Leben im historischen Gemäuer

Filzen/Wasserliesch · Zu Besuch in vorbildlich sanierten Häusern, die mit der Denkmalplakette des Landkreises ausgezeichnet wurden.

Leben im historischen Gemäuer
Foto: Herbert Thormeyer (doth) ("TV-Upload Thormeyer"
 Das Foyer des Weinguts Reverchon (Bild links) hat es der Bewertungskommission besonders angetan. Hans Maret hat einen siebenstelligen Betrag in die fünf Einzelgebäude gesteckt (Bild rechts).

Das Foyer des Weinguts Reverchon (Bild links) hat es der Bewertungskommission besonders angetan. Hans Maret hat einen siebenstelligen Betrag in die fünf Einzelgebäude gesteckt (Bild rechts).

Foto: Herbert Thormeyer (doth) ("TV-Upload Thormeyer"
 Optimale Raumausnutzung: Bettina und Ralf Kaduk-Antony in ihrer modernen Küche (Bild links) im historischen Haus Mühlenstraße 19 in Wasserliesch, das 400 Jahre alt ist (Bild rechts). TV-Fotos (4): Herbert Thormeyer

Optimale Raumausnutzung: Bettina und Ralf Kaduk-Antony in ihrer modernen Küche (Bild links) im historischen Haus Mühlenstraße 19 in Wasserliesch, das 400 Jahre alt ist (Bild rechts). TV-Fotos (4): Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth) ("TV-Upload Thormeyer"
Leben im historischen Gemäuer
Foto: Herbert Thormeyer (doth), HERBERT THORMEYER ("TV-Upload Thormeyer"

Filzen/Wasserliesch Viel Schutt und Müll fanden die neuen Eigentümer vor. Sie packten die Aufgabe, ihre Häuser wieder in Schmuckstücke zu verwandeln, trotzdem an. Das Weingut Reverchon in Filzen und ein Bauernhaus in Wasserliesch strahlen wie neu und sind authentisch restauriert. Strenge Auflagen des Denkmalschutzes mussten erfüllt werden.

Weingut Reverchon 2007 erwirbt Hans Maret gemeinsam mit seiner Frau Eva das historische Weingut Reverchon in Konz-Filzen aus dem Jahre 1840 mit Erweiterung um 1880. Der Hausherr zeigt Fotos vom vorgefundenen Zustand. Überall Müll und Verwahrlosung.
Doch Maret packt das Mammutprojekt an. Heraus kommt ein vorbildlich restauriertes Objekt, das mit anderen die Denkmalplakette des Landkreises verliehen bekommt.
Doch zuvor ist viel zu tun, sehr viel. "Ich wusste nicht, dass Wärmeschutz und Denkmalpflege ein Widerspruch sind", erinnert sich Maret. Dann kommt die Sache mit den Holzstützen. Ein Balkon droht herunterzufallen. Eisenträger müssen ins Holz eingezogen werden. Das sieht historisch aus und hält, wird aber sehr teuer.
Dass es überhaupt solche prachtvolle Winzerhäuser gibt, liegt für Maret auf der Hand: "Im 19. Jahrhundert verdienten Arbeiter zehn Pfennig die Stunde. Die Flasche Riesling wurde für zehn Reichsmark verkauft." Die Bahn beschleunigte noch das Geschäft mit den Superreichen, für die Saarwein damals das Edelste war, was es gab.
Der Vorbesitzer des Gutes ging in die Insolvenz, die traumhaften Zeiten waren vorbei. "Ich habe zuerst einmal die verrotteten Fässer aus dem Weinkeller geholt", sagt Maret. So schnell wie möglich sollte wieder eine Weinproduktion nach modernstem Standard aufgebaut werden, mit neuem, kompetentem Personal. Nur so war genug Geld da, das Haus zu retten.
Alle Dächer mussten ausgetauscht, die Haustechnik komplett erneuert und alles statisch gesichert werden. Viermal wurde der Baufortschritt von der Denkmalpflege kontrolliert, um sicherzustellen, dass auch die entsprechenden authentischen Baumaterialien verwendet werden.
Prägende Details mussten erhalten bleiben, wie etwa das Foyer im Hauptgebäude mit seiner Holztreppe und den historischen Fliesen sowie der umlaufende Balkon.
Insgesamt sind es fünf Gebäude mit Ferienwohnungen, Weinverkauf und genügend Platz für Fest und Feiern mit Blick auf den 20 Hektar großen Weinberg. Eine siebenstellige Summe war für dieses Ergebnis nötig. "Hier ist ein Stück Heimat erhalten worden", sagt der 66-jährige Investor zufrieden.

Mühlenstraße 19 in Wasserliesch Ein wesentlich kleineres, aber dafür noch viel älteres Haus haben Bettina und Ralf Kaduk-Antony in der Mühlenstraße 19 in Wasserliesch erworben. "1636 ist die Mühle mit Wohnhaus erstmals urkundlich erwähnt", sagen die beiden voller Stolz. 2011 haben sie das Wohnhaus gekauft. Doch vorher mussten sie zur Denkmalpflege. "Die Behörde musste zustimmen und den Eindruck gewinnen, dass wir die historische Instandsetzung auch schaffen", erinnert sich Bettina Kaduk-Antony. Das Paar aus Norddeutschland hat schon einmal in einem Fachwerkhaus gewohnt und war sofort in das "Millisch Kundel", so der Hausname, verliebt.
Doch auch hier lag eine Mammutarbeit vor den neuen Eigentümern, die in Wasserliesch auch Arbeit fanden. Für die beiden ist Denkmalschutz jedoch keine Last, obwohl vier Jahre lang jeden Tag selbst Hand angelegt wurde für das, was sie selbst imstande waren zu leisten. Alles andere übernahmen Fachfirmen. Zehn Abstimmungstermine gab es mit der Denkmalbehörde.
Auffallend ist: Jede Ecke und jeder Winkel ist intelligent genutzt. Was früher die sogenannte Schwarze Küche mit Räucherwaren und Steinbackofen war, bekommt jetzt Licht von oben. Liebevolle Dekorationen liefern Behaglichkeit. Auch in diesem Haus mussten Holzbalken gestützt werden. Die gesamte Haustechnik ist sehr modern. Holz heizt auch warmes Wasser. Die Heizung in den drei Stockwerken ist in den Wänden versteckt. "Wir haben uns sehr über die Denkmalplakette gefreut", sagt Bettina Kaduk-Antony. Jetzt halte das Haus bestimmt noch mal 400 Jahre.

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