Lehrer aus Leidenschaft

NITTEL/WELLEN/TEMMELS/WINCHERINGEN. "Nach der Schule ist vor der Schule." Das könnte das Motto von Alfons Büdinger sein. Der pensionierte Lehrer hat 35 Jahre lang ehrenamtlich die Volkshochschule Nittel, Wellen, Temmels und Wincheringen geleitet.

 Alfons Büdinger war 35 Jahre lang Leiter der Volkshochschule Nittel, Wellen, Temmels und Wincheringen. Für das Ehrenamt benötigte er zu Hause ein eigenes Büro. TV-Foto: Jürgen Boje

Alfons Büdinger war 35 Jahre lang Leiter der Volkshochschule Nittel, Wellen, Temmels und Wincheringen. Für das Ehrenamt benötigte er zu Hause ein eigenes Büro. TV-Foto: Jürgen Boje

Alfons Büdinger hat sich ganz der Bildung verschrieben. Von Beruf Lehrer, verheiratet mit einer Lehrerin, konnte er auch nach Feierabend nicht von seiner Passion lassen. Jetzt hat der gebürtige Ayler nach 35 Jahren die Leitung der Volkshochschule in Nittel, Wellen, Temmels und Wincheringen abgegeben. "Freiwillig - es war an der Zeit", sagt der akkurate, schlanke Mann mit der rahmenlosen Brille. Angefangen hat alles im Sommer 1971. Büdinger, Lehrer in einer typischen Dorfschule in Wellen mit Schülern aus sechs Jahrgängen in zwei Klassen, war voller Tatendrang, und so sagte er zu, als der damalige Pfarrer von Wellen, Burkhard Klein, mit der Idee eines "Volksbildungswerks" zu ihm kam. Lehrer, Organisator, Buchhalter und Kassierer

Günstig war, dass der inzwischen 65-Jährige eine Dienstwohnung im Schulgebäude hatte. Er war damit Hausherr in eigener Sache und konnte auch abends die Räume in der Schule für Veranstaltungen nutzen. Gleich im ersten Jahr bot das Team Pfarrer/Lehrer zehn Kurse und einige Vorträge an. Das "Volksbildungswerk" der beiden Wellener wurde in die Kreisvolkshochschule (VHS) integriert, sodass das Projekt von Anfang an auf sicheren finanziellen Füßen stand. Aber damit allein war es nicht getan. Ab 1973 war Büdinger allein für die Organisation und Abrechnung der Kurse zuständig, da sich Pfarrer Klein wegen Arbeitsüberlastung zurückgezogen hatte. Für Büdinger hieß das, sich um Dozenten zu bemühen, Räume zu organi-sieren und Werbung für die Kurse zu machen. Bis 1990 war er sogar parallel dazu für die Buchführung zuständig, das heißt, er musste unter anderem die Teilnahmege-bühren kassieren und die Dozentenhonorare abrechnen. Das VHS-Büro befand sich in seinem Haus, die Familie war speziell zu Beginn der Kurse ständig in den "Bürodienst" eingespannt. Der Lehrer aus Leidenschaft ließ es sich nämlich nicht nehmen, zu Beginn eines jeden Kurses unter seiner Regie zu erscheinen. "Man muss vor Ort sein und die Leute kennen." Dank dieser Erfolgsformel konnten oft Kurse, die möglicherweise wegen zu geringer Teilnehmerzahl nicht zustande gekommen wären, dann doch angeboten werden. Außer-dem wusste Büdinger so, wo die Interessen seiner Kundschaft lagen und konnte deshalb das Angebot "seiner" VHS optimal ausrichten. "Die Kursinhalte haben sich natülich oft geändert", erzählt Büdinger. "Als wir anfingen, gab es weder Computer noch nennenswerte Pendlerströme nach Luxem-burg." Heute machen Sprachkurse einen beträchtlichen Teil des Angebots aus, da einige Luxemburger Arbeitgeber Luxemburgisch- und Französischkenntnisse verlangen. Ganz zu Beginn der VHS in Wellen gab Büdinger sogar noch selbst Französisch-Unterricht. Daneben organisierte er Seminare für Schreibmaschineschreiben, Buchführung für Winzer- und Landwirtschaftsbe-triebe oder Mengenlehre. Heute beschäftigt man sich eher mit dem Internet oder den Kulturen ferner Länder. Geblieben sind Kurse zu Kindererziehungsfragen, Kochen, Sport und Handarbeiten. "Wir haben uns bei den Kursangeboten am Bedarf orientiert und immer versucht, zusätzlich Neues anzubieten", beschreibt Büdinger die Vorgehensweise.Ziel: Jedes Jahr eine schöne Reise

Einiges von den Kursinhalten, die Büdinger in der VHS anbot, interessiert den ruhigen und entspannten Mann auch selbst. "Die Ausflüge zu naturkundlich oder kulturgeschichtlich bedeutsamen Zielen in der näheren Umgebung waren immer sein besonderes Steckenpferd", erzählt Maria Dumrese von der VHS Konz, die Büdingers Arbeit weiterführt. Und Angebote für Kinder und Jugendliche sollten auch immer dabei sein. Kein Wunder, wusste der Pädagoge, der von 1981 bis 2000 die Grundschule in Wincheringen leitete, doch aus eigener Anschauung ganz genau, welche Angebote für die ganz jungen Leute interessant sind. Früher waren das zum Beispiel die Filmabende, die er ein- bis zweimal im Monat in den verschiedenen Schulgebäuden veran-staltete. Für seine Zukunft hat Büdinger keine großen Pläne. "Jedes Jahr eine schöne Reise, solange die Gesundheit mitspielt", sagt er freundlich lächelnd. "Und nach Südfrankreich, da gefällt es uns so gut!" Da blinzelt das Interesse an Bildung, Sprachen und Kultur schon wieder um die Ecke. Kennen Sie interessante Persönlichkeiten, die Sie der Redaktion des Trierischen Volksfreunds für die Rubrik "Menschen - ganz nah" gerne empfehlen würden? Dann senden Sie uns eine E-Mail unter trier@volksfreund.de.

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