Luxemburger investieren 23 Millionen Euro in Perl

Perl · 23 Millionen Euro soll das neue Agrarzentrum in Perl kosten. In Luxemburg wurde über den Projektstandort im Vorfeld heftig diskutiert - im Rennen war auch der Hafen Mertert. Die Bauarbeiten sollen im ersten Halbjahr 2012 beginnen. Sämtliche Beteiligte sehen in dem Projekt nur Vorteile.

Perl. Der Bau des Agrarzentrums in Perl (der TV berichtete) wird konkret. De Verband, der luxemburgische Zusammenschluss der Agrargenossenschaften, hat jetzt mit Proagri Deutschland eine Tochterfirma gegründet, die die geplante Futtermittelfabrik und den Getreidesilo bauen und betreiben soll.
"Alle Genehmigungen sollten noch im ersten Halbjahr 2012 vorliegen. Dann fangen wir auch direkt mit dem Bau an", sagt Jos Jungen, Generaldirektor beim luxemburgischen De Verband. Vor wenigen Tagen gab es ein erstes Gespräch im saarländischen Wirtschaftsministerium, bei dem über Auflagen und Planungen gesprochen wurde. "Wir sehen keine Probleme, den Bau entsprechend den Vorschriften umzusetzen", meint Jungen.
Überhaupt ist Jungen sehr angetan von der Kooperationsbereitschaft der deutschen Behörden. "Wir stellen jetzt die erforderlichen Dokumente zusammen. Da das Projekt technisch ausgereift ist, wird es keine Überraschungen geben", erläutert der Generaldirektor. Dass das Agrarzentrum auf deutscher Seite entsteht, war lange Zeit umstritten: Auch der Hafen Mertert gegenüber von Temmels war im Gespräch. Dort hätte der luxemburgische Staat das Vorhaben auch finanziell unterstützt. Dennoch: Auf deutscher Seite kostet das Zentrum weniger - auch ohne finanzielle Unterstützung. Daher fiel die Entscheidung für Perl.
Dort ist man ähnlich optimistisch wie in Luxemburg. "Wir unterstützen das Projekt. Im Moment sind die Planer und Architekten am Zug, aber von unserer Seite aus gibt es keine Bedenken", sagt der Perler Bürgermeister Bruno Schmitt. Dass das Agrarzentrum mit 20 Arbeitsplätzen, für das De Verband etwa 23 Millionen investiert, in Perl angesiedelt wird, freut den Lokalpolitiker außerordentlich. "Wir bieten eine vorhandene Infrastruktur mit Anschluss an die Wasserstraße Mosel", nennt Schmitt den möglicherweise entscheidenden Grund, warum sich die Luxemburger für seine Gemeinde entschieden haben.
Generaldirektor Jungen bestätigt dies: "Bislang haben wir einen Getreidesilo in Metz betrieben. In Perl bauen wir jetzt einen größeren mit einem Fassungsvermögen von 35 000 Tonnen. Wir rechnen damit, 50 000 bis 60 000 Tonnen Ölsaaten und Getreide im Jahr per Schiff zu unseren Kunden zu transportieren", erläutert Jungen. Abnehmer der Produkte des neuen Agrarzentrums gibt es sogar in den Niederlanden.
Von dem neuen Agrarzentrum profitiert nach Einschätzung des saarländischen Bauernverbands auch die regionale Landwirtschaft. Geschäftsführer Hans Lauer: "Die Futtermittelfabrik und der Getreidesilo steigern die Nachfrage nach unserem Getreide. Und unsere Landwirte können von dort auch Futter- und Düngemittel beziehen." Das Gleiche gilt auch für die Landwirte im Landkreis Trier-Saarburg.
Walter Clüsserath, der Vorsitzende des Bauern- und Winzerverbands im Kreis Trier-Saarburg, stand dem Projekt, unabhängig davon, ob es in Perl oder Mertert entsteht, bereits im Sommer positiv gegenüber: Vorteile für die Region seien zum einen darin zu sehen, dass Konkurrenz das Geschäft belebe. Zum anderen sei die Nähe für die Landwirte vom Hochwald bis an die Sauer gegeben.
Extra

De Verband ist ein Zusammenschluss verschiedener luxemburgischer landwirtschaftlicher Genossenschaften. Gegründet wurde die Gruppe 1909. In Luxemburg beherrscht sie den Markt. 90 Prozent der dort verkauften Agrarprodukte stammen von dem Verband. Mit der geplanten Expansion will er der wachsenden Bedeutung des europäischen Marktes gerecht werden und neue Märkte erschließen. Von 1991 bis 2010 hat er seinen Jahresumsatz laut luxemburgischen Medienberichten von 24 Millionen auf 119 Millionen Euro gesteigert. Das bedeutet für den Verband in den vergangenen 20 Jahren eine jährliche Umsatzsteigerung von elf Prozent. Der Verband investiert auch in Colmar-Berg. Dort steckt er 38 Millionen Euro in den zweiten Standort des Agrarzentrums. 100 Arbeitsplätze sollen entstehen. cmk/jka

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