bis hin zur Praxisarbeit eines Feldarztes, dem so genannten Feldscher, und natürlich dem Abfeuern von alten Kanonen, was wiederum immer neue Besucher anlockt.
An diesem Wochenende sind die bunt gewandeten Menschen besonders zahlreich vertreten, befreundete Gruppen aus Frankfurt und Leverkusen sind zur Verstärkung angereist.
Zur besten Kaffeezeit stehen die beiden Bäcker nochmals im Mittelpunkt. Der köstliche Duft verrät es - die Nachwärme des erhitzten Ofens wurde zur Herstellung von leckerem Kuchen genutzt. Kein Wunder, dass das Kelterfest von einigen Besuchern inzwischen auch "Fest der Sinne" genannt wird.

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