Luft- und Planungshoheit für Fledermäuse

KONZ-KÖNEN. Sie haben die Luft- und Planungshoheit über dem Konzer Stadtteil Könen: Fledermäuse der Gattung "Großes Mausohr" und "Hufeisennase".

Weil die ursprünglich vorgesehene Bebauung des neuen Siedlungsgebiets "Im Pferdegarten" den nächtlichen Luftverkehr der geschützten Flattertiere zwischen ihren Wohn- und Bruthöhlen bei Temmels und den Insekten-reichen Jagd- und Nahrungsgebieten bei Wasserliesch beeinträchtigen würde, können vier der ursprünglich 98 geplanten Zweifamilienhäuser nicht gebaut werden.Bürgermeister nicht erheitert

Was die zahlreichen Besucher der Ortsbeiratssitzung (und auch einige Mitglieder des Gremiums) im Könener Gasthaus "Kiefer" zum Schmunzeln oder gar Lachen brachte, fand Bürgermeister Winfried Manns nicht besonders erheiternd. Er wies darauf hin, dass die EU-Behörden peinlich genau auf die Einhaltung der Schutzbestimmungen für Fauna und Flora achten. Und die würden sich bei Missachtung eines Gutachtens zum Flugverhalten der Fledermäuse "regulierend" einschalten. Rücksicht nehmen, allerdings nicht so einschneidend, mussten die Planer auch auf weiteres Fluggetier: Den durch künftige Baumaßnahmen möglicherweise beeinträchtigten Wendehälsen muss ein neues Brutgebiet angeboten werden. Im neuen Baugebiet sind ausschließlich Zweifamilienhäuser vorgesehen; eine "schleichende" Ausweitung auf Mehrfamilienhäuser soll nicht möglich sein. Die zu erwartende durchschnittliche "Einwohnerdichte" berechnen die Planer auf 3,2 Personen pro Wohnung. Besondere Schallschutzmaßnahmen sind - so die Planer - nicht erforderlich: Die erlaubten Grenzbelastungen von 60 dB am Tag und 50 dB bei Nacht werden, ausgehend von den zu erwartenden Fahrzeugbewegungen, nicht erreicht. Ortsvorsteher Peter Wincheringer: "Das wird noch besser, wenn erst einmal die Umgehung kommt…" Auch der Betrieb auf dem Sportplatz soll die künftigen Bewohner nicht belästigen: Hier sind ein ausreichender Abstand zwischen Sportgelände und obendrein ein zwei bis zweieinhalb Meter hoher Lärmschutzwall vorgesehen. Das Material für den Wall soll der Baustellenaushub liefern. Kopfzerbrechen bereitet die von den Anwohnern geforderte weitere Verkehrsberuhigung im Verlauf der Brunnenstraße. Weil eine automatische Verkehrs-Zählanlage wegen des gewundenen Straßenverlaufs nicht eingesetzt werden konnte, musste nach alter Väter Sitte mit Strichlisten gezählt werden. Ergebnis: Täglich bewegen sich rund 1700 Fahrzeuge durch die Brunnenstraße in Richtung Gewerbegebiet und zurück zur B 51, mit dem nächtlichen Verkehr kommen die Zähler auf rund 2000 Fahrzeugbewegungen. Der Vorschlag, die Brunnenstraße zeitabhängig zur ins Gewerbegebiet führenden oder aus dem Gebiet herausführenden Einbahnstraße zu machen, lässt sich nach der Straßenverkehrsordnung nicht realisieren. Wohin soll Verkehr gelenkt werden?

Ein zeitliches "Verbot der Einfahrt" ließe sich nur durch ein so genanntes "Klappkennzeichen" verwirklichen - eine umstrittene Lösung. Bürgermeister Manns: "Das ist ein sehr sensibles Thema." Ortsvorsteher Wincheringer gab zu bedenken: "Wohin soll der Verkehr verlagert werden?" In Absprache mit der Verwaltung soll nun nach einer praktikablen Lösung gesucht werden. Der Investitionsplan für den Zeitraum 2006 bis 2010 wurde ohne Änderungen genehmigt. Er sieht für das laufende Kalenderjahr Ausgaben von rund 432 000 Euro vor, wobei die "Erneuerung des Daches und Schaffung von Jugendräumen an der Sporthalle Könen" mit 155 000 Euro und der Umbau einer Wohnung in der Grundschule Könen zu einem Kommunikationszentrum mit 157 000 Euro die dicksten Brocken sind.

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