Liebeserklärung an die Region

KONZ. Karl-Heinz Frieden arbeitet seit einigen Wochen in seinem neuen Amt als Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde Konz. Der bisherige Ortsbürgermeister von Nittel ist Nachfolger von Bernhard Henter, der dieses Amt nach seiner Wahl in den rheinland-pfälzischen Landtag aufgegeben hat.

Frieden ist ein Mann der Region: In Trier in eine Winzerfamilie hineingeboren, in Nittel aufgewachsen und dort noch immer ansässig, die (jüngst abgerissene) Konzer Knabenschule besucht, am Auguste-Viktoria-Gymnasium in Trier das Abitur abgelegt, Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und Bonn, promoviert, früh in verantwortliche Positionen im Weinbau-Bereich der Landwirtschaftskammer berufen, ausgestattet mit der "Lizenz zu Höherem", blieb der heute 47-Jährige immer der Region verbunden. 17 Jahre lang war Karl-Heinz Frieden zunächst vom Rat der Gemeinde Nittel, dann von den Bürgern im direkten Entscheid gewählter ehrenamtlicher Bürgermeister des Weinbauorts an der Obermosel. "Ich habe gemeinsam mit den Bürgern und den Ratsmitgliedern einiges bewegt." Nittel sei ein moderner Ort geworden, sagt Frieden, wo sicherlich - wie auch anderswo - noch einiges getan werden müsse. Am guten Willen fehle es nicht, wohl aber am Geld. Der Bürgersinn habe dazu beigetragen, dass in seinem Heimatort viel bewältigt worden sei, aber der im "Skontobereich" liegende finanzielle Spielraum des Rates setze überall Grenzen. Dennoch sehe man in der Kommunalpolitik, "dass eine Entscheidung wirkt". Grenzen, das ist ein Stichwort für Karl-Heinz Frieden. Schon während seines Engagements als Ortsbürgermeister betrieb er seine ganz besondere Art der "Außenpolitik". Ihm war es wichtig, Verbindungen zum auf der anderen Moselseite gelegenen Ort Machthum neu zu knüpfen und auszubauen. Frieden hält nichts von Kirchturmpolitik. "Wir haben die gleichen Interessen; warum sollten wir sie nicht gemeinsam vertreten? Warum sollen wir nicht gemeinsam feiern?", fragt er. "Die von der anderen Seite" sieht Frieden als gute Nachbarn: "Wir sind doch ein Stamm!" Seit der großen Öffnung nach Europa ist klar, dass er Recht hat. Vehement wehrt er sich gegen die Einschätzung, dass die hiesige Region eine "sterbende Region" sei. "Viele junge Menschen kommen hierher, viele junge Familien, denen wir etwas bieten müssen. Diese Region hat Zukunft", konstatiert Frieden. "Kann mir nicht vorstellen, anderswo zu leben"

Der Kommunalpolitik will Frieden nach seinem Ausscheiden aus dem Ehrenamt des Ortsbürgermeisters noch mehr verbunden bleiben. Das könnte ihm, der einerseits die oft steinigen Wege des kommunalen Geschäfts, aber auch die Wege nach Trier und Mainz und vor allem die Menschen der Region kennt, leicht fallen. "Ich hatte", sagt er, "mir vorgenommen, im Jahr 2009 nicht mehr zur Wiederwahl als Ortsbürgermeister zur Verfügung zu stehen. Als das Amt hier neu zu besetzen war, habe ich eine große Chance gesehen, der Region treu zu bleiben, der meine Familie und ich so sehr verbunden sind. Mir ist unsere Kulturlandschaft ans Herz gewachsen. Ich kann mir nicht vorstellen, anderswo zu leben. Wir haben im Familienrat beschlossen, hier zu bleiben, und diese Entscheidung war richtig." Eine Liebeserklärung an die Region. Einen Weinberg besitzt er nicht, aber "so viel Prokura, dass ich im Keller des brüderlichen Weinguts Ausschau halten darf", habe er immer. Hobbys habe er nicht viele, sagt Frieden, sein liebstes: Er joggt. Seine Aufgaben in der Verbandsgemeindeverwaltung sind vielfältig. Zu ihnen gehören die Bereiche VG-Werke (Wasser und Abwasser), Schulen und Bildung, Soziales und Sport, Hoch- und Tiefbau, Landwirtschaft und Weinbau und der Katastrophenschutz. Karl-Heinz Frieden fühlt sich gut aufgenommen in Konz. Und er freut sich jedes Mal, wenn er Menschen wieder trifft, die er lange nicht gesehen hat. "Dann denke ich gelegentlich an die alte Knabenschule…"

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