"Luftschlacht" mit Haken und Ösen

KONZ. Als der Konzer Bürgermeister Michael Kutscheid und der Könener Ortsbeiratsvorsitzende Rohles den Aero-Club nach Konz-Könen holten, wollten sie den Bürgern und Besuchern der Stadt am "Saar-Mosel-Delta" Attraktion und Spannung bescheren. Es ist ihnen geglückt. Die Attraktion des Flugsports ist geblieben, und Spannung gibt’s – im Plural.

Der Kampf um die Lufthoheit dauert schon länger als der Zweite Weltkrieg. Beklagten sich anfangs einige Anwohner der Gemarkung Hödstatt hauptsächlich über das "Sirren" des Schleppseils, mit dessen Hilfe eine Winde Segelflugzeuge in die Luft zog und das nach dem Ausklinken zu Boden sank, so sind die Vorwürfe im Lauf der Jahre harscher geworden. Tricksereien und Vorwürfe

Trickserei um eine Änderung des Pachtvertrags zwischen dem Aero-Club und der Stadt Konz, worin die Höchstzahl der Starts mit welchen Flugzeugen und Verfahren und zu welchen Zeiten genau festgehalten ist, werfen die Gegner dem Aero-Club vor, und dass nicht alle Starts von Motorflugzeugen ordnungsgemäß protokolliert würden - vor allem dann, wenn die Flugaufsicht nicht oder nicht ordnungsgemäß besetzt sei. Und sie glauben, noch schwereres Flugabwehr-Geschütz auffahren zu können: Zwei fotografisch festgehaltene Vorfälle belegten, dass so genannte Seilabstürze durchaus gefährlich sein können. So trieb ein Schleppseil nach einem Start in Richtung Siedlung ab, stürzte auf ein Wohnhaus und zertrümmerte einige Dachziegel. Einen weiteren Seil-Absturz fotografierten Platzgegner, als ein Kunststoff-Schleppseil auf eine Freileitung fiel; das wird gern als Sturz auf eine Hochspannungsleitung bezeichnet. Das Foto zeigt allerdings Menschen, die das Seil mit bloßen Händen von einer offensichtlich stromlosen (Telefon-?) Leitung ziehen. Zwar ist tatsächlich ein Stahlseil in Flugplatznähe auf eine Hochspannungsleitung gefallen, aber zu einem anderen Zeitpunkt. Menschen wurden nicht getroffen. Die Aufsichtsbehörden stuften keinen der drei Seilabstürze als Flugunfall ein. Längst benutzt der Aero-Club anstatt des schweren Stahlseils weniger als zehn Kilogramm je 1000 Meter wiegende Kunststoffseile, sie werden von einem Bänderfallschirm gebremst, wenn die Startwinde sie im Bereich der Start- und Landebahn zu Boden zieht. Drei weitere Argumente für die Betriebssicherheit führen die Flugsportler ins Feld: Die Piloten müssen grundsätzlich bereits beim Start vom Wohngebiet "weg halten", bei starkem Wind in Richtung Hödstatt sind Windenstarts verboten. Keine Sicherheitsprobleme gibt es laut Aero-Club auch bei "F-Starts" - wenn Segelflugzeuge von einem Motorflugzeug hochgeschleppt werden. Deren Höchstzahl ist im Pachtvertrag auf 16 pro Tag festgelegt. Der Vorwurf der "Schwarz-Fliegerei" ist nach Ansicht des Aero-Clubs bösartig, denn wegen der Topografie der Start- und Landebahn könne kein Pilot die Strecke zwischen Start, Abhebepunkt und ausreichender Flughöhe über einem Hindernis einsehen: "So verrückt, ohne ausreichende Sicht und Einweisung durch einen Flugleiter zu starten und ein Hindernis zu rammen, ist niemand. Außerdem wird jeder Start peinlich genau dokumentiert, die Unterlagen sind Urkunden."Anschuldigungen und Vorwürfe

Weitere Anschuldigungen: Angeblich wollen Geschäftsleute von Könen aus zu ihren Firmen in anderen Städten fliegen. Indes: Jede Anreise per Auto wäre, selbst bei einigen Staus, schneller zu bewerkstelligen; die (gemeint sind die Flugsportler) warten nur darauf, dass (zwischen Flugplatz und Wasserliesch) ein Golfplatz mit einem Hotel angelegt wird, damit die "Bonzen" mit ihren Privatflugzeugen einfallen können. Dieser Vorwurf wird als abenteuerliche Hypothese zurückgewiesen; die Lärmbelästigung durch Motorstarts überschreitet das höchstzulässige Maß. Bei Messungen durch Gutachter produzierten an der Hödstatt vorüberfahrende Mopeds erheblich mehr Lärm... Eine Aufzählung aller Vorwürfe ergäbe ein Buch. Der zähe "Kampf um die Lufthoheit", in dem es weniger um die Zahl der erlaubten Motorstarts als um die Definition des erlaubten Motorfluggeräts geht (der Aero-Club will seine alte "Morane" gegen eine neue, leisere Maschine austauschen), wurde bisher mit Pachtvertrags-Entwürfen, Zusagen und Ablehnungen, zweifelhaften Beweisfotos und einer Flugblatt-Aktion ausgetragen, ohne dass ein zufrieden stellendes Ergebnis abzusehen wäre. Einen der Gründe für die Zerrüttung des ursprünglich durchaus gutnachbarschaftlichen Verhältnisses zwischen Flugsportlern und Anwohnern sehen Beobachter vor allem in den Aktivitäten einiger erbitterter Flugplatzgegner, die sich zuerst neben dem Fluggelände niedergelassen und dann ihren "Feldzug" eröffnet haben. Bürgermeister Winfried Manns - des Dauerstreits überdrüssig - ist bereit, die schwierige Aufgabe eines Moderators zu übernehmen, wenn alle Beteiligten zu einer vernünftigen Übereinkunft bereit sind. "Eine Ausweitung des Flugbetriebs wird es allerdings nicht geben." Auch Alois Zyber, Vorsitzender des Aero-Clubs, ist zu Gesprächen bereit, wobei er hinzufügt, "dass der letzte Entwurf des Pachtvertrags, der nach Vorgesprächen mit Vertretern des Ortsbeirats von Herrn Manns zu Papier gebracht wurde, zum Thema Flugbetrieb wohl das Ende der Fahnenstange bedeutet". Wegen der Winterpause herrscht nun "Waffenstillstand" auf der Hödstatt, vielleicht kühlen die zuweilen überhitzten Gemüter ein wenig ab. So weit wie in Bayern, wo vor Jahren ein vom Fluglärm genervter Bastler mit einer selbstgebauten, Knödel verschießenden "Kanone" Nato-Tiefflieger zu vergrätzen suchte, sind die Kontrahenten hier jedenfalls noch nicht.

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